Corona-Lage sorgt für Angst bei Profivereinen Profisport - die große Angst vor den nächsten Geisterspielen

Stand: 24.11.2021 13:13 Uhr

Die steigende Hospitalisierungsrate sorgt für ein Schreckensszenario bei Profivereinen: Im Basketball, Volleyball, Eishockey und Co. könnte es bald wieder leere Ränge geben. Die Folgen wären fatal.

Stefan Holz muss am Mittwoch (24.11.2021) erst einmal tief durchatmen. Der Geschäftsführer der Deutschen Basketball-Liga hat am Morgen schon unzählige Telefonate hinter sich. Es geht - mal wieder - um Corona und die Folgen der Pandemie.

"Natürlich machen wir uns gegenwärtig wieder große Sorgen", sagt Holz, "wir sind im ständigen Austausch mit unseren Vereinen, die vor allem die erneute Ungewissheit fürchten. Sie wissen nicht, was die steigende Hospitalisierungsrate bedeuten wird. Müssen sie bald wieder ohne Zuschauer spielen? Nur mit einem Teil?"

Rasant steigende Inzidenzen, an der Belastungsgrenze arbeitende Intensivstationen und drastische Einschränkungen der Politik: Die vierte Welle der Corona-Pandemie hat Deutschland in der Vorweihnachtszeit fest im Griff. Während der Amateursport in Bundesländern wie Sachsen und Thüringen bereits ausgesetzt wurde, darf im Profibereich weiter gespielt werden - wenn auch zum Teil vor leeren Rängen.

Bundesweiter "Flickenteppich" als Problem

Was macht das Aufflammen der Corona-Pandemie mit dem deutschen Profisport? Bringt er ihn in den nächsten Wochen und Monaten wieder komplett zum Erliegen? Oder geht es mit Teil-Einschränkungen weiter? Laut Basketball-Funktionär Holz ist es vor allem die Planungs-Unsicherheit, die seine Vereine an den Rand der Verzweiflung bringt. "Die Politik beschert uns aktuell wieder einen Flickenteppich, die Zuschauereinschränkungen sind bundesweit nicht einheitlich geregelt. Das macht's schwierig. Wenn man als Wirtschaftsunternehmen nicht verlässlich planen kann, ist das eigentlich das schlimmste Szenario."

Die Vereine der Basketball-Bundesliga sind ohnehin schon im Minus, haben insgesamt seit Corona ein Drittel weniger Zuschauer. Die Einnahmesituation ist regional aber sehr unterschiedlich. "Wir reden da von 15 bis 60 Prozent effektiven Zuschauerrückgängen gegenüber 2019", erklärt Holz.

"Staatliche Coronahilfen müssen verlängert werden"

Für Holz kann es angesichts dieser Situation nur eine Lösung für die Vereine geben: Die eigentlich Ende Dezember auslaufenden Coronahilfen für Profisportvereine müssen verlängert werden. "Die Staatshilfe hat in den letzten Monaten die Vereine am Leben gehalten. Das muss jetzt verlängert werden."

Ins gleiche Horn stoßen die Volleyballer. Julia Retzlaff, Geschäftsführerin der deutschen Volleyball-Bundesliga findet: "Ohne staatliche Coronahilfen wird's kaum gehen." Sie sieht vor allen Dingen auch Wettbewerbsverzerrung auf ihre Ligen zukommen: "Wir haben in Sachsen jetzt schon Geisterspiele. Das bedeutet für die dortigen Klubs natürlich einen wirtschaftlichen Schaden. Aber es ist auch sportlich ein Nachteil, wenn man die Heimspiele vor leeren Rängen bestreiten muss."

"Dann kommen viele nicht mehr" - Eishockey ganz besonders gefährdet

Ganz heikel ist die pandemische Entwicklung vor allem für den professionellen Eishockeysport. Wohl nirgends sonst sind die laufenden Kosten aufgrund großer Spielerkader, dicker Infrastruktur und fetter Reisekosten wohl so hoch wie im Kufensport. Entsprechend dünnhäutig beurteilen die Vereinsvertreter einen möglichen Lockdown für Zuschauer. "Geisterspiele mitten in der Saison wären für uns echt schwierig", sagt Felix Dötsch, Sprecher des Bundesligisten Iserlohn Roosters.

Die Sauerländer haben vorerst noch Glück: Ihre Halle fasst keine 5.000 Zuschauer, darf dementsprechend laut der atuellen Coronazahlen noch voll ausgelastet werden. Aber sie wissen natürlich um die drohenden Entwicklungen: "Wir lassen die Leute im Moment unter 2G-Bedingungen in die Halle. Bekommen wir 2 G+, also dass Geimpfte und Genesene auch noch einen aktuellen Test mitbringen müssen, ist klar: Dann kommen viele nicht mehr."

DFL lehnt Unterbrechung des Spielbetriebs ab

Unterdessen wird vielerorts auch schon jetzt über eine Unterbrechung des laufenden Spielbetriebs diskutiert. Vor allem in Bundesländern mit hoher Hospitalisierungsrate und Zuschauerausschlüssen ist das ein Thema. So hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) gerade erst die Forderung des Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue nach einer Unterbrechung des Spielbetriebes zurückgewiesen. Die DFL verwies in einer Stellungnahme auf die "abgestimmte Linie aller 36 Clubs", in der Corona-Pandemie immer auf Basis der staatlichen Vorgaben zu agieren, twitterte der Dachverband am Mittwoch. "Ein selbstverhängter, flächendeckender Lockdown im Sinne einer Saison-Unterbrechung ist daher kein Thema."

Aues Präsident Helge Leonhardt hatte einen Fußball-Lockdown angesichts der steigenden Inzidenzwerte bis Ende Dezember gefordert. Die Inzidenz im Erzgebirgskreis lag am Dienstag bei 1346,4. Leonhardt riet deshalb, Sorgfalt vor Gier walten zu lassen. "Wir müssen einfach den Schutz der Menschen in den Vordergrund stellen, Vorbilder sein", sagte der Unternehmer am Dienstagabend im Gespräch mit "Sport im Osten", "diesen Appell sende ich auch an die DFL, egal, ob er dort gehört wird oder nicht."

"Saison muss nicht durchgequetscht werden"

Angesichts der steigenden Corona-Infektionsfälle in den Mannschaften sieht Leonhardt eine Wettbewerbsverzerrung, da Spieler für die Partien ausfallen. Zudem wird in den Bundesländern die Zulassung von Zuschauern unterschiedlich gehandhabt. In Sachsen werden in den höchsten drei Ligen keine Besucher mehr zugelassen. "Es kann nicht das Ziel sein, die erste Saisonhälfte um jeden Preis bis Weihnachten durchzupeitschen", sagte Leonhardt.