Die deutsche 4x100-m-Staffel mit Alexandra Burghardt (v.l.n.r.), Gina Lückenkemper, Rebekka Haase und Tatjana Pinto bei der Leichtathletik-WM in Eugene.

So lief der achte WM-Tag Licht und Schatten bei DLV-Staffeln - McLaughlin überragend

Stand: 23.07.2022 07:39 Uhr

Mit einem Fabel-Weltrekord hat Sydney McLaughlin Gold über 400 m Hürden gewonnen. Die deutsche Frauen-Staffel sprintete ins Finale, das Männer-Quartett erlebte einen bitteren Tag. Hoffnungsträger Bo Kanda Lita Baehre zitterte sich ins Stabhochsprung-Finale. So lief der achte Wettkampftag bei der Leichtathletik-WM in Eugene.

400 m Hürden: McLaughlin mit Fabel-Weltrekord

Olympiasiegerin Sydney McLaughlin (USA) sicherte sich mit dem ersten Weltrekord in Eugene den Titel über die 400 m Hürden. Die 22-Jährige unterbot in unglaublichen 50,68 Sekunden ihre vier Wochen zuvor an gleicher Stelle erzielte vorige Bestmarke um gleich 73 Hundertstel. Silber ging an die Niederländerin Femke Bol (52,27) vor Titelverteidigerin Dalilah Muhammad (USA/53,13).

"Es ist unwirklich", sagte McLaughlin, die sich neben der 70.000 US-Dollar-Prämie für WM-Gold noch über eine Weltrekordprämie in Höhe von 100.000 US-Dollar freuen darf.

400 m Hürden: Sydney McLaughlin mit Fabel-Weltrekord

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4x100 m Staffel Frauen: Lückenkemper und Co. im Finale

Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase liefen im Hayward Field souverän ins 4x100-m-Staffel-Finale - als Dritte ihres Vorlaufs in 42,44 Sekunden. In derselben Besetzung, aber in anderer Reihenfolge, hatte das DLV-Quartett bei den Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen Jahr Platz fünf belegt. "Die Kurve macht mir Spaß", sagte Lückenkemper, die im Einzel das Halbfinale erreicht hatte, in der Sportschau. "Mal schauen, was im Finale geht." Schlussläuferin Haase gab die Marschroute aus: "Jetzt heißt es Vollgas."

Deutsche Sprintstaffel souverän im Finale

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In 41,56 Sekunden legte die US-Staffel die beste Zeit hin, vor Großbritannien (41,99) und Jamaika (42,37), das allerdings seine Topläuferinnen Shelly-Ann Fraser-Pryce, Shericka Jackson und Elaine Thompson-Herah noch nicht im Einsatz hatte. Das Finale steigt am Sonntag (4.30 Uhr MESZ).

4x100 m Staffel Männer: Bitteres Aus für DLV-Quartett

Das deutsche Männer-Quartett Kevin Kranz (Wetzlar), Joshua Hartmann (Köln), Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburg) kam im ersten Vorlauf auf der Innenbahn in 38,83 Sekunden auf Platz vier, nachdem Japan und Nigeria disqualifiziert wurden. Das reichte aber nicht zum Weiterkommen.

Hartmann musste beim ersten Wechsel abbremsen. "Kann sein, dass ich ein bisschen zu früh losgelaufen bin. Wir haben alles gegeben von Bahn eins, da kann man nichts machen", sagte Hartmann. In dieser Besetzung hatte die Staffel Anfang Juni den deutschen Rekord auf 37,99 Sekunden gedrückt.

Deutsche 4x100 m Staffel scheitert im Vorlauf

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Weltverband ändert kurzfristig Setzsystem - DLV-Einspruch abgelehnt

Ärgerlich: Weil der Weltverband das Setzsystem für die Vorläufe nur zwei Tage vor dem Wettkampf geändert hatte (nicht nur Staffel-, sondern auch die Einzelzeiten wurden gewertet), musste das nun schlechter eingestufte deutsche Männer-Quartett auf Bahn eins antreten, die im engen Stadion von Eugene noch unangenehmer zu laufen ist als ohnehin schon. Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mitteilte, hatte er gegen die "kurzfristige und nicht eindeutig transparente" Änderung Einspruch eingelegt. Dieser wurde abgelehnt.

Stabhochsprung Qualifikation Männer: Lita Baehre und Zernikel im Finale

Hoffnungsträger Bo Kanda Lita Baehre hat nach einer Zitterpartie das Finale im Stabhochsprung erreicht. Der Vierte von Doha 2019 übersprang im dritten und letzten Versuch 5,75 m. Weil danach nur noch zwölf Springer im Wettbewerb waren, wurde die Qualifikation beendet - eigentlich waren 5,80 m gefordert. Neben Lita Baehre schaffte auch Oleg Zernikel den Sprung in die Entscheidung am Montag (2.25 Uhr MESZ, live im Ersten).

Stabhochsprung: Oleg Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre im Finale

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Der WM-Debütant aus Landau hinterließ einen starken Eindruck und übersprang alle Höhen inklusive 5,75 m ohne Fehlversuch. Torben Blech (Leverkusen) scheiterte dreimal an seiner Einstiegshöhe von 5,30 m und schied damit auch bei seiner dritten großen weltweiten Meisterschaft nach der WM 2019 und Olympia 2021 in der Qualifikation aus.

Topfavorit Armand Duplantis (Schweden) benötigte nur zwei Sprünge für die erfolgreiche Qualifikation, 5,65 und 5,75 m meisterte der 22-Jährige jeweils im ersten Versuch. Dem Weltrekordler, Olympiasieger und Europameister fehlt nur der WM-Titel noch in seiner Sammlung.

400 m Männer und Frauen: Norman und Miller-Uibo holen WM-Titel

US-Sprinter Michael Norman und Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas sicherten sich die Titel über 400 m. Staffel-Olympiasieger Norman setzte sich am Freitag in 44,29 Sekunden durch, Miller-Uibo erzielte hochklassige 49,11 Sekunden. Hinter Norman, der den WM-Titel über die Stadionrunde erstmals seit 2013 wieder in die USA holte, gewann Kirani James (Grenada/44,48) Silber. Bronze ging an den Briten Matthew Hudson-Smith (44,66). Weltrekordler Wayde van Niekerk (Südafrika) kam auf Platz fünf.

Hinter Miller-Uibo, für die es nach Silber 2015 und 2019 über 400 m sowie Bronze 2017 über 200 m der erste WM-Titel war, holte sich wie bei Olympia Marileidy Paulino (Dominikanische Republik/49,60) Silber. Bronze ging an Sada Williams (Barbados/49,75). Titelverteidigerin Salwa Eid Naser (Bahrain) fehlte wegen einer Dopingsperre.

35 km Gehen Frauen: Zweites Gold für Peruanerin

In 2:39:16 Stunden machte Kimberly Garcia Leon den zweiten Titelgewinn in Eugene mit deutlichem Vorsprung perfekt. Bei der ersten WM-Entscheidung in Eugene hatte die Peruanerin die erste Leichtathletik-Medaille für ihr Land überhaupt geholt. "Ich habe immer davon geträumt, in einer Sportart, die ich seit meinem fünften Lebensjahr mit großer Leidenschaft betreibe, Geschichte zu schreiben", sagte Garcia Leon.

Ebenfalls historisch: Wie über die 20 km gewannen auch Katarzyna Zdzieblo aus Polen (2:40:03) und die chinesische Olympiasiegerin von 2012, Shijie Qieyang (2:40:37), wieder Silber und Bronze. Das gab es so bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Gehen zuvor noch nie.

Speerwurf Finale Frauen: Gold für Barber - Fuchs nur Zwölfte

Kelsey-Lee Barber hat ihren WM-Titel im Speerwurf verteidigt. Mit der Jahresweltbestleistung von 66,91 m verwies die Australierin Kara Winger aus den USA (64,05) und die Japanerin Haruka Kitaguchi (63,27) auf den Silber- und Bronze-Rang. Olympiasiegerin Liu Shiying (China) wurde nur Vierte.

Annika Marie Fuchs (Potsdam) landete auf Platz zwölf. Die 25-Jährige warf 56,46 m, damit fehlten ihr dreieinhalb Meter für den Endkampf der besten Acht. Die Bestleistung der deutschen Vizemeisterin liegt bei 63,68 m (2019). "Das ist wahnsinnig enttäuschend. In jeder Trainingseinheit wirft man weiter als das", sagte Fuchs. Europameisterin Christin Hussong (Zweibrücken) hatte ihren Start kurzfristig abgesagt.

800 m Frauen Halbfinals: Hering und Kolberg ausgeschieden

Die deutsche Meisterin Christina Hering und WM-Debütantin Majtie Kolberg verpassten das 800-m-Finale am Montag (3.35 Uhr MESZ/live im Ersten). Hering wurde trotz eines mutigen Rennens Letzte ihres Laufs (2:01,57 Min.). Kolberg verkaufte sich teuer und kam in ihrem Rennen auf Platz sechs (2:01,36). "Am Ende haben mir noch ein paar Körner gefehlt. Ich hoffe, dass die irgendwann kommen. Insgesamt bin ich aber mega happy", sagte Kolberg.

800 m: Die drei Halbfinals der Frauen

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Schnellste in den Halbfinals war Olympiasiegerin und Topfavoritin Athing Mu (USA/1:58,12) vor der Olympiazweiten Keely Hodgkinson (Großbritannien/1:58,81). Titelverteidigerin Halimah Nakaayi (Uganda) schied überraschend aus.

Kurzer Abschied: Felix läuft in der 4x400-m-Staffel

Die erfolgreichste Leichtathletin der WM-Geschichte gibt nur acht Tage nach ihrem vermeintlich letzten Rennen bei einem Großereignis ihr Comeback. Allyson Felix geht in der Nacht zum Sonntag (2.10 Uhr MESZ) im Vorlauf für die 4x400-m-Staffel der USA an den Start. "Die Trainer haben gefragt, ob ich verfügbar wäre, und es war ausgeschlossen, dass ich das Team im Stich lasse", teilte die 36-Jährige nach AP-Angaben mit.

Felix hat in ihrer Karriere 19 Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen und insgesamt 30 Mal bei einer WM oder Olympischen Spielen auf dem Podest gestanden. Mit der 4x400-m-Mixed-Staffel hatte sie am ersten Tag der WM in Eugene Bronze geholt und war danach unter großer Anteilnahme der Zuschauer gefeiert und verabschiedet worden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr