Hürdensprinter Devon Allen
analyse

Busemanns WM-Orakel Hürden: Allen erst Weltmeister und dann NFL-Star?

Stand: 14.07.2022 16:25 Uhr

Holt der kommende Wide Receiver der Philadelphia Eagles Gold und setzt Sydney McLaughlin die nächste Bestmarke? Die Hürden-Vorschau von ARD-Leichtathletik-Experte Frank Busemann.

110 m Hürden

Wow, 12,84 Sekunden! Das war mal ein Statement. Devon Allen war schon immer ganz gut, lief aber immer unter dem Radar. Bis zu diesem Jahr, als er die drittschnellste Zeit, die jemals gelaufen wurde in New York hinlegte - nur 0,04 Sekunden vorbei am Weltrekord. Dabei degradierte er keinen Geringeren als den Hallen-Weltrekordler und Olympiazweiten Grant Holloway zum Statisten.

Lieber Wide Receiver als Leichtathlet?

Allen hat nach Eugene einen Profivertrag als Footballer bei den Philadelphia Eagles aus der NFL unterschrieben. Was für ein Armutszeugnis für die Leichtathletik? Der Weltmeister verdient als Wide Receiver mehr als als Bester seines Fachs über die Hürden? Oder macht er noch den Wechselrückzieher?

Bei den US-Trials sicherte er sich allerdings mit nur drei Tausendsteln Vorsprung auf Platz vier das Ticket. Souverän geht anders. Titelverteidiger Holloway schaute sich das Finale in Eugene von der Tribüne aus an, hat aber immer ein paar Problemchen. Sind es die Nerven, wenn Druck von hinten kommt oder bekommt er dicke Beine?

Und vielleicht springt Jamaikas Olympiasieger Hansle Parchment wieder ein, wenn die Amis vorne sich nicht einigen können, wer gewinnen will. Hat in Tokio ja auch schon mal geklappt. Und irgendwann kommt Juniorenweltrekordler Sasha Zhoya. Aber in Eugene noch nicht.

Gregor Traber hat da schon einiges mehr an Erfahrung als der 20 Jahre alte Franzose, die muss er aber auch voll einbringen, um im Vorlauf Saisonbestleistung zu laufen.

100 m Hürden: US-Girls haben meist die Nase vorn

Der Hürdensprint der Frauen geht seit Jahren meist über die Amerikanerinnen. Bei den Meisterschaften sind Vorleistungen allerdings nichtig. Die Trials versprechen für Olympiasiegerin Jasmine Camacho-Quinn aus Puerto Rico harte Gegenwehr auf dem Weg zum Sieg.

Den machen ihr Weltrekordlerin Kendra Harrison oder US-Vize Alaysha Johnson streitig. Auch in Eugene sehen wir wieder, dass die Karten im Finale neu gemischt werden und nur die Nervenstärkste gewinnt. Die drei genannten haben allesamt nichts zu verlieren.

400 m Hürden: Dreikampf um den Titel?

Hier purzelten die Weltrekorde wie sonst Bestleistungen nach Einführung neuer Altersklassen. Tokio zeigte im vergangenen Jahr, was Carbon-Spikes mit den richtigen Athleten drin in dieser rhythmisch-lastigen kraftausdauerökonomischen Disziplin bringen. Eine Rekordattacke wie 2021 wird es erstmal nicht geben, da hier alles zusammenkam, was für derartige Tage vonnöten ist.

Karsten Warholm verletzte sich zum Saisonauftakt und hofft, rechtzeitig wieder konkurrenzfähig zu sein. Er wird sich mit den zwei anderen Big Boys Rai Benjamin und Alison dos Santos wieder um die Medaillen prügeln.

Die deutschen Langhürdler schafften es nach den tollen olympischen Spielen leider nicht nach Eugene, die Normzeit von Joshua Abuaku kam aufgrund einer Verletzung zu Saisonbeginn eine Woche zu spät.

Weltrekord bei den Frauen möglich

Bei den Frauen sehen wir ein ähnliches Bild. Der Weltrekord von Sydney McLaughlin bei den Trials lässt darauf schließen, dass auch in Eugene wieder noch nie Dagewesenes für den Titel notwendig sein wird. Zumal sie direkt nach ihrem Sturmlauf verlauten ließ, dass da noch ein bisschen mehr im Tank zu sein scheint. Die Olympiadritte Femke Bol schickt sich an, Dalilah Muhammad den Rang abzulaufen und zur Topjägern der Olympiasiegerin zu werden.

Carolina Krafzik zeigte mit einem tollen Lauf in Tokio bei Olympia, was sie draufhat. Da muss einiges zusammen kommen. Aber mit ihrer Erfahrung kann sie in Eugene das Halbfinale erreichen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:20 Uhr