Deutschlands Jannik Kohlbacher in Aktion

WM-Test DHB-Team verliert gegen Island den Faden

Stand: 07.01.2023 18:02 Uhr

Die deutschen Handballer haben das erste von zwei WM-Testspielen gegen Island verloren. Dabei sahen sie lange wie der Sieger aus.

Das war ein Stimmungsdämpfer: Deutschlands Handballer haben im vorletzten WM-Härtetest einen wertvollen Sieg auf der Zielgeraden verspielt. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag Island mit 30:31 (18:14) und schenkte sechs Tage vor dem Start in die Weltmeisterschaft einen zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Vorsprung leichtfertig her. Ein "lange Zeit sehr, sehr gutes Spiel" sah Gislason, "es ist ärgerlich, dass wir das dann herschenken," sagte er im ZDF.

Knorr und Golla beste deutsche Werfer

Spielmacher Juri Knorr und Kapitän Johannes Golla waren vor 8.872 Zuschauern in der ausverkauften Bremer Arena mit jeweils sechs Toren die besten Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die lange Zeit konstant spielte, dann jedoch auch bedingt durch personelle Wechsel den Faden verlor. Island erholte sich in einer spannenden Schlussphase noch vom zwischenzeitlichen 23:17 (41.) aus deutscher Sicht.

Chance zur Revanche

Das Gislason-Team testet bereits am Sonntag (08.01.2023) in Hannover bei der Generalprobe für das Turnier in Polen und Schweden (11. bis 29. Januar) ein weiteres Mal gegen den EM-Sechsten aus Island. Anschließend zieht die Mannschaft zur finalen Vorbereitung in die Sportschule Barsinghausen um, der Abflug in den Vorrundenspielort Kattowitz erfolgt am Donnerstag.

Island zu Beginn stark

Gislason hatte seine Landsleute mehrfach als "Geheimfavoriten" auf eine WM-Medaille bezeichnet. Und im ersten Aufeinandertreffen mit seinem Heimatland als Bundestrainer sah der 63-Jährige anfangs, wie die Isländer stark loslegten. Die Gäste von der Vulkaninsel bestraften deutsche Fehlwürfe in der Offensive zu Beginn eiskalt.

Deutschland stabilisiert sich schnell

Nach dem ersten DHB-Treffer durch Philipp Weber nach rund vier Minuten stabilisierte sich das deutsche Spiel jedoch. Zwar hatte die Deckung vor Andreas Wolff zunächst Probleme, insbesondere mit dem Magdeburger Gisli Porgeir Kristjansson. Doch auf der Gegenseite wurde Deutschland immer gefährlicher. Patrick Groetzki traf beim 7:6 (12.) zur ersten Führung.

Auf der Spielmacherposition fand Knorr, der bei den Rhein-Neckar Löwen bislang eine fantastische Bundesliga-Saison spielt, mit einer guten Übersicht häufig spielerische Lösungen - und wenn nicht, schloss er selbst ab. Auch die Defensive stellte sich zunehmend besser auf das isländische Spiel ein.  Der Lohn: Eine Vier-Tore-Führung, die Deutschland erfolgreich bis zur Pause durchbrachte.

Gislason rotiert, das Spiel kippt

Gislason, von 2006 bis 2008 Islands Nationaltrainer, probierte viel aus. Im Innenblock rotierten Golla, Shootingstar Julian Köster und Simon Ernst durch. Insgesamt lief es in der Abwehr zwar nicht perfekt, aber bereits sehr ordentlich. Auch als Island unmittelbar nach Wiederbeginn auf einen Treffer verkürzte, behielt die DHB-Auswahl zunächst einen kühlen Kopf - und schlug stark zurück: Rune Dahmke erhöhte von Linksaußen auf 23:17 (41.).

Gislason brachte nun die "Back-ups" Joel Birlehm im Tor und Luca Witzke auf der Mitte, nun wurde das deutsche Spiel unsicherer, Island nutzte dies eiskalt und zog noch vorbei. Die vielen Wechsel führten zu einem Bruch im deutschen Spiel. Gislason reagierte und schickte wieder sein Top-Trio im Rückraum sowie Stammtorwart Wolff auf das Parkett. Doch das half am Ende nichts mehr.

Gislason: "Liegt nicht am System oder an den Wechseln"

Gislason wollte seine Wechsel allerdings nicht als Ausrede gelten lassen. "Wenn man ganz klare Chancen vergibt, dann liegt es nicht am System oder an den Wechseln", sagte der Coach, der auch beim auffälligen Knorr Luft nach oben sieht: "Er macht 40 Minuten lang ein sehr gutes Spiel, aber er macht auch teure Fehler. Er ist ein junger Spieler."

In Polen trifft Deutschland in Vorrundengruppe E zum Auftakt auf Asienmeister Katar. Weitere Gegner im Kampf um die Hauptrunde sind Serbien am 15. Januar sowie Algerien am 17. Januar.