Handball THW Kiel oder zurück in die Heimat: Was macht Sagosen?

Stand: 15.10.2021 08:35 Uhr

Sportlich läuft für Handball-Bundesligist THW Kiel alles nach Plan. Und dennoch gibt es an der Förde Sorgen: Superstar Sander Sagosen zögert mit der Vertragsverlängerung über 2023 hinaus, weil ihn ein Lockruf aus Norwegen erreicht hat.

In Kolstad, einem Stadtteil von Sagosens Geburtsstadt Trondheim, haben Investoren Großes vor. Sagosens Jugendclub, der noch nie Meister war, soll nicht nur in Norwegen zur Nummer eins aufsteigen, sondern auch in Europa durchstarten - und damit die Kieler Pläne durchkreuzen, die mit der spektakulären Verpflichtung des Weltklassehandballers vor zwei Jahren eine neue Erfolgs-Ära einleiten wollten.

Der 26 Jahre alte Sagosen soll beim THW perspektivisch den sieben Jahre älteren Domagoj Duvnjak als Kopf der Mannschaft beerben - dieselbe Rolle ist für ihn nun allerdings auch in Kolstad vorgesehen, wo zudem sein Vater Erlend Teil des Trainerstabs ist.

Szilágyi: "Druck lastet auf Sagosen"

"Heimatstadt, Heimatverein - das ist etwas sehr Emotionales", sagte Kiels Geschäftsführer Viktor Szilágyi dem NDR und schob hinterher: "Das Projekt in Kolstad ist für den norwegischen Handball eine Jahrhundert-Chance - und stark abhängig von der Personalie Sagosen. Dieser Druck lastet jetzt auf ihm, das ist eine sehr schwierige Situation für ihn." Und Szilágyi weiß auch, wie schwierig es deshalb ist, den Rückraumstar beim deutschen Rekordmeister zu halten.

"Wie aus dem Nichts ist dieses Projekt gekommen, das mit nichts anderem vergleichbar ist. Ich bin mir sicher, dass es für Sander Sagosen überhaupt kein Thema wäre, wenn es irgendwo anders auf der Welt wäre."
— Viktor Szilagyi über das Projekt Kolstad

"Unser Angebot liegt vor. Es ist alles besprochen. Der Ball liegt jetzt bei Sagosen und seinem Berater. Aber es ist sicherlich nicht so, dass mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit steigt, dass er verlängern wird", ist Szilágyi Realist. "Man muss sich darauf einstellen, dass er uns nach Vertragsende 2023 verlassen wird."

Neben der familiären Karte könnten die Norweger aufgrund ihrer Mäzene vor allem die finanzielle erfolgreich spielen: "Aber wir werden jetzt nicht den THW in seine Heimatstadt verlegen", so Szilágyi.

"Das Thema wird uns noch eine Weile begleiten"

Die Kieler hoffen darauf, dass die sportlichen Perspektiven den Ausschlag zugunsten des Champions-League-Siegers von 2020 geben. Sagosen wisse, was er an Kiel habe, sagte Szilágyi: "Er weiß von unseren Plänen. Er weiß auch, dass die Zusammenarbeit auf eine lange Zeit angelegt war - auch von ihm aus."

Dass sich die unklare Situation auf die Leistung auswirkt, glaubt der THW-Manager nicht: "Er ist Profi. Sicherlich beschäftigt ihn die ganze Sache, aber nicht auf der Platte, nicht im Spiel. Er hat auch in dieser Saison große Ziele mit uns." Klar sei aber auch: "Das Thema wird uns sicherlich noch eine Weile begleiten."

Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 14.10.2021 | 23:03 Uhr