Johannes Golla gegen Katar

Handball-EM 2024 Wechsel, Kreisläufer, 6-0-Abwehr: Basiswissen Handball

Stand: 18.01.2023 11:35 Uhr

Um ein Handballspiel zu verstehen, braucht es etwas Grundwissen über die Spielform und die gängigen Begriffe. Weil auch zur Handball-WM nicht nur Kenner die Spiele bei uns im TV oder den Livestreams verfolgen, erklären wir hier die wichtigsten Begriffe rund um Kreisläufer, Kempa-Trick und "Schnelle Mitte" im Überblick.

Dass grundsätzlich sechs Feldspieler und ein Torhüter pro Team gleichzeitig auf dem Feld stehen dürfen und der Sechsmeterkreis vor dem jeweiligen Tor nicht betreten werden darf, sind die grundlegenden Regeln, die man kennen muss, um auch die Spielformen zu verstehen.

Ein Spiel dauert 2x30 Minuten, die Uhr wird auf Schiedsrichtersignal angehalten - Nachspielzeit gibt es also nicht.

Wie oft darf man im Handball wechseln?

Beim Handball dürfen die Teams jederzeit und unbegrenzt wechseln, eine Spielunterbrechung erfolgt dadurch nicht. Die Spieler müssen das Feld innerhalb der markierten "Wechselzone" verlassen, die von der Mittellinie aus 4,50 Meter in die jeweilige Hälfte lang ist. Passiert das nicht oder betritt ein Spieler das Feld, bevor der auszuwechselnde Spieler es verlassen hat, gibt es ein Signal vom Kampfgericht, das auf Höhe der Mittellinie sitzt, und im Anschluss eine Zeitstrafe - "Wechselfehler".

Es gibt einige Spezialisten, die zum Beispiel vorwiegend in der Abwehr eingesetzt werden und bei eigenem Ballbesitz zur Bank sprinten. Die meisten Handballer spielen allerdings Angriff und Abwehr, denn ständiges Wechseln würde den Teams die Chance auf Konter nehmen.

Was ist die "schnelle Mitte"?

Die "schnelle Mitte" begünstigt Konter: Nach Torerfolgen darf der Anwurf schnell von der Spielfeldmitte ausgeführt werden, solange das angreifende Team noch nicht über der Mittellinie ist. Kassiert das abwehrende Team kein Tor und startet prompt einen schnellen Gegenangriff, heißt das im Handball "Tempogegenstoß".

Welche Positionen gibt es im Handball?

Die Positionen sind im Angriff grundsätzlich immer gleich. Rechtsaußen, Halbrechts, Mitte, Halblinks, Linksaußen und Kreisläufer. Letzterer bewegt sich oftmals mit dem Rücken zum gegnerischen Tor zwischen den gegnerischen Abwehrspielern, um Räume freizusperren oder selbst angespielt zu werden. Auf den Halb-Positionen spielen meist wurfgewaltige Spieler, die Außen sind etwas leichter, kleiner und schneller, um die Konter zu laufen und beim Wurf möglichst weit in den Wurfkreis zu springen - was einen besseren Winkel zum Tor ermöglicht.

Der Spielmacher auf der Mitte kann, je nach Konzept, auch selbst als torgefährlicher Werfer agieren, soll aber in der Regel vor allem seine Kollegen in Szene setzen und das Spiel dirigieren. Die Spieler auf der rechten Angriffsseite sind im Idealfall Linkshänder, auch das hat mit dem besseren Wurfwinkel zu tun und ermöglicht bei Angriffs-Spielzügen eine größere Variabilität.

Im Profibereich, aber auch in einigen unteren Ligen, setzen die Spieler auf "Harz", das den Ball griffiger macht und extrem klebt. Es ermöglicht mehr Kontrolle und erleichtert "Dreher", also gedrehte Würfe, und das einhändige Fangen.

Welche Angriffsvarianten gibt es - was ist der "siebte Feldspieler"

Bei Spielzügen kreuzen die Spieler ihre Wege im Rückraum und ziehen damit im Optimalfall die Abwehr auseinander, auch ein "Auflösen" auf zwei Kreisläufer durch einen Rückraum- oder Außenspieler ist möglich.

Risikofreudige Trainer können ihren Torwart im eigenen Angriff gegen einen siebten Feldspieler austauschen. Vor allem bei Zeitstrafen gegen das eigene Team nehmen viele Trainer das Risiko des leeren eigenen Tores in Kauf, um im Angriff die numerische Unterlegenheit auszugleichen.

Wie kann die Abwehrformation aussehen?

Es gibt verschiedene Deckungssysteme, deren Benennung von hinten nach vorn erfolgt. Bei einer "6-0-Abwehr" stehen die sechs Abwehrspieler in der Ausgangsposition mit den Fersen am eigenen Wurfkreis. Bei einer "5-1-Formation" agiert ein Spieler zentral vor den anderen fünf, auch eine "3-2-1" oder eine "4-2" sieht man immer mal wieder.

Offensivere Deckungsvarianten bewirken oft mehr Zweikämpfe und sind gegen wurfgewaltige Teams ein gutes Mittel, den Gegner vom Tor fernzuhalten. Sie bieten, wenn die Spieler sich nicht genug seitwärts bewegen, aber auch größere Lücken.

Auch bei einer 6-0-Deckung stehen die Abwehrspieler nicht starr am eigenen Kreis. Je nachdem wo der Ball ist, treten sie bis auf die Neunmeterlinie (das ist die gestrichelte Linie, von der auch die Freiwürfe ausgeführt werden) heraus.

Weitere Begriffe - von Sprungwurf bis Kempa-Trick

Sprungwurf: Wurf aus dem Sprung.
Schlagwurf: Wurf aus dem Lauf.
Hüftwurf: Seitlich vom Körper ausgeführter Wurf, oft an der Hüfte des Gegenspielers vorbei.
Kempa-Trick: Nach Bernhard Kempa benannter Wurf, bei dem ein Spieler den Ball in die Luft zum bereits im Sprung befindlichen Mitspieler wirft, der ihn dann noch vor der Landung aufs Tor wirft. Besonders schwierig.
Übergeben-Übernehmen: Die Praxis, einen angreifenden Gegenspieler an den Nebenmann in der Abwehr zu übergeben.