Handball-Bundestrainer Alfred Gislason während des Supercup-Spiels Magdeburg gegen Kiel.

Bundestrainer vor dem Liga-Start Gislason wünscht sich mehr Spielzeit für Nationalspieler

Stand: 01.09.2022 13:59 Uhr

Ein Handschlag im Kabinengang, ein entspanntes Gespräch am Spielfeldrand. Handball-Bundestrainer Alfred Gislason war beim Supercup in Düsseldorf in seinem Element. Gislason steht im permanenten Austausch mit den Vereinen und seinen Kandidaten für die DHB-Auswahl, um den aktuellen Leistungsstand zu überprüfen.

Spiele wie der Supercup in Düsseldorf und der 36:33-Erfolg für Pokalsieger THW Kiel gegen Meister Magdeburg sind willkommene Anlässe zum Austausch, zumal Gislason mit seiner großen Erfahrung als Spieler und Trainer absoluter Insider der Szene ist. Auch für den Bundestrainer ist Kiel ernsthaftester Meisterkandidat. Mit einer Einschränkung: "Kiel geht mit großem Handicap in die Liga", so Gislason. Die langzeitverletzten Leistungsträger Sander Sagosen und Hendrik Pekeler werden definitiv fehlen. Damit erhöhten sich die Chancen für andere Teams wie Berlin, Magdeburg und Flensburg, auch Melsungen habe sich gut verstärkt.

Magdeburg "einer der großen Favoriten"

Meister Magdeburg tritt in dieser Saison auch in der Champions League an. Trotz der neuen Belastung sieht Gislason gute Chancen für die Titelverteidigung und bescheinigt dem Management gute Arbeit: "Für mich einer der großen Favoriten." Der Kader hat sich abgesehen vom Abgang von Torwart Jannick Green nach Paris kaum verändert.

Gislason zur Meisterfrage: "Wird sehr eng"

Sportschau, 01.09.2022 13:40 Uhr

Im internationalen Vergleich sieht der Isländer die Bundesliga gut aufgestellt. In Spanien sei der Qualitätsabfall hinter dem FC Barcelona groß, allerdings seien Frankreich, Dänemark und auch Norwegen auf einem interessanten Weg. Für internationale Stars sind diese verstärkt attraktive Wechsel-Optionen. Der Bundestrainer stellt aber klar: "Die Bundesliga ist am besten und ausgeglichensten besetzt." Für den Deutschen Handballbund sei es nach wie vor ein Problem, dass in Deutschland oft nicht nur die erste Sieben der Klubs mit internationalen Spielern besetzt wird, sondern deutsche Nachwuchsspieler oft nicht einmal erste Wechseloptionen sind.

Klubs sollen DHB-Talenten eine Chance geben

Ein positives Beispiel für die Entwicklungsfähigkeit der heimischen Talente ist für Gislason der Gummersbacher Julian Köster, der sich beim Aufsteiger durchgesetzt hat und eine feste Größe in der Nationalmannschaft werden soll. Für seine Auswahl steht als nächste Aufgabe die Weltmeisterschaft an. Im Januar wird in Polen und Schweden gespielt. Deutsche Vorrundengegner sind Katar, Serbien und Algerien.

Im Turnierverlauf könnte Norwegen in der Hauptrunde zum großen Test werden, im Viertelfinale sind die Weltklasseteams aus Spanien oder Frankreich mögliche Gegner. Das Ziel ist sei noch nicht erreicht, "noch sind wir nicht auf Augenhöhe" so Gislason. In den nächsten zwei Jahren soll nach zahlreichen Abschieden wieder mehr Kontinuität in den Kader.

Heim-EM 2024: "Das wird ein Leben lang im Kopf bleiben"

Tatsächlich ist die Weltmeisterschaft für den DHB ein wichtiger Zwischenschritt zum nächsten Großevent, der Europameisterschaft in Deutschland Anfang 2024. Gislason ist es wichtig, dass die WM aber nicht zum Experimentierfeld für die EM, sondern auch für sich genommen zum Erfolg wird. Trotzdem bietet das Heim-Turnier neue Chancen. Das Eröffnungsspiel wird 2024 im Düsseldorfer Fußballstadion stattfinden. 50.000 Zuschauer sollen dann dabei sein. Der Bundestrainer hat gerade einen Rundgang gemacht und wirkte fasziniert. Auch wenn das Event noch fast 500 Tage entfernt ist, lautet seine Einschätzung: "Das wird ein Leben lang im Kopf bleiben."