Handball | Europameisterschaft Handball-Juwel Julian Köster - plötzlich im Rampenlicht

Stand: 19.01.2022 14:19 Uhr

Mit einem beherzten Auftritt hatte Julian Köster enormen Anteil am Sieg der DHB-Auswahl bei der EM gegen Polen. Der 21-jährige Zweimeter-Schlaks ist der Benjamin im Team und steht plötzlich im Fokus auf großer Handball-Bühne.

Als Julian Köster alle Interviewanfragen nach dem starken Spiel gegen Polen erfüllt hatte, trottete er durch die Katakomben der Bratislava-Arena zurück in die Mannschaftskabine. Da wartete die nächste Überraschung. Seine Teamkollegen hatten alle ihre Wasserflaschen geladen und begrüßten den "Man of the match" mit einer zünftigen Dusche.

Es war Ausdruck der Freude über den herausragenden Auftritt des jüngsten Spielers im Team, der mit seinen sechs Toren und seiner beherzten Spielweise den Weg zum so wichtigen Sieg der deutschen Mannschaft gegen die Polen ebnete. Immer wieder hatte Julian Köster vor allem in der zweiten Halbzeit die Lücke in der polnischen Abwehr gefunden und nagelte die Bälle mit Präzision und Wucht ins gegnerische Tor, dass es eine große Freude war zuzuschauen.

Unbekümmert mit spitzbübischem Grinsen

In den ersten beiden Vorrundenspielen gegen Belarus und Österreich hielt Trainer Alfred Gislason seinen Nachwuchsmann noch zurück und setzte ihn nur sporadisch ein. Nun gegen die Polen schlug die Stunde des schlaksigen Zweimeter-Mannes, natürlich auch bedingt durch die vielen Corona-Ausfälle im Team. Dabei fielen nicht nur seine blitzsauberen Tore auf, sein ganzes Auftreten war gezeichnet sowohl von Unbekümmertheit und Leichtigkeit, seine Tore garnierte Köster mit einem spitzbübischen Grinsen.

"Ich versuche, mir gar nicht so einen Kopf zu machen, wenn ich auf dem Feld stehe. Ich versuche, einfach Spaß zu haben am Handball und merke, dass ich eine tolle Unterstützung von der Mannschaft bekomme", sagte Köster am Tag nach seinem großen Match. "Es war klar, dass er uns in dieser Situation helfen musste, das hat er überragend gemacht", meinte Kapitän Johannes Golla mit Blick auf den Teamkameraden und zählte dann die vielen Stärken des jungen Mannes vom VfL Gummersbach auf. "Er ist neben seinen Würfen sehr gut im eins-gegen-eins, sieht seine Mitspieler immer und ist in der Abwehr sehr clever", meinte Golla. "Da wächst ein sehr kompletter Spieler heran", merkte Markus Baur, der Weltmeister von 2007, an.

Unterstützung aus Gummersbach

Zu den ersten Gratulanten nach dem Sieg gegen Polen gehörte übrigens sein Heimtrainer Gudjon Valur Sigurdsson vom VfL Gummersbach. Köster ist der einzige Zweitligaspieler in der A-Nationalmannschaft. "Er hat mir geschrieben, dass er mich weiterhin unterstützt", zitierte Julian Köster aus der Nachricht seines Coaches. "Er hat als Handballer alles erlebt und viele Titel gewonnen. Ich kann von ihm unfassbar viel lernen und habe sehr viel Spaß in der täglichen Arbeit", sagt Köster über Sigurdsson, der wiederum mit Bundestrainer Gislason in engem Austausch über das große Talent steht.

Aber auch zu Gislasons Assistent Erik Wudtke hat Köster eine enge Beziehung, schon von früher Jugend an. "Er hat eine große Rolle für mich gespielt. Ich kenne ihn schon von der Kreisauswahl, wo er für die Verbandsauswahl gesichtet hat. Er war dann für viele Jahre mein Trainer bei der Jugendnationalmannschaft. Toll, dass wir uns jetzt bei der A-Mannschaft wieder sehen", so Köster.

Enge Bande zu Leverkusens Wirtz

Apropos Jugendtage: Eine besondere Beziehung hat Julian Köster, der Domagoj Duvnjak vom THW Kiel als sein Vorbild nennt, zum Leverkusener Fußball-Profi und Nationalspieler Florian Wirtz. "Es ist ganz lustig, wir kommen aus dem gleichen Dorf, gingen auf die gleiche Schule, und seine Mutter war tatsächlich meine erste Handball-Trainerin." Das war beim TuS SW Brauweiler. Als Jugendlicher spielte Köster, geboren in Bielefeld, dann von 2015 bis 2018 beim TSV Dormagen, ehe er 2020 zum VfL Gummersbach wechselte, mit dem er im Sommer die Rückkehr in die Bundesliga anpeilt.

Nun geht es aber erst einmal darum, die Topleistung aus dem Polenspiel bei der EM zu bestätigen. Und da wartet die nächste große Herforderung - Europameister Spanien. "Die Spanier gehören immer zu den Favoriten. Sie spielen einen unangenehmen Handball. Es wird schwierig", sagte Köster. Mit seiner Unbekümmertheit und seiner Coolness könnte es aber auch für die Spanier unangenehm werden.