Amerikanischer Profigolfer Brooks Koepka

Saudische Golf-Serie Golfer zwischen Moral und Millionen

Stand: 29.06.2022 14:11 Uhr

Viele Top-Golfer schlagen für die neue LIV-Golf-Serie ab. Die Kritik wegen der Menschenrechtsverletzungen von Geldgeber Saudi-Arabien stört offenbar wenig.

Brooks Koepka war genervt. Unübersehbar. Die weiße Cappie seines Sponsors zog er immer wieder auf und ab, seine Gesichtszüge verrieten ohne Zweifel, dass er keine Lust mehr auf diese Pressekonferenz hatte. Aber immer wieder musste er dieselbe Frage beantworten.

"Ich bin hier, um Golf zu spielen, den Sport weiterzuentwickeln und eine Show zu liefern", antwortete der US-Amerikaner. Mal exakt in diesen Worten und immer wieder in ähnlichen Abwandlungen.

Koepka zählte in den vergangenen Jahren zu den weltbesten Golfspielern, gewann vier Majorturniere. Sein Wechsel zur neuen LIV-Golf-Serie hat für Aufsehen gesorgt. Vor seinem Start am Donnerstag beim LIV-Turnier im US-amerikanischen Portland stellte sich der Weltranglisten-19. den Fragen der Medien.

Koepka umgeht Fragen nach Menschenrechtsverletzungen

Und die wollten vor allem eins wissen: Wieso hat sich Koepka für eine Abkehr von der PGA Tour entschieden? Wieso tritt er bei einer Turnierserie an, die durch saudi-arabisches Geld finanziert wird? Wohl wissend, dass die Machthaber in Saudi-Arabien für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, inklusive der Ermordung des Regimekritikers Jamal Khashoggi.

Koepka umschiffte die für ihn heiklen Fragen. Kein Wort über Menschenrechtsverletzungen. "Wir sind hier, um Golf zu spielen", sagte Koepka und blickte nach links und rechts. Dort saßen seine Kollegen Pat Perez und Patrick Reed, die ebenfalls zu LIV-Golf gewechselt sind. Beide nickten Koepka aufmunternd zu.

Immer mehr Topgolfer für LIV-Golf am Start

Die Liste der internationalen Topgolfer, die sich dem neuen Turnierformat angeschlossen haben, wird immer länger. Das Teilnehmerfeld in Portland umfasst neun der jüngsten 21 Major-Sieger. Außerdem sind vier Ex-Weltranglisten-Erste dabei, und etwa die Hälfte der Teilnehmer rangieren aktuell unter den Top 100 der Weltrangliste. Auch Deutschlands bester Golfer Martin Kaymer ist am Start.

Gelockt werden sie vom großen Geld. Den Teilnehmern werden deutlich höhere Preisgelder, für die Topplatzierten in Millionenhöhe, versprochen. Die Turniere sind kürzer, ein vorzeitiges Ausscheiden, wie durch den Cut bei der PGA Tour, gibt es nicht.

LIV-Golf: Lupenreines Sportswashing

Allerdings ist unübersehbar, dass Saudi-Arabien durch die Hochglanzveranstaltungen das eigene Image aufbessern möchte, abzulenken versucht von den Menschenrechtsverletzungen. "Sportswashing" im klassischen Sinne.

Bei der PGA Tour in Amerika und auch der europäischen DP World Tour haben sie reagiert. Die Zusammenarbeit soll intensiviert werden, die Preisgelder erhöht. Spieler, die für LIV Golf abschlagen, drohen Geldbußen, der Ausschluss bei vielen Turnieren. Und selbst die Teilnahme am prestigeträchtigen Ryder Cup könne ihnen verwehrt werden, war zuletzt zu hören.

PGA Tour sorgt sich um ihren Stellenwert

Den Verantwortlichen bei der PGA Tour geht es dabei selbstverständlich ums Geld. Ihre Sorge ist, dass das eigene Produkt durch das massenhafte Abwandern von Spielern an Attraktivität verlieren könnte. Bislang halten die allerbesten Spieler der Welt dem Platzhirschen noch die Treue. Das könnte sich aber ändern.

Denn die Kritik der abgewanderten Profis ist unüberhörbar. Der Vorwurf der Spieler: Die PGA Tour beanspruche ihre Spieler zu sehr, höre zu wenig auf die Wünsche der Profis und gebe ihnen zu wenig Freiräume: "Die Tour erzählt immer, sie arbeite für die Spieler. Aber sie hören nicht auf uns. Es ist umgekehrt. Wir arbeiten für sie", meinte Pat Perez.

Koepkas heikle Aussage über den Wert von Geld

Deshalb schlagen viele nun für LIV Golf ab. Allen Bedenken und aller Kritik zum Trotz. Brooks Koepka freut sich "auf mehr Zeit zuhause". Doch ob er wirklich mehr Zeit dort verbringen wird, scheint fraglich. In den vergangenen Jahren absolvierte er im Schnitt rund 18 Turniere jährlich, fast ausnahmslos in den USA. Bei LIV Golf hat sich der 32-Jährige verpflichtet 15 Turniere pro Jahr zu spielen. Auf Plätzen über den ganzen Globus verteilt.

Koepka sagte vor rund zwei Jahren einmal: "Es geht mir nicht ums Geld. Ich möchte gegen die Besten spielen. Wenn mir jemand morgen 200 Millionen Dollar geben würde, würde sich mein Leben nicht verändern." Eine Aussage, die ihm heute viele vorhalten. Denn so unwichtig scheint ihm das Geld doch nicht zu sein und gegen die Besten spielt Koepka nun auch nicht mehr. Zumindest vorerst nicht.