Golf | Ryder Cup Martin Kaymer: In neuer Rolle beim Ryder Cup

Stand: 24.09.2021 12:30 Uhr

Deutschlands bester Golfer Martin Kaymer und der Ryder Cup - das ist eine Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr nimmt der 36-Jährige eine für ihn neue Rolle beim Prestigeduell der Teams aus Europa und den USA ein, erzählt er im Sportschau-Interview. Kaymer ist als Vizekapitän der europäischen Mannschaft im Einsatz, wird also selbst nicht zum Schläger greifen. 

Dabei ist Kaymers Name eng mit dem Ryder Cup verbunden. Bei drei seiner vier Teilnahmen als Spieler siegte er mit dem Team Europa. Unvergessen sein entscheidender und letzter Putt beim legendären "Miracle of Medinah" 2012, als Kaymer zum nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg der Europäer einlochte.

Kurz vor dem Start des Kontinentalvergleichs in diesem Jahr auf dem Golfkurs von Whistling Straits in Haven/Wisconsin in den USA, stellte sich Kaymer den Fragen der Sportschau.

Herr Kaymer, mit 36 Jahren sind Sie im besten Golf-Alter. Kommt die Rolle als Ratgeber und Motivator nicht ein wenig früh?

Kaymer: Ich sehe mich als Vize-Kapitän nicht nur als Motivator. Genau hier auf diesem Golfkurs habe ich mein erstes Major-Turnier gewonnen. Diese Energie kann ich hoffentlich an das Team weitergeben, genau wie die Erfahrungen, die ich bei all meinen Ryder-Cup-Teilnahmen gemacht habe.

Ihr Ziel war es aber, als Spieler teilzunehmen. Jetzt sind sie Vize-Kapitän…

Ja, aber für mich selbst ist das eine Motivation. Ich bin 36 Jahre alt, hoffentlich kann ich noch den einen oder anderen Ryder Cup in meiner Karriere spielen. Ich habe noch zehn oder zwölf gute Jahre vor mir. Und jetzt einfach Teil des Ganzen zu sein, ist inspirierend. Wenn du die Anerkennung als Vize-Kapitän bekommst, ist das eine große Ehre. Und ich sehe es schon als eine tolle und wichtige Rolle an.

Was genau wird denn Ihre Aufgabe sein?

Jeder Vize-Kapitän hat zwei bis drei Spieler, um die er sich kümmert. Bei mir sind das der Rookie Viktor Hovland, Matthew Fitzpatrick und Tommy Fleetwood. Die drei begleite ich auf der Proberunde, bereite sie darauf vor, mit wem sie am Freitag und Samstag gemeinsam spielen könnten.

Und ich bringe meine Erfahrungen mit diesem Golfplatz ein, auf dem ich erfolgreich gespielt habe. Teilweise reicht es allein schon, präsent zu sein. Wenn du Ruhe ausstrahlst, kann das schon viel ausmachen.

Das Team Europa ist Titelverteidiger, die USA aber stellt acht Spieler aus der Top 10 der Weltrangliste. Bleibt Ihnen da nur die Rolle als Außenseiter?

Natürlich ist die USA auf dem Papier der Favorit. Dazu kommen der Heimvorteil und die vielen amerikanischen Zuschauer. Aber der Vorteil der Europäer ist unsere große Erfahrung. Lee Westwood wird hier seinen elften Ryder Cup spielen. Auf so viele Teilnahmen kommt das gesamte amerikanische Team zusammen nicht. So ist es auf gewisse Art ausgeglichen. Und wir haben einen guten Teamspirit, das war schon immer ein Vorteil der Europäer.

Die "Welt" titelte zuletzt: "Zwölf egoistische Multimillionäre gegen ein echtes Team". Sind die amerikanischen Profis wirklich so egoistisch, während die Europäer so toll zusammenhalten?

Das ist mir zu extrem. Aber ich kann nur über uns Europäer sprechen. Wir bringen einen tollen Teamspirit mit und jeder von uns kann sein Ego für eine Woche zu Hause lassen. Wir konzentrieren uns auf das große Ganze und können das sehr gut.

Für Sie persönlich stehen auch nach dem Ryder Cup spannende Zeiten an. Sie erwarten mit Ihrer Lebenspartnerin ein Kind, werden Vater. Werden sich Ihre Prioritäten im Leben zukünftig vielleicht verschieben?

Wenn man Elternteil wird, rücken andere Dinge in den Hintergrund. Das ist normal und gut so. Es gibt nichts Wichtigeres, aber das ist doch etwas Positives. Man bekommt Balance in sein Leben, schafft eine Harmonie, bekommt so viele Emotionen und so viel Liebe. Ich freue mich einfach auf die größte Herausforderung in meinem Leben.