Golf | LIV Series Saudische Millionen - Zerreißprobe für den Golfsport

Stand: 10.06.2022 09:42 Uhr

Heute startet eine neue Turnierserie im Golfsport. Die LIV Series lockt mit Rekord-Preisgeldern - finanziert aus dem saudischen Staats-Fonds. Superstar Tiger Woods schlug offenbar eine unglaubliche Summe aus und bleibt auf der PGA Tour. Der Golfsport steht am Scheideweg.

Es ist nicht so, dass millionenschwere Antritts- und Preisgelder im Profi-Golfsport etwas Neues wären. Die Summen, die aber jetzt diskutiert werden, bewegen sich dann doch in einer völlig neuen Dimension.

US-Superstar Tiger Woods soll angeblich 100 Millionen Dollar für seine Teilnahme an der neu geschaffenen LIV Golf Series angeboten bekommen haben. Das neue Turnierformat startet heute in London und lockt die Topstars der Szene mit sündhaft hohen Geldern. Finanziert von den Machthabern in Saudi-Arabien.

Tiger Woods: "Es lässt sich auch hier viel Geld verdienen"

Tiger Woods lehnte das unmoralische Angebot ab, er wolle weiter auf der PGA Tour spielen, der US-Tour, die die Mehrzahl der bislang größten und bestdotierten Golfturniere ausrichtet. "Ich glaube an das Vermächtnis und daran, was die Tour anzubieten hat. Es lässt sich hier viel Geld verdienen", erklärte der 15-fache Major-Sieger.

Längst ist im Golfsport aber die Debatte um die Gelder aus Saudi-Arabien zu einem offen geführten Streit geworden. Die US-Tour hat am Donnerstag (09.06.2022) ihre Drohung wahrgemacht, alle Spieler für PGA-Turniere zu sperren, die beim neuen LIV-Format an den Start gehen. Auch am Ryder Cup dürfen die Abtrünnigen nicht mehr teilnehmen.

US Open wollen auch Teilnehmer der LIV Series starten lassen

Die Veranstalter der US Open, dem Major, das kommende Woche in Brookline stattfindet, erklärten allerdings gestern, dass auch die Spieler, die auf der Saudi-Tour antreten, ihr Startrecht behalten dürfen. Die US Open werden vom amerikanischen Golfverband ausgerichtet, einer Organisation die unabhängig von der PGA Tour agiert.

Die verkündete Regelung betrifft unter anderem den besten deutschen Golfer Martin Kaymer und den ehemaligen Weltranglistenersten Dustin Johnson. Beide gehen heute in London bei der Premiere der LIV Series an den Start. Beide dürfen nach dem Beschluss der USGA kommende Woche auch die US Open spielen.

"Sportswashing" für das Regime in Saudi-Arabien?

"Unsere Teilnahmekriterien wurden bereits vor der Öffnung der Anmeldungen in diesem Jahr festgelegt, und es ist weder angemessen noch den Teilnehmern gegenüber fair, einmal festgelegte Kriterien zu ändern", erklärten die Veranstalter der US Open.

Trotzdem reißt die Kritik am neuen Turnierformat nicht ab. Die PGA Tour fürchtet, ihren bislang fast unumstrittenen Status als wichtigste Golfserie der Welt und damit auch ihre Einnahmen teilen zu müssen. Zahlreiche Spieler argumentieren mit moralischen Bedenken ob der vielfachen Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien.

Der Vorwurf: Das saudische Regime, das die wahnwitzigen Gelder für die LIV Series über einen Staats-Fonds bereitstellt, wolle mit dem Hochglanz-Event "Sportswashing" betreiben - also von der Unterdrückung von Frauen, den zahlreichen Hinrichtungen im eigenen Land oder der Verfolgung von Homosexuellen bewusst ablenken. Dazu wird dem saudischen Kronprinz Mohammed Bin Salman vorgeworfen, den Mord am Regimekritiker Jamal Khashoggi in Auftrag gegeben zu haben.

Mickelson feiert Golf-Comeback nach fünf Monaten Pause

Selbst Tiger Woods langjähriger Dauerrivale Phil Mickelson hatte die Strippenzieher der LIV in einen Interview als "furchterregende Mistkerle" bezeichnet. Später entschuldigte er sich.

Trotzdem gibt der 51-jährige US-Amerikaner beim Auftakt der LIV Series im noblen Centurion Golf Club nahe London heute sein Comeback nach fünf Monaten Pause im Profi-Golf. Mickelson rechtfertigte sich und meinte, die Turnierserie sei eine "einmalige Gelegenheit, die Arbeitsweise der PGA Tour neu zu gestalten."

Fest steht, dass selbst die fürstlichen Preisgelder der PGA Tour mit denen der LIV nicht mithalten können. Allein beim ersten Turnier werden 25 Millionen Dollar an die 48 Teilnehmer ausgeschüttet, selbst der Letzte darf sich über 120.000 Dollar freuen.

Prominentes Teilnehmerfeld beim LIV-Auftakt

Für viele Golfstars Grund genug, sich der LIV Series anzuschließen. Neben Mickelson, Dustin Johnson und Martin Kaymer schlagen heute auch der Spanier Sergio Garcia oder der Engländer Lee Westwood ab.

Westwood hatte schon vor einiger Zeit erklärt: "Das ist mein Job. Ich arbeite für Geld. Wenn jemand um die Ecke biegt und dir eine Gehaltserhöhung anbietet, dann musst du dir darüber Gedanken machen."

Und Dustin Johnson, bis vor wenigen Monaten noch Führender der Weltrangliste, meinte bei der BBC: "Ich will nicht für den Rest meines Lebens spielen. Das gibt mir die Gelegenheit zu tun, was ich tun will." Eine spannende Aussage für einen Profi-Golfer, der in seiner Karriere bereits rund 75 Millionen Dollar Preisgeld eingestrichen hat.