Der VAR im Einsatz
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Video-Schiedsrichter Die Verbesserungen toppen die Nebenwirkungen

Stand: 17.08.2022 15:14 Uhr

Vor fünf Jahren wurde der VAR in den Bundesligen eingeführt. Trotz aller Mängel - es ist gut, dass es ihn gibt.

Herzlichen Glückwunsch, VAR! Völlig ohne Ironie, gut, dass es Dich gibt! Die Technik lässt im Milliardengeschäft Profi-Fußball in Deutschland seit fünf Jahren einen zweiten Blick auf Situationen zu, die über Auf- und Abstiege, über Profit oder Pleite entscheiden. Dass schon zahlreiche Fehlentscheidungen korrigiert wurden und Ungerechtigkeit vermieden wird, ist eindeutig. Über den Nutzen lässt sich prinzipiell nicht streiten.

Vielfältige Ursachen für das schlechte Image

Wäre der VAR ein Kind, würden wir zum 5. Geburtstag nachsichtig fünf Kerzen auspusten und die Fehler akzeptieren. Tatsächlich gleicht das Projekt aber eher einem Auto, das fünf Jahre nach der Markteinführung zu häufig mit einer Panne am Straßenrand steht.

Die Ursachen für Systemausfälle und das schlechte Image sind vielfältig. Es passieren immer noch zu viele Fehler, vor einem Millionenpublikum im Finale der Europameisterschaft im Wembley-Stadion oder im Bundesliga-Alltag an einem heißen Abend in Freiburg.

Fehlende Transparenz sorgt für Unverständnis

Außerdem ist das System immer noch eine Art Black Box. Transparenz fehlt und sorgt für Unverständnis. Für Zuschauer an den Bildschirmen und vor allen Dingen in den Stadien muss klar sein, was überprüft und aus welchen Gründen entschieden wird. Die Offenlegung der Kommunikation würde helfen.

Und nicht zuletzt: Es dauert häufig einfach zu lang, bis Entscheidungen getroffen werden. Fußball ist ein Spiel, dem Unterbrechungen einfach nicht gut tun. Das ist übrigens auch der Unterschied zum American Football. In der NFL ist es kein Problem, wenn in einer der zahlreichen Spielpausen die Referees prüfen und dann in aller Ruhe über ihr Mikrofon das Stadion über ihre Entscheidung informieren. Tempo und Genauigkeit müssen zusammenspielen.

Halbautomatische Abseitserkennung ist da ein wichtiger, nächster Evolutionsschritt. Aus heutiger Sicht ist der Video Assistant Referee vor fünf Jahren zu früh und unausgereift an den Start gegangen.

Die Abschaffung kann aber deshalb keine Option sein. Die Verbesserungen toppen die Nebenwirkungen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, VAR - und: Besser Dich!