Nach Corona-Infektion zurück Sergio Busquets - Spaniens Herz ist wieder da

Stand: 18.06.2021 15:35 Uhr

Nach überstandener Corona-Infektion ist Sergio Busquets wieder einsatzbereit. Für Spanien ist die Rückkehr des Kapitäns zwar wichtig, aber auch mit ihm läuft es seit Jahren nicht gut.

Spanien war eine der größten Enttäuschungen des ersten Spieltags der EURO. In der ersten Partie kam der dreifache Europameister nicht über ein 0:0 gegen Schweden hinaus. Und so steht das als Mitfavorit ins Turnier gestartete Team von Luis Enrique im zweiten Spiel am Samstag (19.06.21) gegen Polen (21 Uhr/ARD und Livestream bei sportschau.de) schon unter Druck. Vielleicht hilft ja, dass der Kapitän dann wieder beim Team ist.

Die Schwächen der Spanier sind nicht Busquets' Stärken

Sergio Busquets musste im ersten Spiel aufgrund eines positiven Corona-Tests passen. Er soll die Infektion ohne Symptome überstanden und in der Zeit der Isolation individuelles Training absolviert haben. Einen Tag nach der ersten EM-Partie seines Teams kehrte er ins Mannschaftstraining zurück. Von seiner Fitness dürfte der Mittelfeldchef der Spanier also kaum etwas eingebüßt haben, er soll aber eher kein Kandidat für das Polen-Spiel sein. Aber würde das die Situation der Mannschaft überhaupt wirklich verbessern?

Gegen Schweden traten die Iberer sehr dominant auf, hatten 75 Prozent Ballbesitz. Was aber fehlte, war der Zug zum Tor, die Dynamik, Geschwindigkeit und guten Ideen in der Offensive. Busquets wird seit Jahren zu den besten Sechsern der Welt gezählt, das, was Spanien im Spiel gegen Schweden gefehlt hat, bringt er jedoch nicht ein.

Ein Sechser nahezu ohne Torgefahr

123 Länderspiele hat der Kapitän bisher bestritten, nur an zehn Treffern (zwei Tore, acht Vorlagen) war er direkt beteiligt. Bei seinem Klub, dem FC Barcelona, sind es 56 Beteiligungen (15 Tore, 41 Vorlagen) in 629 Einsätzen. Busquets ist also keiner, der dem eigenen Team Tore garantiert. Zehnmal kam er bislang bei einer EM zum Einsatz, drei Torschüsse gab er ab, 13 bereitete er vor. Sein Augenmerk gilt auch bei großen Turnieren fast nur der defensiven Organisation.

Er organisiert, ist stark in der Balleroberung und -verteilung, er bringt Sicherheit ins Spiel und lässt die Gegner verzweifeln, weil er nahezu nicht vom Ball zu trennen ist - aber er ist kein Mann für das letzte Drittel. Dort sind andere Spieler gefragt wie Dani Olmo, Ferran Torres oder Alvaro Morata. Im Zentrum funktionierten die Spanier, denn dort spielte mit Rodri ein Profi, der ebenfalls auf allerhöchstem Niveau agiert.

Dennoch ist die Rückkehr von Busquets emotional ein wichtiger Faktor für die spanische Seele. Er ist das Herz des Teams. Pep Guardiola, sein Ex-Trainer bei Barca, sagte einst über ihn: "Er macht alles für die, die neben ihm spielen." Mit Busquets könnten sich demnach die anderen Spanier also wenigstans ganz aufs Toreschießen konzentrieren.

Veraltete Spielweise bei Team und Spieler

Oder ist Busquets nicht doch Teil des spanischen Problems? Beim WM-Titel 2010 und dem EM-Titel zwei Jahre später war er ein Erfolgsgarant, als das Tiki Taka noch modern und kaum zu bezwingen war. Der Fußball hat sich aber entwickelt, Spanien - und Busquets - jedoch nicht. Deshalb bleibt der Erfolg schon seit längerer Zeit aus. 2014 gab es ein Vorrunden-Aus, 2016 und 2018 war jeweils im Achtelfinale Schluss - die jüngste spanische Bilanz bei großen Turnieren ist bescheiden. Und Busquets war stets der Chef im Mittelfeld, das stets viel Ballbesitz hatte, aber wenig Gefahr ausstrahlte.

Spanien fehlt es insgesamt seit Jahren an Esprit, das war auch gegen Schweden zu erkennen. Aber: Es gibt ein Beispiel das zeigt, wie gut das Team sein kann, auch - oder vor allem - ohne Busquets. Als die Spanier im November 2020 das DFB-Team mit 0:6 blamierten, war der Kapitän ebenfalls nicht dabei. Seine Rückkehr muss also kein Vorteil sein.