Sportlicher Frust, persönliches Glück Schweiz - Ärger, Nachwuchs und offene Briefe

Stand: 19.06.2021 18:16 Uhr

Die Schweiz enttäuscht bislang bei der EM. Auch Torhüter Yann Sommer spielt kein gutes Turnier. Dafür ist seine persönliche Situation umso erfreulicher - und das soll seinem Team nun helfen.

Rund um die Schweizer Nationalmannschaft ist die Unzufriedenheit groß. Die "Nati" hatte sich mehr vorgestellt als nur einen Punkt aus den ersten beiden Spielen zu holen. Schon das 1:1 gegen Wales war nicht überzeugend, das 0:3 gegen Italien sogar enttäuschend. Dabei hatten Yann Sommer und Co. Großes vor bei der EURO.

"Nati" in der Schweiz unter Beschuss

"Wir können definitiv ein gutes Turnier spielen. Ich bin optimistisch", sagte der Nationaltorhüter vor der EM im Sportschau-Gespräch. Doch die Stimmung außerhalb der Mannschaft war dann recht schnell im Keller. Als viele Nationalspieler mit ihren Luxusautos im Vorbereitungscamp in Bad Ragaz aufschlugen, hagelte es erstmals Kritik.

Und als sich Kapitän Granit Xhaka kurz vor dem Turnier noch ein Tattoo stechen ließ, wurde sie noch heftiger. Ihren Höhepunkt erreichte sie dann, als die "Nati" vor dem Italien-Spiel einen Friseur nach Rom einfliegen ließ.

Dazu kommt, dass die Spieler in Sachen Leidenschaft nicht überzeugten. Gegen Wales zeigten die Schweizer mit nur 87,3 zurückgelegten Kilometern die bislang schwächste Laufleistung aller Teams im Turnier. Und von Italien ließ sich das Team von Trainer Vladimir Petkovic zeitweise vorführen.

Sommers Glücksgefühle sollen der Schweiz helfen

Optimist Sommer, der bisher ebenfalls nicht überzeugen konnte und beim dritten Gegentreffer gegen Italien durch Ciro Immobile nicht schuldlos war, hat nun aber mal für positive Nachrichten im Schweizer Team gesorgt. Er wurde kurz nach der zweiten Partie zum zweiten Mal Vater. Seine Frau Alina brachte am späten Mittwochabend eine Tochter zur Welt.

Sommer reiste dafür zwischenzeitlich von der EM ab, verpasste aber die Geburt. Rechtzeitig zum Spiel gegen die Türkei am Sonntag (20.06.2021, 18 Uhr) ist er aber wieder da. Die gute Stimmung des jetzt zweifachen Vaters soll der "Nati" jetzt den Auftrieb geben, um noch den Einzug ins Achtelfinale zu schaffen.

Nati-Trainer Petkovic wendet sich an die Fans

Dafür hoffen die Schweizer auch auf ihre Fans. In der "Schweiz am Wochenende" schrieb Trainer Petkovic vor dem entscheidenden Spiel einen Brief an die Anhänger. "Wir wollten Euch nach den vielen Entbehrungen der langen Zeit der Pandemie glücklich machen mit einem Sieg gegen Italien. So vieles hatten wir uns dafür vorgenommen. Zu viel vielleicht. Und am Schluss blieb nichts als Enttäuschung. Das tut uns von Herzen leid", heißt es darin.

"Im Spiel der letzten Chance müssen wir neben der richtigen taktischen Ausrichtung auch wieder alle unsere Werte und Tugenden auf den Platz bringen: Solidarität, Identifikation, Freude und Respekt. Dann können wir es schaffen", schreibt Petkovic weiter: "Und deshalb brauchen wir vor diesem entscheidenden Spiel die Unterstützung von Euch allen. Eure Solidarität. Eure Positivität. Wir werden alles dafür tun, dass wir uns am Sonntagabend alle gemeinsam freuen können. Dass wir zusammen stolz sein können. Auf unsere Nati und auf unsere Schweiz!"