EM-Erinnerungen an 1992 Geheimtipp Dänemark - Mittelfeldreihe der Spitzenklasse

Stand: 11.06.2021 22:24 Uhr

Das dänische EM-Fußballmärchen von 1992 wird immer wieder hervorgeholt, weil es einfach so schön war. Ob sich "Danish Dynamite" wiederholt? Selten war die Zuversicht größer, auch weil die Mannschaft Spitzenkräfte im Mittelfeld besitzt.

Wenn Almuth Schult an die dänische Fußballmannschaft denkt, wird es ihr im Inneren ganz warm. "Ich habe irgendwie schon seit Wochen so ein Bauchgefühl, dass uns Dänemark richtig begeistern wird", sagte die ARD-Sportschau-Expertin auf die Frage, wer eine gute Rolle der UEFA EURO 2020 spielen könnte. Dänemark startet am Samstag (12.06.2021) um 18.00 Uhr gegen Debütant Finnland in die EM.

Michael Schönberg, ehemaliger Bundesliga-Profi bei Hannover 96 und dem 1. FC Kaiserslautern, geht sogar noch einen Schritt weiter: "Dänemark kann 29 Jahre nach dem EM-Titelgewinn wieder überraschen, da bin ich mir sicher. Wir haben eine sehr gute, homogene Mannschaft. Der Titel wäre für mich daher nicht mal so eine große Überraschung wie damals."

Der unvergessene EM-Triumph von 1992

Dieses "damals", das war 1992. Das dänische Team erfuhr zehn Tage vor Turnierbeginn, dass es für das im Bürgerkrieg befindliche Jugoslawien nachrücken soll. Die Vorbereitung war kurz, die Legenden um die 92er-Mannschaft sind lang. Die schon urlaubenden dänischen Spieler mussten angeblich vom Strand weggeholt werden und sollen in Badelatschen zum ersten Treffen gekommen sein. Und so weiter.

Das Ende vom wundervollen Lied ist bekannt. Dänemark schlug im Finale sensationell mit Deutschland den damaligen Weltmeister und feierte den bis heute wohl größten Sporterfolg der kleinen Nation aus dem Norden.

Eriksen - der "Prinz von Dänemark"

Nun wird diese Geschichte von "Danish Dynamite" immer wieder zu EM-Turnieren hervorgeholt - natürlich auch, weil sie einfach so schön ist. In diesem Jahr ergibt der Vergleich zur Mannschaft von 1992 aber durchaus Sinn. Selten war die Zuversicht größer, dass die Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand bei einer Europameisterschaft wieder eine tragende Rolle spielen könnte.

Das liegt zum einen am tollen Teamgeist und der guten Stimmung rund um die Hjulmand-Mannen, aber auch an der großen individuellen Klasse. Da fällt vor allem das Mittelfeld ins Auge. In Christian Eriksen haben die Dänen einen echten Starspieler in ihren Reihen. "Er ist der Rhytmus und das Herz unseres Spiels", sagt Trainer Hjulmand über den von Fans zum "Prinzen von Dänemark" geadelten Eriksen. Bei seinem Klub Inter Mailand zuletzt nicht ganz zufrieden, spielt Eriksen bei der Nationalmannnschaft die zentrale Rolle.

Höjbjerg - schwierige Jahre bei Bayern

Das gilt mit wenigen Abstrichen aber auch für Eriksens Partner in der Mittelfeldreihe: Pierre-Emile Höjbjerg von Tottenham Hotspur und Thomas Delaney von Borussia Dortmund. Während Eriksen die offensive Position im Zentrum hinter den Spitzen besetzt, reihen sich Delaney und Höjbjerg dahinter ein. Höjbjerg ist dabei der klassische Umschaltspieler, Delaney macht wie bei Borussia Dortmund den robusten Abräumer, der aber oftmals auch als starker Vorbereiter punktet.

Hjöbergs Entwicklung ist dabei bemerkenswert. Beim FC Bayern München war er einst unter Trainer Pep Guardiola in jungen Jahren von 2013 bis 2016 durchgefallen, wurde nach Schalke und Augsburg verliehen. Allerdings musste das Talent in dieser Zeit auch den frühen Tod seines Vaters verkraften. Danach wechselte der gebürtige Kopenhagener nach England - und entwickelte sich dort zu einem Leistungsträger in seinen Klubs.

Höjbjerg spielte von 2016 bis 2020 beim FC Southampton, wurde dort ein gestandener Premier-League-Spieler und wechselte dann im vergangenen Jahr zu Tottenham Hotspur, wo er nahtlos an die erfolgreiche Zeit anknüpfte und auch internationales Format unter Beweis stellte.

Flemming Povlsen: "Sie haben das Zeug"

Eriksen - Höjbjerg - Delaney. Dieses Trio will nun entscheidend dazu beitragen, dass es vielleicht noch einmal so kommt wie 1992 und sich das Fußball-Märchen wiederholt. Einer der Stars von damals kann sich das gut vorstellen. Stürmer Flemming Povlsen, heute 54 Jahre alt und früher für Borussia Dortmund und den 1. FC Köln in der Bundesliga am Ball.

"Die Mannschaft hat das Zeug. Sie hat eine gute Basis, kriegt wenig Gegentore, und die Offensive kommt auch ins Rollen. Sie ist bereits für die EM und kann große Teams schlagen. Das ist sowieso seit meiner Zeit so: Größere Nationen tun sich gegen uns immer schwer", sagte Povlsen kürzlich in einem Interview mit "11Freunde".

Diesen Beweis wollen - und müssen - die Dänen in Gruppe B auch antreten. Denn ein Vorrundengegner ist aktuell sogar der "Größte" schlechthin: Belgien, Dänemarks Gegner im zweiten Gruppenspiele, ist derzeit die Nummer eins der FIFA-Weltrangliste.