Defensiv-Künstler treffen auf Slowakei Schwedens blau-gelber Catenaccio

Stand: 17.06.2021 17:03 Uhr

Nach dem Überraschungs-Remis gegen Spanien will Schweden auch die Slowakei nerven. Die Spielweise wirkt aus der Zeit gefallen, das Achtelfinale ist dank des blau-gelben Catenaccios aber drin.

Verkehrte EM-Welt: Die Italiener, die jahrzehntelang als Sinnbild für Defensiv-Schlachten galten, überzeugen mit furiosem Angriffsfußball und gelten nach zwei 3:0-Siegen plötzlich als Titel-Favorit. Die Schweden, die in ihrer Geschichte vor allem dank Topstürmer wie Henrik Larsson oder Zlatan Ibrahimovic auffielen, mauerten sich beim EM-Auftakt zu einem 0:0 gegen Spanien und bilden aktuell die Antithese zum modernen Fußball.

Schweden im Altherren-Modus: erstmal abwarten

Lange Passstafetten, ausgeklügelte Spielzüge oder überraschende Kombinationen: All das scheint im schwedischen Portfolio keinen Platz zu haben. Die Mannschaft von Trainer Janne Andersson setzte gegen Spanien auf ein ultradefensives 4-4-2 und igelte sich bei spanischem Ballbesitz komplett in der eigenen Hälfte ein.

Selbst die beiden nominellen Angreifer Alexander Isak und Marcus Berg zogen sich weit zurück und griffen frühestens zehn Meter hinter der Mittellinie an. Ihr seid Spanien und wollt gewinnen? Dann macht mal.

Erdrückende Zahlen, aber keine Tore für die Spanier

Die Folge: 17:4 Torschüsse, 858:108 Pässe, 22:2 Flanken und 78 Prozent Spielanteile auf Seiten der Spanier. Die rund 14.000 Zuschauer im Glutofen von Sevilla sahen 90 Minuten lang Einbahnstraßenfußball, aber keinen Sieger.

Die Schweden, mit einem Altersschnitt von 30,2 Jahren die Altherren-Truppe des Turniers, entnervte die spanischen Überflieger, die mit 25,5 Jahren das jüngste Team des Turniers stellen, und bejubelten letztlich einen nicht unverdienten Punkt.

Jetzt wartet die Slowakei

"Ich bin sehr stolz auf unsere Leistung. Wir hätten das Spiel sicher auch verlieren, wir hätten es aber auch gewinnen können", fasste Schwedens Nationaltrainer Andersson passend zusammen. Bei aller Überlegenheit der Iberer ergaunerten sich die Schweden nach zwei Kontern nämlich zwei hundertprozentige Torchancen und hätten mit etwas mehr Killerinstinkt das Spiel auf den Kopf stellen können. Besonders attraktiv ist der schwedische Fußball nicht, die Effektivität ist aber Achtelfinal-würdig.

Den nächsten Schritt in die K.o.-Runde können die Schweden am Freitag (18.06.2021, 15 Uhr) gegen die ebenfalls stark gestartete Slowakei machen. Der aktuelle Tabellenführer der Gruppe E, der sich am ersten Spieltag mit 2:1 gegen die polnische Nationalelf um Weltfußballer Robert Lewandowski durchsetzte, ist nicht zu unterschätzen. Das schwedische Selbstvertrauen ist durch das Remis gegen Spanien aber sicher nicht kleiner geworden. "Wir haben die Spieler und die Mittel dafür, um die Slowakei zu schlagen", versicherte Mittelfeldspieler Albin Ekdal.

Kulusevski hat Corona überwunden

Zusätzliche Hoffnung, dass neben der ohnehin sattelfesten Defensive auch die Offensive ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Spiel leisten kann, macht ein Blick in die Corona-Krankenstation. Youngster Dejan Kulusevski, der eine starke Saison bei Juventus Turin hinter sich hat, ist nach überstandener Covid-Erkrankung wieder ins Training eingestiegen und eine Option für die Startelf. "Er kann spielen", bestätigte Trainer Andersson.

Mit 21 Jahren und Lust auf kreative Momente passt Kulusevski zwar nicht zur Catenaccio-Taktik. Etwas Belebung im Spiel nach vorne könnte dem schwedischen Team aber definitiv guttun.