Nach Halbfinal-Einzug Unai Simón: Spaniens neuer Held mit den "heiligen Händen"

Stand: 03.07.2021 20:37 Uhr

Im Spiel gegen Kroatien leistete er sich einen dicken Patzer, danach wuchs Unai Simón über sich hinaus. Der Torhüter rettete die Spanier im Elfmeterschießen gegen die Schweiz vor dem EM-Aus: Jetzt ist der 24-Jährige der "neue Heilige" der Nation.

Sein Patzer im spektakulären Achtelfinalspiel gegen Kroatien (5:3) wird es in alle Highlights der EM schaffen: Unai Simón war bei einem Rückpass mit den Gedanken schon beim nächsten Spielzug - und vermasselte die Ballannahme komplett. Der Ball hoppelte über seinen Fuß und ins eigene Tor. Und wie reagierte der 24-Jährige in seinem erst elften Länderspiel? Er behielt die Nerven und verhinderte mit starken Paraden das EM-Aus gegen die Kroaten.

Und auch im Viertelfinalspiel vier Tage später gegen die Schweiz zeigte Simón: Der Aussetzer gegen Kroatien spielt offenbar keine Rolle mehr in seinem Kopf. Als es zum Elfmeterschießen kam, blieb der Keeper ruhig und souverän, parierte die Versuche von Fabian Schär und Manuel Akanji, Ruben Vargas verschoss - und Spanien erreichte das Halbfinale, in dem es jetzt gegen Italien geht.

Simon - "der neue Heilige Spaniens"

Die spanische Presse sprach den Basken schon mal heilig: "Simón ist bereits der neue Heilige Spaniens", befand die "Marca". "Heilige Hände", schrieb "As" auf der Titelseite. Und "Estadio Deportivo" nannte ihn kurz "Don Simón". Ein großes Lob gab es auch von Iker Casillas: "Grande Unai Simón!!", twitterte der spanische Rekord-Torhüter.

Wer ist Simon?

Doch wer ist dieser "neue Heilige" der Spanier? Vor dem Turnier kannte ihn kaum jemand. Simón ist, wie einige spanische Torhüter vor ihm auch, Baske. Er stammt aus Vitoria-Gasteiz, spielte schon in der Jugend bei Athletic Bilbao. In der vergangenen Saison feierte er mit seinem Klub den Superpokalsieg. Mit Spanien holte der 1,90-Mann auch schon zwei EM-Titel: 2015 mit der U19, 2019 mit der U21.

Dass er bei der EM die neue Nummer eins zwischen den Pfosten ist, kam für viele überraschend. Denn vor dem Turnier war Simón lediglich auf sieben Einsätze gekommen. Sein Länderspieldebüt gab er am 11. November 2020 gegen die Niederlande. Auch beim historischen 6:0-Erfolg gegen das DFB-Team stand Simón im Tor.

Aus dem Schatten von de Gea und Kepa

Bis vor dem ersten Gruppenspiel gegen Schweden stand nicht fest, wem Trainer Luis Enrique das Vertrauen auf der Torwart-Position schenken würde. Dem Routinier David de Gea oder dem noch eher unerfahrenen Simón? Enrique entschied sich für den 24-Jährigen.

De Gea, 45-maliger Nationalspieler, zeigte bei Manchester United zuletzt schwankende Leistungen, verlor zwischenzweitlich sogar seinen Stammplatz. Im Europa-League-Finale gegen Villarreal hielt der 30-Jährige keinen Elfmeter und verschoss den entscheidenden letzten.

Einer der drei Keeper im Kader würde schon spielen, hatte Luis Enrique vor dem Auftakt gesagt. Der dritte Torwart ist übrigens Robert Sanchez, und nicht Kepa Arrizabalaga. Der Spanier war durch seinen Wechsel im August 2018 von Athletic Bilbao zu Chelsea für rund 80 Millionen Euro zum teuersten Fußballtorhüter avanciert, blieb dort aber bislang glücklos.

Nächte Station: Halbfinale gegen Italien

Jetzt hat es Simón geschafft, aus dem Schatten der vermeintlichen Stars de Gea und Kepa zu treten. Im Halbfinale gegen Italien soll er der große Rückhalt der Mannschaft sein - notfalls wieder im Elfmeterschießen.

Wie das gegen Italien geht, kann ihm vielleicht der andere Heilige, "San Iker", verraten. Die Torhüter-Legende Iker Casillas hatte Spanien 2008 mit zwei gehaltenen Elfmetern ins EM-Halbfinale geführt - so wie 13 Jahre später Simón gegen die Schweiz.