Brief an UEFA und DFB München wünscht Arena in Regenbogenfarben

Stand: 21.06.2021 11:22 Uhr

Die Münchner Fußballarena soll zum letzten Gruppenspiel der DFB-Elf gegen Ungarn in den Regenbogenfarben beleuchtet sein. Wie aus einem Brief des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) an die UEFA und den Deutschen Fußball-Bund hervorgeht, soll dies auf Antrag aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen passieren.

"In einem fraktionsübergreifenden Antrag werde ich gebeten, auf den Deutschen Fußball-Bund und die UEFA zuzugehen, um anlässlich des Gruppenspieles zwischen Deutschland und Ungarn am 23. Juni 2021 ein Zeichen im Sinne der Weltoffenheit und Toleranz anzuregen", heißt es in dem in dem am Montag (21.06.2021) veröffentlichten Schreiben von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). "Ich bitte Sie deshalb, gemeinsam mit dem DFB an diesem Tag und während des Spiels eine Beleuchtung der Arena in Regenbogenfarben zu ermöglichen und so ein weithin sichtbares Signal für unser gemeinsames Werteverständnis zu senden."

Als Veranstalter der EURO 2020 muss allerdings die UEFA entscheiden, ob dem Wunsch entsprochen wird. Eine Stellungnahme des Verbandes wird im Lauf des Montags erwartet. Fest steht schon, dass am Mittwoch vor dem Rathaus in München Flaggen in Regenbogenfarben wehen werden.

Zeichen gegen Homophobie und Transphobie

Die Farben des Regenbogens sind ein Zeichen für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft. Ein Zeichen gegen Homophobie und Transphobie. Das Spiel am Mittwoch ist bewusst für die Aktion ausgewählt worden, da das ungarische Parlament zuletzt ein von Ministerpräsident Viktor Orban initiiertes Gesetz verabschiedete, durch das die Informationsrechte von Jugendlichen mit Blick auf Homosexualität und Transsexualität eingeschränkt werden. Das Begehren des Münchner Stadtrats wird von vielen gesellschaftlichen Gruppen und Nutzern sozialer Netzwerke unterstützt.

Daher war auch das Entsetzen groß, als am Sonntag bekannt wurde, dass die UEFA gegen den DFB Untersuchungen eingeleitet hatte. Es ging um die Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben, die Torwart Manuel Neuer in den Spielen gegen Frankreich und Portugal trug. Zwei Stunden nachdem das Thema aufgekommen war, machte die UEFA diesem ein Ende. Die Binde habe ihren "guten Grund", so der Verband, der selbst Kampagnen für Vielfalt und Toleranz ins Leben rief. "Wir wollen Rassismus und Homophobie mit Vielfalt entgegentreten", sagte Nationalspieler Leon Goretzka am Montag.

Laut der offiziellen Regularien der UEFA für die EURO 2020 sind die Kapitäne verpflichtet, vom Verband gestellte Armbinden zu tragen. Zudem ist es untersagt, politische Botschaften zu transportieren. Die UEFA sah aber keine Verstöße und wertete die Ausnahme für Neuer sogar als gute Sache. Neuer wird die bunte Binde auch gegen Ungarn wieder tragen, bestätigte DFB-Pressesprecher Jens Grittner.

Möglicher Affront gegen Orban

Ob die UEFA aber auch die geplante Aktion an der Arena unterstützen wird, ist fraglich. Der DFB spricht sich nicht uneingeschränkt für diese Aktion aus. "Man muss es jetzt nicht zwingend am 23.6. festmachen. Man hat auch danach noch die Möglichkeit, die Arena zu beleuchten", sagte DFB-Sprecher Grittner.

Ungarn ist mit Budapest ein Standort der paneuropäischen Europameisterschaft. Nur dort ist eine Auslastung mit Zuschauern von 100 Prozent möglich. Zudem fanden in der abgelaufenen Saison der Champions League einige Spiele in Budapest statt, die wegen der Coronabedingungen ein Ausweichen nötig machten. Die deutschen Klubs RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach waren mit Spielen gegen englische Vereine betroffen.

Eine Arena in Regenbogenfarben dürfte Viktor Orban als Affront empfinden. Ob der ungarische Ministerpräsident am Mittwoch nach München kommt, ist offen.