Kroatien - Tschechien 1:1 Blutender Schick trifft weiter - Perisic rettet Punkt für Kroatien

Stand: 18.06.2021 19:52 Uhr

Was Psychologie doch ausmacht: Mit einem Sieg im Rücken verdienten sich die Tschechen auch gegen Kroatien einen Punkt. Den Vize-Weltmeister lähmte dagegen der Druck, im zweiten Spiel des Turniers endlich punkten zu müssen.

Die EURO 2020 hat ihre nächste kleine Überraschung: Vize-Weltmeister Kroatien konnte auch sein zweites Gruppenspiel nicht gewinnen. Beim 1:1 (0:1) gegen Tschechien war es eine starke Einzelaktion von Ivan Perisic, die den insgesamt erneut enttäuschenden Kroaten den Punkt rettete, nachdem Patrik Schick sein Team mit seinem dritten Turniertreffer vor der Pause in Führung gebracht hatte (37.)

In der Gruppe D bleibt es damit bis zum letzten Spieltag spannend. Die Tschechen, die vor fünf Jahren nach der Vorrunde ausgeschieden waren, dürften mit vier Punkten den Einzug ins Achtelfinale so gut wie sicher haben - notfalls als einer der besten Gruppendritten. Aber auch die Kroaten können mit einem Erfolg im letzten Gruppenspiel gegen Schottland noch weiterkommen. Alles andere wäre eine Riesenenttäuschung.

Tschechien startet selbstbewusst und aktiver

Nach der Auftaktniederlage gegen England war bei den Kroaten ordentlich Druck auf dem Kessel. Ein Unentschieden wäre eigentlich zu wenig gegen die vor dem Turnier schwächer eingeschätzten Tschechen. Doch diesen Druck konnte der Vize-Weltmeister zunächst nicht in positive Energie auf dem Platz umwandeln.

Ganz anders die Tschechen, die besser in die Partie kamen und durch Tomas Soucek auch die erste Torchance des Spiels hatten (4.). Der 2:0-Sieg gegen Schottland hatte ihnen sichtlich Selbstvertrauen und Rückenwind gegeben.

Coufal und Schick strahlen Torgefahr aus

Ein selbstbewusster Start, und auch in der Folge blieb der Vize-Europameister von 1996 das aktivere Team. Gute Chancen von Jakub Jankto nach schöner Flanke von Vladimír Coufal (12.) und Leverkusens Patrik Schick (18.), erneut von Coufal freigespielt, belegen das.

Kroatien blieb dagegen vieles schuldig. Nach vorne ideenlos, im Abwehrverhalten zu passiv - so lässt sich das Geschehen aus Sicht der "Vatreni“ - der "Feurigen", wie sie genannt werden - zusammenfassen. Bis hierhin war ihr Auftritt alles andere als feurig. Lediglich ein Schuss des Ex-Wolfsburgers Ivan Perisic aus 15 Metern (23.) ging als echte Torchance durch.

Lovren verschuldet Elfer - Blutender Schick trifft zur Führung

Als die Partie gerade etwas zu verflachen drohte, leistete sich ausgerechnet der erfahrene Dejan Lovren ein Foul im Strafraum. Seinen viel zu hohen Ellenbogen bekam Schick an die Nase und blieb stark blutend liegen. Nach Zuziehung des Video Assistant Referee (VAR) zeigte Schiedsrichter Carlos Del Cerro Grande (Spanien) auf den Punkt. Noch blutend verlud Schick den kroatischen Keeper Dominik Livakovic und traf ins linke Eck. Es war bereits sein dritter Turniertreffer!

Antwort von Rebic

Nur eine Minute später dann der beste Angriff der Kroaten, doch auch der brachte nichts ein: Josip Brekalos schönen Pass in die Schnittstelle nahm Ante Rebic noch gut mit. Beim Schussversuch rutschte dem Ex-Frankfurter der Ball aber über den Schlappen.

Perisic sucht Eins-zu-eins und trifft

Kroatiens Trainer Zlatko Dalic reagierte in der Halbzeit und brachte Bruno Petković für Rebic sowie Luka Ivanusec für Brekalo. Und endlich zeigte der Favorit Spielfreude und Zug zum Tor, was prompt belohnt wurde: Perisic suchte auf der linken Seite das Eins-gegen-Eins gegen Coufal, profitierte von einem Ausrutscher seines Gegenspielers und zog ins lange Eck ab - der Ausgleich in der 47. Minute!

In der Folge entwickelte sich eine ausgeglichene, wenn auch weiterhin nicht hochklassige Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Für Kroatien hatte der eingewechselte Nikola Vlasic die beste Gelegenheit, als er bei einem Drehschuss aus zwölf Minuten zu hoch zielte. Ganz ähnlich vergab Adam Hlozek in der 76. Minute eine Möglichkeit für die Tschechen.

Modric: Bitterer Nachgeschmack

"Das Spiel hat einen bitteren Nachgeschmack, weil wir nicht gewonnen haben", sagte Modric: "Wir waren anfangs wirklich unorganisiert, haben uns aber gesteigert in der zweiten Hälfte", so der Weltfußballer von 2018. "Jetzt müssen wir Schottland schlagen." Das sollte aber trotz des dann wieder großen Drucks machbar sein.