Das IFAB hat die Handspielregel erneut verändert.

EURO 2020 Neue Spielregeln gelten bei der EURO 2020 - wieder Änderungen beim Handspiel

Stand: 08.06.2021 18:44 Uhr

Die Regelhüter des Fußballs haben Änderungen bei der Handspielregel beschlossen, die ab der Saison 2021/22 gelten. Die UEFA wendet das neue Regelwerk bei der EURO an: Die Schiedsrichter bekommen wieder mehr Spielraum, ein Handspiel bei der Torvorbereitung ist nicht mehr automatisch strafbar.

"Es gibt nur kleinere Änderungen und die betreffen hautsächlich das Handspiel", sagt ARD-Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner: "Hier heißt es: weniger ist mehr." Das International Football Association Board (IFAB) berät und beschließt traditionell die Fußballregeln. Die Regelhüter hatten 2019 weitreichende Änderungen an der Handspielregel vorgenommen, die für mehr Klarheit sorgen sollten - oft kam jedoch das Gegenteil dabei heraus, deshalb nun erneut die Änderungen mit einem verschlankten Regeltext. "Es geht zurück auf ein wesentliches Kriterium: Absicht", sagt Wagner, der beim DFB Schiedsrichter-Lehrwart ist.

In folgenden Fällen liegt nun ein Handspiel vor:

  • Wenn der Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm gespielt wird.
  • Eine Ballberührung mit dem Arm oder der Hand ist zudem dann strafbar, wenn ein Spieler seinen Körper "unnatürlich vergrößert". Das sei gegeben, wenn die Position seines Arms oder seiner Hand keine Folge der Körperbewegung des betroffenen Spielers oder der speziellen Situation ist. Außerdem gilt die "unnatürliche Vergrößerung", wenn der Spieler mit seiner Körperhaltung das Handspiel "in Kauf nimmt". Damit hat der Schiedsrichter mehr Spielraum zur Interpretation als bisher.
  • Wenn ein Spieler unter Zuhilfenahme der Hand oder des Arms ein Tor erzielt, zählt das Tor weiterhin in keinem Fall, egal ob die oben genannten Kriterien zutreffen oder nicht.

Der letzte Punkt galt bislang auch für Vorbereitungen von Toren. Dieser Teil ist gestrichen. Damit ist eine Torvorbereitung bei einem sonst nicht strafbaren Handspiel grundsätzlich wieder möglich. "Da sind wir einen Schritt zu weit gegangen", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino zu der Rückabwicklung dieses Teils der Regel. Die FIFA stellt die Hälfte der acht stimmberechtigten Mitglieder im entscheidenden Gremium des IFAB, das die Änderungen beschloss.

Oberarm bis Höhe Achselhöhle straffrei

Im Vorjahr wurde außerdem geklärt, wo in Regelfragen der Arm endet und die Schulter beginnt. Der Oberarm gilt von oben herab erst ab Höhe der Achselhöhle als strafbar. "Das kann man sich so merken: Wenn man eine Spielführerbinde trägt und diese bis zu Achselhöhle hochzieht, befindet sich die Binde also im strafbaren Bereich - alles darüber nicht", sagt Wagner

Häufig wurde seit der Klärung der Frage der Begriff "T-Shirt-Linie" benutzt, um die Grenze zu erklären. "Die Bezeichnung ist Fehl am Platze, weil sie irritiert. Und sie ist regeltechnisch schlichtweg falsch", sagt Wagner. Bei der EURO werden mit Felix Brych und Daniel Siebert auch zwei Schiedsrichter aus Deutschland mit der Regel umgehen müssen.

Regel wird einfacher, "aber eine ideale Lösung wird es nicht geben"

David Elleray, Technischer Direktor des IFAB und langjähriger Schiedsrichter in England, dämpfte Hoffnungen, dass die Neufassung alle Streitigkeiten beim Handspiel lösen werde. "Eine ideale Lösung werden wir beim Handspiel nicht haben. Die Entscheidung wird immer auslegbar sein", sagte Elleray. Die Handspiel-Regel wurde jedoch nicht nur für die EM verändert. Vor allem im Amateurbereich hatte sich Kritik geregt, nach der die Formulierung zu kompliziert und unverständlich sei. FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina sprach von einer "Vereinfachung".

Schiedsrichter EURO 2020
Schiedsrichter Land
Felix Brych Deutschland
Daniel Siebert Deutschland
Istvan Kovacs Rumänien
Ovidiu Alin Hategan Rumänien
Bjorn Kuipers Niederlande
Danny Makkelie Niederlande
Antonio Miguel Mateu Lahoz Spanien
Carlos Del Cerro Grande Spanien
Anthony Taylor England
Michael Oliver England
Cüneyt Cakir Türkei
Andreas Ekberg Schweden
Daniele Orsato Italien
Orel Grinfeld Israel
Artur Manuel Ribeiro Soares Dias Portugal
Sergei Karasev Russland
Clement Turpin Frankreich
Slavko Vincic Slowenien
Fernando Rapallini Argentinien