Privileg für die Nationalmannschaft Diskussionen in Spanien nach Impfung der Fußballer

Stand: 11.06.2021 21:30 Uhr

Spaniens Nationalmannschaft ist nach zwei positiven Coronatests mindestens zu einem Teil kurzfristig geimpft worden. In Spanien wird die bevorzugte Behandlung teils kritisch gesehen. Im Team kehrt dadurch aber nun ein wenig Entspannung ein.

Die Profis der spanischen Nationalmannschaft wurden drei Tage vor ihrem ersten EM-Spiel am Montagabend (14.06.2021) gegen Schweden gegen das Coronavirus geimpft. Die Aktion fand am Freitag im Trainingszentrum in Las Rozas bei Madrid statt, wie der Verband mitteilte. Anschließend posierten die Spieler für ein gemeinsames Foto mit dem Militärpersonal. Es wurde den Profis freigestellt, welchen Impfstoff sie nehmen. Ob alle Profis, die bisher noch gar kein Vakzin bekommen hatten oder auch keine Corona-Infektionen hatten, tatsächlich geimpft wurden, wurde nicht mitgeteilt.

Vorzugsbehandlung für Fußball-Millionäre?

Die Probleme der Mannschaft hatten in Spanien eine heftige Debatte ausgelöst. Einige meinten, es sei ein Unding, dass die Spieler nicht früher schon geimpft worden seien. Sehr viele, darunter auch einflussreiche Medienkommentatoren, beklagten allerdings, es dürfe für Fußball-Millionäre keine Vorzugsbehandlung geben.

Liverpool-Profi Thiago räumte ein, den Spielern der Nationalmannschaft sei klar, dass die Impfung "ein sensibles Thema" sei. "Wir hatten das Privileg und das Glück, dass die Regierung entschieden hat, dass wir geimpft werden sollen."

Impfreaktionen können im Turnier ein Problem werden

Einige Experten sehen unterdessen Impfungen kurz vor der EM als nicht zielführend an. "Es kann zu Impfreaktionen kommen, die die Leistung einschränken", sagte Hans-Georg Predel, der Professor der Deutschen Sporthochschule Köln, der Deutschen Presse-Agentur.

"Eine Impfung auf den letzten Drücker halte ich nicht für sinnvoll, weil das Nutzenverhältnis wirklich nicht günstig ist", sagte er mit Blick auf mögliche Impfungen mit Vakzinen, die zweimal verabreicht werden müssen. Dabei komme hinzu, dass die zweite Dosis während des laufenden paneuropäischen Turniers gespritzt werden müsste. In solchen Fällen gebe es die positiven Effekte erst nach der EM.

Zwei positive Tests bereiteten Sorgen, Llorente aber wieder im Team

Die vor einer Woche gemeldete Ansteckung von Kapitän Sergio Busquets hatte für Sorgen bei den Spaniern gesorgt. Anschließend wurde auch Diego Llorente positiv getestet. Vier weitere Tests bei Llorente fielen nach spanischen Angaben negativ aus, er ist nun wieder bei der Mannschaft. Busquets muss noch in Quarantäne bleiben.

Einen Tag nach der Schutzimpfung der Spieler zog der Fußball-Verband RFEF den aus Sicherheitsgründen berufenen 17-köpfigen B-Kader aus dem Teamquartier in Las Rozas bei Madrid ab. Das teilten die Spanier am Samstag mit. Enrique hatte sechs Spieler mit internationaler Erfahrung sowie elf Akteure aus der U21-Auswahl in eine parallel aufgezogene Blase beordert, um für mögliche weitere Coronafälle im A-Team gewappnet zu sein.

Auch Schweden mit Corona-Sorgen

Am Dienstag spielt Spanien zum Auftakt gegen Schweden. Die Turnier-Vorbereitung der Schweden war am Dienstag von zwei positiven Corona-Fällen bei Dejan Kulusevski (Juventus Turin) und Mattias Svanberg (FC Bologna) durcheinandergewirbelt worden.

Nach dem Spiel gegen die Schweden trifft das spanische Team von Trainer Luis Enrique in der Gruppe E am 19. Juni auf Polen und am 23. Juni auf die Slowakei. Alle Begegnungen der Vorrunde bestreitet der Weltmeister von 2010 und Europameister von 2008 und 2012 vor eigenem Publikum im Estadio La Cartuja in Sevilla.