EURO 2020 Deutsche und englische Spieler knien gegen Rassismus

Stand: 29.06.2021 18:03 Uhr

Unmittelbar vor dem Anpfiff des Achtelfinalspiels zwischen England und Deutschland haben die Spieler beider Teams gekniet und ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt.

Die Spieler beider Mannschaften und auch das Schiedsrichterteam gingen auf die Knie, die Fans beider Teams reagierten überwiegend mit Applaus. Auch Bundestrainer Joachim Löw kniete sich hin. Die Geste ist weltweit ein Symbol des Protests gegen Rassismus geworden.

Deutschlands Kapitän Manuel Neuer hatte zuvor verkündet, dass sich die deutsche Mannschaft den Engländern bei der Geste anschließen werde, die bislang bei jedem ihrer Spiele des Turniers vor dem Anpfiff gekniet hatte. "Wir stehen für Toleranz. Es war für uns keine Frage. Wir ziehen da sofort mit", sagte Neuer.

Englischer Verband und Fanbündnisse fordern Unterstützung

Im Vorfeld hatte der englische Verband erneut bei seinen Fans um Unterstützung für die Geste gebeten. Mehrfach waren die englischen Spieler von Teilen des eigenen Publikums wegen der Geste ausgebuht worden.

Englische Fangruppen forderten, dass die Fans den Spielern für ihr Verhalten besser applaudieren sollten statt zu buhen. Das Knien stehe für den Kampf gegen Rassismus, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung mehrerer Bündnisse vor dem EM-Start. "Das Verhöhnen der Spieler ist auch das Verhöhnen dessen, wofür die Geste steht."

Trotz Politik: UEFA unterstützt die Geste

Bei der EM wurden weitere Spieler für die Geste ausgepfiffen, so die belgische Mannschaft in Russland. Das Argument der Gegner der Geste: Das Niederknien sei eine politische Geste, die im Fußball verboten ist.

Für die UEFA als Ausrichterin der EURO 2020 fällt die Geste jedoch nicht in diese Kategorie. "Die UEFA tritt mit null Toleranz gegen Rassismus ein", teilte die UEFA zu Beginn des Turniers auf Anfrage der Sportschau mit. "Jeder Spieler, der eine Gleichstellung von Menschen fordert, indem er sich niederkniet, hat die Erlaubnis dazu. Wir fordern die Fans auf, Respekt für Teams und Spieler zu zeigen, die auf die Knie gehen."

Harry Kane trägt wie Neuer eine Regenbogenbinde

Die englische Mannschaft schloss sich zugleich einer Aktion des DFB für Toleranz und Vielfalt an. Englands Kapitän Harry Kane führte seine Mannschaft wie auch Manuel Neuer mit einer Binde in Regenbogenfarben auf den Platz.

ProFans: Zweifel an Glaubwürdigkeit

Kritik an der Aktion kommt von der Organisation ProFans - denn die zweifelt an der Glaubwürdigkeit. "Grundsätzlich ist es gut und schön, dass so etwas möglich ist, und natürlich ist das ein positives Zeichen", sagte Sprecher Sig Zelt der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er betonte aber auch: "Das lässt deutlich Raum für Zweifel an der Authentizität. Man weiß ja, wie durchgedacht die öffentlichen Äußerungen von Marketingabteilungen wie beim DFB sind."

Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag, sprach der dpa zufolge von einer "richtigen Botschaft". Sie warnte bei den Aktionen aber auch vor einer "Verwässerung, wenn sie zur Routine werden".