EURO 2020 Homophobie und Diskriminierung: UEFA leitet Disziplinarverfahren ein

Stand: 25.06.2021 11:37 Uhr

Ungarische Fans haben beim Spiel ihrer Mannschaft gegen Deutschland in München ein homophobes Plakat gezeigt. Die UEFA hat jetzt ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Es werde wegen des möglichen Fehlverhaltens ungarischer Fans während der Partie am vergangenen Mittwoch (23.06.2021) ermittelt. Weitere Details gab es zunächst nicht.

"LMBT? Nein, Danke" stand auf dem Plakat, das ungarische Fans während des Spiels am Mittwoch zeigten (LMBT steht in Ungarn für die LGBT-Community). Zudem war das Piktogramm von zwei Menschen beim Geschlechtsverkehr abgebildet. Ungarische Fans riefen außerdem mehrfach "Deutschland, Deutschland, homosexuell!".

Ermittlungen nach Vorfällen in den Spielen gegen Portugal und Frankreich laufen

Wegen möglicher "diskriminierender Vorfälle" hatte die UEFA bereits am vergangenen Sonntag in Bezug auf die ersten EM-Spiele Ungarns gegen Portugal am 15. Juni (0:3) und gegen Frankreich am 19. Juni (1:1) Ermittlungen eingeleitet. Fans der Mannschaft hatten bei den Partien in Budapest gegen Portugal und Frankreich laut UEFA für "möglicherweise diskriminierende Vorfälle" gesorgt.

Der Sport-Informationsdienst berichtete unter Berufung auf Augenzeugenberichte über homophobe und rassistische Äußerungen, auch der Hitlergruß soll gezeigt worden sein. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, dass französische Spieler rassistisch beschimpft worden seien. Wenn Stürmer Kylian Mbappé am Ball war, seien immer wieder Affenlaute von den Rängen ertönt.

Auf eine Anfrage der Sportschau am Mittwoch, wann mit einem Ergebnis der Ermittlungen zu rechnen ist, antwortete die UEFA, dass es dazu noch keine Informationen gebe. Die Mindeststrafe für rassistische und/oder homophobe Ausfälle wäre eine Blocksperre bei einem Spiel. Im Wiederholungsfall können mehrere Geisterspiele, Punktabzüge oder sogar eine Disqualifikation erfolgen. Ungarn ist allerdings nach dem Spiel gegen Deutschland bereits ausgeschieden.

Neonazi-Gruppe prominent im Stadion vertreten

Eine Fangruppe trat bei den ungarischen Spielen besonders in Erscheinung: die "Carpathian Brigade". Sie ist eine der einflussreichsten Gruppen in Ungarn und gilt unter Experten als paramilitärische Gruppierung, die vorrangig aus Neonazis besteht.

Am Sonntag spielen die Niederlande im Achtelfinale in Budapest gegen Tschechien. Der niederländische Kapitän Georginio Wijnaldum kündigte an, bei der Partie eine Armbinde mit der Aufschrift "One Love" und Regenbogenfarben zu tragen.