Estadio de La Cartuja bei der EURO 2020 Sevilla - das Olympiastadion ohne Spiele, Klubs und Olympia

Stand: 16.06.2021 10:21 Uhr

Spanien trägt seine EM-Spiele in Sevilla aus. Die Stadt kam als letzter Spielort bei der EURO 2020 dazu, nachdem die UEFA Bilbao aussortiert hatte. Das Stadion ist ein besonderes - kein Klub spielt dort und seinen ursprünglich angedachten Zweck erfüllte es nie.

Das Estadio de La Cartuja hatte eigentlich nie optimale Voraussetzungen für Fußballspiele. Eine Laufbahn trennte die Fans lange vom Spielfeld, weitläufig ist der Bau, in dem in pandemiefreien Zeiten 57.619 Fans Platz finden.

Aber die Laufbahn ist ein Teil der Geschichte des Stadions, das 1999 errichtet worden ist. Damals fand in Sevilla nämlich die Leichtathletik-WM statt und die Stadt hatte darüber hinaus Größeres im Sinn: Olympia.

Sevilla wollte die Spiele 2004, 2008 und 2012

2004 und 2008 wies das IOC aber die Bewerbungen von Sevilla schon vor der Abstimmung zurück, die Spiele gingen nach Athen und Peking. 2012 schied Sevilla in einem nationalen Vorentscheid gegen Madrid aus, die Spiele fanden am Ende in London statt. Das Stadion erfüllte also nie seinen angedachten Zweck.

Eine sinnvolle Nachnutzung sollte durch die beiden großen Fußballklubs der Stadt sichergestellt werden. Die Hoffnung war, dass sich der FC Sevilla und Betis Sevilla das Stadion teilen, so wie es beispielsweise Inter und der AC Mailand tun. Die Klubs winkten ab, nutzten es allenfalls bei Umbaumaßnahmen ihrer eigenen Arenen. Sevilla hatte ein 120 Millionen Euro teures Stadion, aber kaum eine Nutzung der Sportstätte.

Nur sporadische Nutzung, dann die zwischenzeitliche Schließung

Wenige Konzerte wie die von U2, Bruce Springsteen, Iron Maiden, AC/DC oder Madonna blieben seltene Höhepunkte in der Geschichte des Stadions, dazu kamen zwei Finals um den Tennis-Davis-Cup. 2003 spielten Celtic Glasgow und der FC Porto hier das UEFA-Cup-Finale. Der spanische Fußball berücksichtigte das Stadion hin und wieder für Qualifikations- oder Freundschaftsspiele, drei spanische Pokal-Endspiele fanden außerdem dort statt. 2018 trafen sich Griechenland und Saudi-Arabien zu einem Testspiel.

2018 wurde das Stadion zeitweise geschlossen, da das Dach nach fast 20 Jahren defekt war. Es gab Streit um die Kosten, um 15 Millionen Euro ging es bei der Reparatur. Lange Zeite wurde das La Cartuja zum Geisterstadion.

Für den Spanier Abel Antón Rodrigo, der 1999 bei der Leichtathletik-WM Gold holte, war es eine emotionale Angelegenheit, als das Stadion brach lag. "Schade, dass das Stadion jetzt so aussieht", sagte er in "Marca". Es folgte aber zumindest ein halbwegs gutes Ende der Geschichte.

Happyend für Sevilla: EURO 2020 statt Olympia 2004

Das Spiel zwischen Spanien und Schweden (0:0) war das erste von vier Spielen bei der EURO 2020. Schlecht für Rodrigo und die Leichtathletik ist allerdings, dass es die Tartanbahn nicht mehr in dieser Form gibt. Im Zuge der Reparaturen wurde sie entfernt.

Geplante EM-Spiele in Sevilla
Datum Runde Begegnung
14. Juni 1. Spieltag Spanien - Schweden (0:0)
19. Juni 2. Spieltag Spanien - Polen
23. Juni 3. Spieltag Slowakei - Spanien
27. Juni Achtelfinale tba

Doch die vier EM-Spiele sind ja auch was. "Nur wenige Städte haben eine so intensive Leidenschaft für Fußball wie Sevilla", frohlockte der Präsident der andalusischen Regionalregierung, Juan Manuel Moreno, als Sevilla den Zuschlag bekam. "Dieser Moment verkörpert die ständige Verbundenheit zwischen der Nationalmannschaft und den Fans." Zum Leidwesen übrigens von Bilbao.

Bilbao bekommt Schadenersatz und zwei europäische Endspiele

Denn im Baskenland hätten eigentlich diese Spiele ausgetragen werden sollen. Die Maßgaben der Regionalregierung zur Coronavirus-Pandemie waren aber strenger und hätten nach Einschätzung des spanischen Verbandes und der UEFA unweigerlich zu Geisterspielen geführt, weshalb man sich für einen Umzug nach Sevilla entschied. Bilbao drohte er UEFA mit rechtlichen Schritten, nun kam es offenbar zu einer Einigung.

Juan Mari Aburto, der Bürgermeister Bilbaos, sagt nun: Die UEFA werde für die entstandenen Kosten 1,3 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. "Außerdem bekommt das Stadion San Mames je ein Endspiel der UEFA Europa League und der Champions League der Frauen", so Aburto.