Frankreich im zweiten Spiel gegen Ungarn Paul Pogba - ein Genius im Nationaltrikot

Stand: 18.06.2021 17:02 Uhr

Frankreich könnte mit einem Sieg über Ungarn vorzeitig ins Achtelfinale der UEFA EURO 2020 einziehen. Der Weltmeister kann auf ein erfahrenes Mittelfeld setzen, aus dem einer heraussticht: Paul Pogba, der die Expertenwelt immer wieder überrascht.

Als Paul Pogba am späten Dienstagabend (15.06.2021) in der Münchner Arena die Trophäe des "Man of the Match" erhalten hatte, wollte er noch etwas erledigen: Er wandte sich um, ging zur Tribüne mit den französischen Fans und schrie nach dem 1:0-Sieg über Deutschland heraus: "Das war es noch nicht!"

Unter dem Jubel seiner Anhänger drehte sich der Dreh- und Angelpunkt des französischen Spiels ab und ging lächelnd seiner Wege. Der 28-Jährige hatte mal wieder einen dieser schönen Arbeitstage hinter sich, die ihm offensichtlich nur die Nationalmannschaft seines Landes bieten kann.

Deutschland mit Pech, Frankreich mit Pogba

Schier unüberwindbare Wand im französischen Defensiv-Verbund, zudem immer wieder genialer Passgeber für Mbappé und Mitstreiter. Und: Vorbereiter zum entscheidenden 1:0 durch Hummels' Eigentor. "Deutschland hatte Pech – und Frankreich Paul Pogba" - so titelte tags drauf der Schweizer "Tagesanzeiger" und brachte die Dinge auf den Punkt.

Fans von Manchester United wundern sich

Schon seit Jahren wundern sich vor allem die Fans von Manchester United, was da schief läuft: Während Pogba im Trikot seiner Nationalmannschaft regelmäßig Weltklasse-Leistungen auf den Rasen zaubert, scheint dann im Jersey seines Vereins aus Englands Norden höchstens noch ein Abziehbild dieses französischen Superstars aufzulaufen.

Agiert Pogba im Blau der Équipe Tricolore selbstbewusst, aggressiv und leichtfüßig, spielt er im Rot seines Vereins zaudernd und gehemmt. Zuweilen wirken seine Auftritte für Man United regelrecht desinteressiert.

"Sind die blind in Manchester?"

Manchester United und Paul Pogba - das ist ohnehin so eine Geschichte. Noch heute erzählen dem Vernehmen nach Andrea Pirlo und Gianluigi Buffon von jenem Tag, als sie im Sommer 2012 den damals 19-jährigen Pogba zum ersten Mal bei Juventus Turin im Training hatten.

Die beiden steckten nach der Übungseinheit lachend die Köpfe zusammen und fragten sich, wie im Himmels Willen ihr Verein ein solches Juwel habe schnappen können. Und das auch noch ablösefrei. "Sind die blind in Manchester?", soll Buffon zu Pirlo gesagt haben.

Bei United zunächst durchgefallen

Bei Manchester hatten sie ihren Jugendspieler, der 2009 aus Le Havre in die Akademie Uniteds gekommen war, für untauglich befunden und ziehen lassen. Ohne Entgelt. Juve hatte daraufhin zugeschlagen und sich damit ein damals noch ungeschliffenes Juwel geholt, das in den Folgejahren als Balleroberer und Drahtzieher im Mittelfeld zum Weltstar mutierte.

Zurück nach Manchester - für 105 Millionen

Pogba entwickelte sich zwischen 2012 und 2016 in Turin derart gut, dass er prägende Figur bei Juves folgenden vier Meistertiteln in Serie wurde. Und Manchester United tat etwas, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: Die Engländer bezahlten für ihren vier Jahre alten Einschätzungsfehler teuer und holten Pogba im Sommer 2016 für die damalige Transfer-Rekordsumme von 105 Millionen Euro zurück auf die Insel.

Pogba ist heiß auf den Europameistertitel

Und da steht er nun - und zeigt bei United eben nur hin und wieder mal jene Leistungen, die ihn in der Nationalmannschaft zum Anführer machen. Mit Pogba in der Zentrale wurden die Franzosen 2018 Weltmeister. Jetzt wollen sie auch Europameister werden. Für Pogba ist das klar und er hat es seinen Fans nach dem ersten Spiel zugerufen: "Das war es noch nicht!"