EURO 2020 Böse Kritik aus Ungarn an Münchens "Regenbogen"-Plänen

Stand: 21.06.2021 22:56 Uhr

Die Stadt München will das Stadion beim EM-Spiel Deutschland - Ungarn in Regenbogenfarben beleuchten - als Zeichen gegen Homophobie. Aus Ungarn kommt Kritik, Außenminister Péter Szijjártó zieht einen drastischen Vergleich.

Die Stadt München hat sich am Montag (21.06.2021) in einem Brief an Europas Fußballverband UEFA gewendet: Beim EURO-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Ungarn soll die Arena bunt in Regenbogenfarben beleuchtet werden. "Ein Zeichen im Sinne der Weltoffenheit und Toleranz anzuregen", nennt es Oberbürgermeister Dieter Reiter.

Die UEFA hat sich bisher noch gar nicht zu den Plänen geäußert. Sportschau-Reporter Robert Kempe, derzeit in Budapest, rechnet mit einer Ablehnung. "Ich wäre überrascht, wenn die UEFA das als Ausrichter zulassen würde", sagt Kempe. Der Antrag des Münchner Stadtrats sei ein poltisches Statement. Zudem würde sich die UEFA deutlich gegen Ungarn stellen, wenn sie den Wünschen aus Bayern nachgäbe.

Ungarns Außenminister verweist auf deutsche Vergangenheit

Dennoch kommt vorsorglich schon vor jeder UEFA-Stellungnahme heftiger Gegenwind aus Ungarn. Außenminister Péter Szijjártó äußerte sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "MTI". "Eine Sportveranstaltung mit Politik zu mischen, ist schlecht", sagt Szijjártó in dem Interview: "Die Geschichte zeigt, dass das schlecht ist, und die Deutschen sollten das ganz genau wissen." Szijjártó spielt damit mutmaßlich auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin an, die vom nationalsozialistischen Deutschland zu Propagandazwecken missbraucht wurden.

Protest gegen ungarisches Gesetz

In Deutschland wurden die Pläne der Stadt München überwiegend positiv aufgenommen. Die Beleuchtung soll ein Protest gegen ein neues ungarisches Gesetz sein, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Dieses wurde erst in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligt und gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban.

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich ebenfalls klar positioniert. "Ich glaube, insgesamt als Fußball-Welt kann man aktuell sehr gut erkennen, dass wir Rassismus und Homophobie mit Vielfalt entgegentreten wollen", sagte Nationalspieler Leon Goretzka zu den Plänen.

Neuers Regenbogen-Spielführerbinde darf bleiben

Kapitän Manuel Neuer hatte bei den beiden bisherigen EURO-Spielen eine Spielführerbinde in Regenbogenfarben getragen, was sogar zu einer Überprüfung durch die UEFA geführt hatte, weil es gegen die offiziellen EM-Regularien verstößt.

Am Ende ruderte die UEFA zurück und teilte dem DFB mit, Neuers bunte Armbinde sei ein "Zeichen der Mannschaft für Vielfalt" und werde deshalb als "'good cause' bewertet". Neuer darf die Binde weiterhin tragen.