England - Schottland 0:0 Mutige Schotten vermiesen England die Stimmung

Stand: 18.06.2021 22:53 Uhr

25 Jahre nach dem legendären Sieg bei der Heim-EM 1996 hat England am Freitag (18.06.2021) eine Wiederholung dieses Spektakels verpasst. Damals elektrisierten die Torschützen Alan Shearer und Paul Gascoigne ein ganzes Land, dieses Mal holte Schottland die Three Lions auf den Boden der Tatsachen zurück und erkämpfte sich ein verdientes 0:0. Entschieden ist in der Gruppe D damit weiter nichts. "Das Ergebnis ist verdient, Glückwunsch an Schottland", sagte Englands Kapitän Harry Kane nach Abpfiff.

20.000 schottische Fans in der Stadt, zwei lautstarke Fan-Gruppierungen im Stadion. Trotz der gerade erst verlängerten Corona-Beschränkungen und der wachsenden Sorge vor der Ausbreitung der Delta-Variante war die britische EURO-Euphorie rund um die 115. Ausgabe des englisch-schottischen-Kräftemessens selbst über die Fernsehschirme spürbar.

Die feiernden Vertreter der schottischen "Tartan Army" auf dem Trafalgar Square sind angesichts der Pandemie-Situation in England sicherlich fehl am Platz, die Atmosphäre auf den Rängen verlieh dem Spiel aber den passenden Rahmen und spornte die ohnehin hochmotivierten Teams zusätzlich an. Positive Randnotiz: Als beide Teams vor dem Anpfiff per Kniefall ein Zeichen gegen Rassismus setzten, ernteten sie dabei größtenteils Applaus von den rund 22.500 Zuschauern. Das war in der Vergangenheit nicht immer so.

Schottland macht England das Leben schwer

Auf dem Rasen entwickelte sich in der ersten Hälfte dann ein Spiel, das den hohen Erwartungen nur teilweise gerecht wurde und einfach zusammenzufassen ist: Die Schotten, die sich bei englischem Ballbesitz naturgemäß zurückzogen, setzten auf eine Kombination aus Kontern und Standardsituationen und fühlten sich mit dieser Vorgehensweise sichtlich wohl. Die Engländer, die im Vergleich zum 1:0-Auftaktsieg gegen Kroatien mit neuen Außenverteidigern angetreten waren, machten das Spiel und suchten meist vergeblich eine Lücke im schottischen Deckungsbollwerk.

Da die Engländer kein Tempo in ihre Aktionen bekamen, blieb ein Pfosten-Kopfball von John Stones nach einem Eckball (11.) lange die beste Chance der Three Lions. Auf der Gegenseite hätte Stephen O’Donnell mit einer Volleyabnahme die zum Ende des ersten Abschnitts immer frecher und mutiger werden Schotten beinahe in Führung gebracht (30.). Quittung der englischen Fans: Pfiffe zur Halbzeitpause.

Schotten bleiben gefährlich

Viel besser wurde es aus englischer Sicht auch nach Wiederanpfiff nicht. Der Druck auf das schottische Tor nahm zwar etwas zu, für erhöhten Adrenalinausstoß sorgten aber meist nur die Schotten. Das Team von Nationaltrainer Steve Clarke setzte immer wieder einzelne Nadelstiche und hielt die Partie komplett offen. Ein Schuss des schottischen Sturmtanks Lyndon Dykes kratzte Reece James in letzter Sekunde von der Linie (62.). Das Wembley-Stadion atmete durch, die Frequenz der schottischen Hymne nahm noch einmal zu.

In der Schlussphase reagierte Englands Trainer Gareth Southgate, einer der (tragischen) Helden der EM 1996, und nahm erneut Kapitän Kane vom Platz. Eine Maßnahme, die in England für Diskussionsstoff sorgen wird. Abgesehen von einem etwas zu plumpen Fall von Raheem Sterling im Strafraum aber auch die letzte Aktion mit Bedeutung. Die Schotten verdienten sich dank ihres beherzten Auftretens einen Punkt und wahrten damit ihrerseits die Chance auf die K.o.-Runde. Die Stimmung in England ist - abgesehen von den schottischen Auswärtsfans - erst einmal getrübt.