Englands Jungstar Englands Saka - der Mann, der Sancho die Show stahl

Stand: 23.06.2021 12:00 Uhr

Im Spiel gegen Tschechien bekam Bukayo Saka von Englands Nationaltrainer Gareth Southgate den Vorzug vor Dortmunds Jadon Sancho. Saka spielte gut, sehr gut sogar - und zeigte, dass auch in der Gegenwart eine Alternative ist.

Als Jadon Sancho in der 84. Minute gegen die Tschechen den Rasen des Wembley-Stadions betrat, brandete Applaus von den Rängen auf. Die englischen Fans begrüßten lautstark die Einwechslung des Dortmunder Top-Stürmers, der längst auch in seiner Heimat in der Gunst der Anhänger weit oben steht. Genauso starken Beifall hätte aber auch der Mann verdient, der für Sancho das Feld verließ: Bukayo Sako.

Der erst 19-jährige Offensivmann der "Three Lions" hatte soeben sein Turnierdebüt bei dieser Europameisterschaft beendet. Es war ein eindrucksvolles. Die Schlagzeilen dieses Spiels gehörten Sturmpartner Raheem Sterling, der mit seinem zweiten Turniertor für die Entscheidung gesorgt hatte. Dabei war es Bukayo Saka, der das Tor des Abends ein halbe Minute zuvor mit einem unwiderstehlichen Lauf aus der Tiefe eingeleitet hatte, bei dem er den routinierten Tschechen Tomas Soucek mit einer raffinierten Körperfinte einfach stehen ließ.

Überall zu finden

Doch es war längst nicht nur diese Torvorbereitung, mit der Saka die tschechische Defensive immer wieder vor Probleme stellte. Er dribbelte mit einem irren Tempo auf seiner rechten Seite. Er war eigentlich überall zu finden, was ihn so unberechenbar machte. Mit seinem klugen Passspiel sorgte er immer wieder für Gefahr vor dem Tor der Tschechen. Kurzum: Es war eine Freude, Saka zuzuschauen.

Saka entstammt der Jugendakademie des FC Arsenal. Der gebürtige Londoner hat - abgesehen von einer Station in ganz jungen Jahren bei Greenford Celtic - nie für einen anderen Verein gespielt. In der vergangenen Saison zählte Saka zur Stammelf der "Gunners", absolvierte 32 von 38 Premier-League-Spielen. Fünf Tore und vier Vorlagen stehen in seiner Statistik - sicher keine überragende Quote.

Allerdings ist Saka ein Mann, der auch deswegen ein bisschen unter dem Radar geflogen ist, weil er oftmals den Pass vor der entscheidenden Vorlage spielte, der dann zum Tor führte. So wie jetzt auch gegen die Tschechen.

Vielseitigkeit als Markenzeichen

Noch weiß niemand so recht, welches denn überhaupt Sakas beste Position ist. Sein Debüt in der Nationalelf gab er vor acht Monaten als Linksverteidiger gegen Wales. Sein Heimtrainer Mikel Arteta hat ihn manchmal in der Defensive, mal auf dem Flügel, dann im zentralen Mittelfeld oder im linken Mittelfeld aufgestellt. Die Vielseitigkeit ist sein Markenzeichen. Womöglich ist auch Saka selbst noch auf der Suche, wo er seine Stärken am besten ausspielen kann.

Gegen die Tschechen zeigte Saka diese Allrounder-Qualitäten gebündelt in einem Auftritt: Mal tippelte er auf der Seitenlinie entlang, dann schlich er sich in die Rolle der Nummer 10, um sich ein anderes Mal tief in die eigene Hälfte fallen zu lassen. Es war ein bisschen wie das Hase-und-Igel-Spiel. Oder wie es der Kolumnist des "Guardian" so schön beschrieb: "Saka war Englands Schlüsselfigur. Er tauchte überall auf und bestreute den Platz mit Sternenstaub, damit das Ding funktionierte."

Gut möglich, dass Gareth Southgate in einem möglichen Achtelfinale gegen Deutschland wieder eine andere Formation wählt und beispielsweise auf Jadon Sancho oder den ebenso brillanten Phil Foden setzt. Der englische Nationalcoach wird aber auch wissen, dass er in Bukayo Saka einen Mann in der Hinterhand hat, der zeigte, dass er auf der großen europäischen Bühne mehr als nur bestehen kann.