Dänemark vor EM-Viertelfinale Dänemarks Luxusproblem im Sturm: Poulsen oder Dolberg?

Stand: 02.07.2021 18:27 Uhr

Vor dem Viertelfinale gegen Tschechien in Baku steht Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand vor einem Luxusproblem: Kasper Dolberg droht der eigentlichen Stammkraft Yussuf Poulsen im Sturm den Rang abzulaufen - der Coach hat nun die Qual der Wahl.

Yussuf Poulsen war im Angriff bei den Dänen gesetzt - bis jetzt. Das Achtelfinale gegen Wales verpasste der Spieler von RB Leipzig wegen einer Verletzung am Gesäßmuskel. Sein Stellvertreter Kasper Dolberg nutzte die Gunst der Stunde und empfahl sich beim 4:0-Sieg mit seinem Doppelpack für einen Stammplatz.

Poulsen hat sich nun wieder gesund gemeldet und drängt in die Startelf. "Ich glaube nicht, dass ich 90 Minuten spielen kann, aber ich werde 60 Minuten spielen können wie gegen Belgien und Russland", sagte Poulsen. Am Freitag bestätigte Coach Kasper Hjulmand, dass der 27-Jährige voll im Training sei, über einen Einsatz gegen Tschechien aber erst am Spieltag (03.07.2021, 18 Uhr) entschieden werden soll.

"Arbeiter" Poulsen oder Dolberg mit dem "Killerinstinkt"?

Eine Rückkehr Poulsens in die Startelf ist angesichts der starken Leistung von Dolberg gegen Wales nicht sicher. Poulsen selbst gibt sich gelassen und antwortet auf die Frage, ob er Angst um den Startelf-Einsatz habe: "Ich werde niemanden umhauen." Und betont, dass beide keine Konkurrenten seien.

Poulsen ist der Spielertyp "Arbeiter". Unermüdlich sind sein Engagement im Anlaufen und seine Mannschaftsdienlichkeit. Allerdings bemängelte sein früherer Trainer bei RB Leipzig, Julian Nagelsmann, die Abschlussqualität. In der Gruppenphase traf der 27-Jährige allerdings zweimal.

Dolberg gilt als der vermeintlich effektivere Stürmer mit Killerinstinkt. Wobei er das bei seinem Verein OGC Nizza zuletzt auch nicht so gezeigt hat: In zwei Jahren erzielte Dolberg gerade mal 17 Treffer in der Ligue 1. Zeitweise verlor er seinen Stammplatz.

Großes Lob für Dolberg - auch von der internationalen Presse

Verletzungen, eine Blinddarmoperation und eine Corona-Infektion setzten dem 23-Jährigen zu. Sogar die Nominierung für den EM-Kader war in Gefahr. Doch Hjulmand gab ihm sein Vertrauen - und Dolberg zahlte es mit seinem Doppelpack zurück. "Kasper war fantastisch", schwärmte der Trainer nach dem Sieg gegen Wales.

Und auch die Presse lobte Dolberg überschwänglich. Die dänische Zeitung "Berlinske" schrieb: "Kasper Dolberg hämmert Dänemark ins EM-Viertelfinale!" Der englische "Sunday Telegraph" urteilte: "Drache erlegt: Bales Mannschaft wurde geschlagen, weil Dolberg die Dänen inspiriert." Und "Corriere della Sera" machte ihn "zum Held des Abends, der nicht mehr zu bremsen ist."

Wer bekommt die "Joker"-Rolle?

Den nun vor Selbstvertrauen nur so strotzenden Dolberg aus der Startelf zu nehmen, wäre also ein großes Wagnis für Hjulmand. Doch was wäre, wenn der Trainer beide aufstellt? Der 49-Jährige zeigte sich bislang taktisch flexibel: Weil in Christian Eriksen der wichtigste Spieler ausfiel, stellte er kurzerhand sein System um, von 4-3-3 auf 3-4-3. Und auch im Spiel gegen Wales stellte er während der Partie von einer Dreier-Abwehrkette auf einen Vierer-Riegel um. Danach fielen die Tore, weil Dänemark im zentralen Mittelfeld mehr Platz hatte.

Denkbar wäre es also - Poulsen ist auch als offensiver Flügelspieler einsetzbar. Doch Hjulmand will sich nicht festlegen und betont: "Je nachdem, was wir in den Spielen brauchen, haben wir verschiedene Typen, die zu verschiedenen Spielsituationen passen."

Darüber hinaus falle den Jokern eine ebenso große Bedeutung zu wie den Startspielern. "Wir haben gesehen, wie viel in den letzten 15 bis 20 Minuten eines Spiels passieren kann", führte der 49-Jährige aus. Diese Haltung hat er auch seinen Spielern eingeimpft. "Die fünf Spieler, die reinkommen, können sehr wertvoll sein, um den Sieg am Ende abzusichern", so Poulsen.