Ermittlungen gegen DFB eingestellt UEFA erlaubt Kapitänsbinde in Regenbogenfarben

Stand: 20.06.2021 20:55 Uhr

Die UEFA ermittelt - und rudert dann zurück: Der DFB hat wegen Manuel Neuers Kapitänsbinde in Regenbogenfarben nichts zu befürchten. So abrupt die UEFA eine Überprüfung eingeleitet hatte, so schnell wurde diese wieder eingestellt.

Europas Fußballverband UEFA hat mit Disziplinar-Ermittlungen rund um die deutschen Spiele bei der EURO 2020 kurzzeitig für Irritationen gesorgt. Der Verband monierte am Sonntag (20.06.2021), dass die von DFB-Kapitän Manuel Neuer in den Spielen gegen Frankreich (0:1) und Portugal (4:2) getragene Spielführerarmbinde in Regenbogenfarben gegen das Regelwerk verstoßen hat.

Doch noch am Abend ruderte die UEFA zurück und teilte dem DFB mit, dass die Überprüfung schon wieder eingestellt sei. Neuers bunte Armbinde sei ein "Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit als 'good cause' bewertet".

Die Regenbogenfarben, eigentlich auf einer Flagge, sind ein Symbol für die LGBT-Gemeinschaft (Lesbisch, Gay Schwul, Bisexuell, Transexuell/Transgender). Neuer hatte die Armbinde bereits vor der EURO 2020 in den letzten Testspielen gegen Dänemark und Lettland getragen, die beide allerdings nicht unter das UEFA-Reglement fallen.

UEFA schreibt Spielführerbinde vor

Im offiziellen Regelwerk zur EM wird allerdings genau vorgeschrieben, welche Armbinden die Kapitäne der Teams verwenden dürfen. "Die UEFA stellt den Verbänden die Kapitänsbinden zur Verfügung und gibt Richtlinien für deren Verwendung bei Spielen heraus", ist die Formulierung in Artikel 58.01.

Der DFB hatte am Sonntag bestätigt, dass eine Überprüfung durch die UEFA stattfinden soll. "Dazu werden wir uns auch mit der UEFA besprechen", sagte Pressesprecher Jens Grittner.

DFB-Pressesprecher: "Bekenntnis für Diversität, Offenheit, Toleranz"

Grittner und der DFB hatten da bereits unterstrichen, dass sie eine mögliche Strafe wohl nicht einfach hinnehmen würden.

"Der Juni steht auch im Sport im Zeichen von 'Pride', um sich für mehr Vielfalt stark zu machen", so Grittner in der DFB-Stellungnahme vor dem Rückzug der UEFA: "Auch in diesem Jahr beteiligt sich der DFB mit verschiedenen Aktionen. Manuel Neuer trägt bereits seit dem Testspiel am 7. Juni gegen Lettland die Regenbogenbinde. Als Zeichen und klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung. Die Botschaft lautet: Wir sind bunt!"

Bei der aktuellen EURO wird bisher eine leuchtend gelbe Spielführerbinde mit dem UEFA-Logo und der Aufschrift "Respect" genutzt. Seit 2017 setzt sich die UEFA mit der gleichnamigen Kampagne für "Inklusion, Vielfalt und Barrierefreiheit im europäischen Fußball" (Angabe UEFA) ein. Umso kurioser wirkt die Entscheidung, dass Neuers Regenbogenarmbinde, die ebenfalls für Werte wie Vielfalt steht, bestraft wird.

Gibt's das Münchner Stadion in Regenbogenfarben?

Mit Spannung blickt auch die Stadt München auf den europäischen Fußballverband. Beim dritten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft in München gegen Ungarn am Mittwoch (23.06.2021, Anstoß 21.00 Uhr) will die Stadt das Stadion in Regenbogenfarben beleuchten.

Das Abnicken eines entsprechenden Antrags im Münchner Stadtrat gilt als Formsache. Oberbürgermeister Dieter Reiter will mit diesem Anliegen am Montag UEFA und DFB kontaktieren. "Die Landeshauptstadt bekennt sich zu Vielfalt, Toleranz und echter Gleichstellung im Sport und in der ganzen Gesellschaft", heißt es unter anderem in dem Antrag.

Protest gegen ungarisches Gesetz

Die Beleuchtung soll ein Protest gegen ein neues ungarisches Gesetz sein, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Dieses wurde erst in der vergangenen Woche vom ungarischen Parlament gebilligt und gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban.