"Es war für uns keine Frage" Zeichen gegen Rassismus - Deutschland geht mit England auf die Knie

Stand: 29.06.2021 06:30 Uhr

Manuel Neuer hat bestätigt, dass sich die deutsche Mannschaft vor dem Achtelfinale am Kniefall-Protest der Engländer gegen Rassismus beteiligen wird. Und die "Three Lions" schließen sich einer Aktion des DFB-Kapitäns an.

So viel sportliche Brisanz im Klassiker zwischen England und Deutschland steckt, so sehr wird es auch ein Spiel im Zeichen der klaren Statements für Toleranz und Vielfalt und gegen Rassimus. Harry Kane wird die englische Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld führen und dabei eine regenbogenfarbene Binde tragen, so wie es Manuel Neuer bereits gegen Portugal (4:2) und Ungarn (2:2) gemacht hatte. Und auch das DFB-Team zieht bei einer Aktion der Engländer mit.

England und Deutschland vereint im Kampf gegen Intoleranz und Rassismus

Die "Three Lions" gehen vor jeder Partie aufs Knie, um gegen Rassismus zu protestieren - und das werden auch die Deutschen am Dienstag wenige Minuten vor dem Anstoß um 18 Uhr machen. "Wir stehen für Toleranz. Es war für uns keine Frage. Wir ziehen da sofort mit", sagte Neuer. "Die Engländer solidarisieren sich mit der Binde und wollen das auch zeigen."

Ohnehin wünscht sich der DFB-Kapitän, dass Fußballer in der Zukunft häufiger ihre Popularität und Reichweite ausnutzen und sich gegen Missstände einsetzen. "Es war in der Vergangenheit oft so, dass wir uns politisch nicht so positioniert haben und stattdessen den Richtlinien, wie es immer gewesen ist, gefolgt sind. Jetzt hat - auch dank der sozialen Medien - jeder Einzelne mehr Einfluss, etwas zu bewegen", sagte Neuer.

Es gibt auch Zweifler

Für die bevorstehende Aktion hat das deutsche Team jedoch nicht nur Lob geerntet. Sig Zelt, Sprecher der Organisation ProFans, zweifelt an der Glaubwürdigkeit. "Grundsätzlich ist es gut und schön, dass so etwas möglich ist, und natürlich ist das ein positives Zeichen", sagte Zelt, der aber auch betonte: "Das lässt deutlich Raum für Zweifel an der Authentizität. Man weiß ja, wie durchgedacht die öffentlichen Äußerungen von Marketingabteilungen wie beim DFB sind."

Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag, wertet die Aktionen als eine richtige Botschaft. Wenn beide Teams auf die Knie gehen sollten, sei dies "ein deutlicher Ausdruck gegen jedwede Form der Diskriminierung". Freitag warnte angesichts der Aktionen jedoch auch vor einer "Verwässerung, wenn sie zur Routine werden".

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland hat die geplante Kniefall-Aktion begrüßt. "Der Kniefall des DFB-Teams ist eine richtige Geste", sagte Sprecher Tahir Della dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Della forderte, dass im Fußball mehr gegen Rassismus getan werden müsse. "Der Kniefall darf aber keine symbolische Geste bleiben", warnte er und forderte, Strukturen im Fußball stärker auf Rassismus zu überprüfen.