Achtelfinale in London Broich über Kimmich, Sané und "Riesenfragezeichen"

Stand: 28.06.2021 18:25 Uhr

Thomas Müller wieder in der Startelf, Joshua Kimmich wieder auf der rechten Seite: Sportschau-Experte Thomas Broich sieht manche Dinge klar, aber auch "Riesenfragezeichen" vor dem Achtelfinale zwischen England und Deutschland. Bei Leroy Sané mahnt Broich, "sorgsam mit dem Jungen umzugehen".

Der Song "London calling", ein Meilenstein der Musikgeschichte, beschreibt die britische Metropole in den düstersten Farben. Darüber wird gnädig hinwegsehen, wenn wieder mal ein bedeutendes Fußballspiel in London ansteht, vor allem im Wembley-Stadion. "London calling", 1979 von der Band "The Clash" veröffentlicht, drückt eine Vorfreude auf ein Spiel aus, das am Ende nur einen glücklich machen kann.

England gegen Deutschland heißt die Partie im Achtelfinale der EURO 2020, die am Dienstag (29.06.2021) um 18 Uhr angepfiffen und live im Ersten und im Stream bei sportschau.de zu sehen sein wird.

"Es kann komplett in beide Richtungen gehen", sagt Thomas Broich. Der Fußballexperte der Sportschau hält beide Mannschaften für "absolute Wundertüten" und sieht "Riesenfragezeichen, was das wahre Leistungsvermögen angeht".

Defensive - Kimmich wieder rechts erwartet

Bei der Frage des Systems glaubt Broich, dass Joachim Löw bei einem 3-4-3 bleiben wird. Da Antonio Rüdiger am Dienstag trotz der leichten Erkältung das Abschlusstraining in Herzogenaurach bestritt, dürfte die Dreierkette dann wieder aus ihm, Mats Hummels und Matthias Ginter gebildet werden.

Unter der Voraussetzung, dass Broichs Annahme stimmt: "Ich erwarte, dass Joshua Kimmich wieder rechts beginnt. Im Spiel gegen Portugal hat er die Rolle hervorragend ausgefüllt. Es ist auch eine Frage der Kompensation. Die Lösung mit Ginter ist suboptimal."

Bei dem System, das Englands Trainer Gareth Southgate wählen wird, ist Broich "extrem unschlüssig". Da jeder der drei Gegner in der Vorrunde ohne Treffer geblieben sei und Jordan Pickford auch nur vier Schüsse auf sein Tor bekam, spreche einiges dafür, bei einer Viererkette zu bleiben. "Es kann aber auch sein, dass die Engländer sich auf uns einstellen. Jeder erwartet Deutschland mit einer Dreierkette und Schienenspielern", so Broich. Southgate könnte das deutsche System spielen, "was dann die Zuordnung einfach machen würde". Dies habe häufig zur Folge, "dass sich Mannschaften neutralisieren".

Mittelfeld - Goretzka statt Gündogan "kein Muss"

Bei der Besetzung des Mittelfeldes warnt Broich vor der Annahme, dass Leon Goretzka auf jeden Fall Ilkay Gündogan ersetzen werde, der gegen Ungarn schwach spielte und zudem eine Schädelprellung erlitt, die ihn zu einer Trainingspause zwang. Am Montag war er allerdings auf dem Platz, zumindest in den für Medien zugänglichen ersten 15 Minuten.

"Goretzka ist mit einem Bäng wieder aufgeschlagen. Das ist vielleicht ein Momentum, das man gerne mitnimmt. Aber bei Gündogan ist zu berücksichtigen, dass er in England spielt, er kennt die Gegner aus dem Effeff." Löw, so die Vermutung von Broich, "wird sich schwer tun. Goretzka ist kein offensichtliches 'der muss jetzt rein'."

Angriff - Option, Müller auf die "Zehn" zurückzuziehen

Sicher ist der Fußballexperte hingegen, dass Thomas Müller in die Startelf zurückkehrt, an dessen Seite in der Offensive vermutet er Kai Havertz und Serge Gnabry. Im Lauf des Spiels sei es eine Option, Müller als "Zehner" hinter einen Angriff mit zwei Flügelstürmern und einem Mittelstürmer zurückzuziehen: "Dann mit Timo Werner vorne drin."

"Sorgsam mit Sané umgehen"

Thomas Broich brach im ausführlichen Gespräch eine Lanze für Leroy Sané. Es sei zwar für jeden ersichtlich, dass der Profi des FC Bayern "keine leichte Phase" durchmache, aber: "Mir ist total wichtig, dass wir sorgsam mit dem Jungen umgehen." Lustlosigkeit, die Sané teilweise unterstellt wurde, habe er jedenfalls nicht festgestellt: "Ich finde, dass er sich reinknallt ohne Ende."