Belgien - Italien 1:2 Ein Spiel wie ein Gemälde - Italien wirft Belgien raus

Stand: 02.07.2021 23:07 Uhr

Im vielleicht besten Spiel dieser EURO ist Italien ins Halbfinale eingezogen. In allen Mannschaftsteilen untermauerte die Squadra Azzurra ihre Titelambitionen, hatte in Belgien aber auch einen vorzüglichen Gegner.

Das 2:1 (2:1) für die Mannschaft von Roberto Mancini am Freitagabend (02.07.21) vor rund 13.000 Zuschauern in München war eine große Show in Sachen Taktik, Leidenschaft, Spielkultur und individueller Klasse - alles in einer Kategorie, in der die im Achtelfinale an England gescheiterte deutsche Mannschaft irgendwie nur gestört hätte.

Schon vor diesem Viertelfinale hatten viele Experten von einem vorweggenommenen Endspiel gesprochen. Sie hatten vollkommen recht. Es entwickelte sich vom Anpfiff weg ein Gemälde von einem Fußballspiel. Wohltuend wenig Zeit verschwendeten beide Teams im Mittelfeld, es ging hin und her immer mit dem Fokus, möglichst schnell Abschlusssituationen zu generieren.

Donnarumma pariert hervorragend

Und die Abschlusssituationen hatten es in sich. In der 13. Minute lag der Ball zum ersten Mal im Netz der Belgier, doch Video Assistant Referee Bastian Dankert schaltete sich ein: Vor dem Treffer von Leonardo Bonucci hatte Giorgio Chiellini den Ball aus dem strafbaren Abseits weitergeleitet.

Zehn Minuten später wurde es auf der anderen Seite eng: Kevin De Bruyne, der nach einer Knöchelverletzung im Gegensatz zu Eden Hazard (Muskelprobleme) rechtzeitig fit geworden war, tankte sich durchs Mittelfeld und zwang Gianluigi Donnarumma zu einer Weltklasse-Parade. Zwei Minuten später war der Keeper der Squadra Azzurra erneut gefordert - und bestand auch diese Prüfung: Romelu Lukaku schloss einen Konter mit einem präzisen Flachschuss ab, den Donnarumma genial aus dem linken Eck holte.

Schwerer Fehler von Vertonghen

Belgien konterte hervorragend, hatte auf der anderen Seite aber Probleme im Gegenpressing, weil Axel Witsel und Youri Tielemans im zentralen Mittelfeld immer wieder in Unterzahl gerieten. Ein schwerer Fehler von Jan Vertonghen leitete dann den Rückstand ein. Der Kapitän dribbelte im eigenen Strafraum, spielte dann einen folgenschweren Fehlpass, den Marco Verratti aufnahm und Nicolo Barella zum 1:0 servierte.

Die Unterzahl in der Zentrale rächte sich kurz vor der Pause auch vor dem 0:2. Tielemans war bereits gelb-vorbelastet und traute sich nicht in den Zweikampf mit Lorenzo Insigne, der ihn lässig umkurvte und aus 20 Metern mit einem herrlichen Schlenzer von der Strafraumgrenze ins rechte Eck vollendete.

Schiedsrichter Vincic sorgt für Spannung

Während die Italiener in ihrer fußballerischen Vergangenheit nun immer in den Mauer-Modus verfallen wären, wurden sie diesmal Opfer ihrer viel spannenderen und attraktiveren Ausrichtung. Statt den Zwei-Tore-Vorsprung in die Halbzeit zu verwalten, rückten sie wieder weit auf, ließen Belgien noch einmal kontern und sahen sich plötzlich einer strittigen Elfmeterentscheidung ausgesetzt.

Nach einem Zweikampf mit Giovanni Di Lorenzo ging Jérémy Doku zu Boden - und der nicht immer souverän wirkende Slowene Slavko Vincic entschied auf Strafstoß. Da Di Lorenzo Doku minimal im Hüftbereich touchiert hatte, wollte sich der VAR Dankert dieses Mal nicht einschalten: Lukaku versenkte den geschenkten Strafstoß zum 1:2-Anschlusstreffer.

Kollegen feiern Spinazzola - der verletzt sich schwer

Damit war Belgien zurück im Rennen - und nach einer Stunde Zentimeter vom Ausgleich entfernt. Doch irgendwie schaffte es Leonardo Spinazzola am langen Pfosten, noch ein Bein in die Schussbahn von Lukaku zu stellen. Wer sich ein Bild von der Leidenschaft der Italiener und ihrer Lust an der Defensive machen wollte, benötigte dazu nur diese Szene: Die Abwehrkollegen Chiellini und Bonucci jubelten und feierten Spinazzola, als hätte der gerade das 3:1 erzielt.

Spinazzola blieb auch in der Folge eine prägende Figur dieser Partie. Gleich nach seiner überragenden Rettungsaktion tauchte er plötzlich in der Sturmspitze auf, verfehlte aber knapp das Tor. Zwölf Minuten vor dem Ende verletzte er sich dann bei einem Sprint offenbar schwer: Es folgten Schmerzen und Tränen.

Keine Torchance mehr für Belgien

Dieser Schockmoment für Italien schien das Team aber noch mehr zusammenzuschweißen. Belgien versuchte zwar alles, berannte den gegnerischen Strafraum, kam aber zu keiner gefährlichen Chance mehr. Dass sich Italien das Halbfinale verdientermaßen sicherte, war letztlich keine Frage: Es gab einfach keine Schwäche vom Torwart bis zu den Stürmern. Und es spricht viel dafür, dass zu 32 ungeschlagenen Spielen in Serie noch zwei weitere hinzukommen.