Duell ums Achtelfinale Österreich baut gegen Ukraine auf "Mentalitätsviech" Arnautovic

Stand: 19.06.2021 21:20 Uhr

Gegen die Niederlande gesperrt, jetzt Hoffnungsträger: "Bad Boy" Marko Arnautovic bekommt vor Österreichs Finale gegen die Ukraine eine Einsatzgarantie und eine klare Aufgabe: Er soll seinen Gegenspielern Angst machen.

Mit Geschichten von und mit Marko Arnautovic könnte man wohl ganze Abende füllen. Bei seiner Ankunft bei Werder Bremen im Sommer 2010 soll er sich auf den Platz von Torsten Frings gesetzt und bei dessen Intervention geantwortet haben: "Bin ich Champions-League-Sieger oder du?" Dass er bei dem Triumph von Inter Mailand nicht eine Minute gespielt hatte, juckte ihn dabei ebensowenig wie eine mögliche Anzeige wegen Beamtenbeleidigung zwei Jahre später. Bei einer Verkehrskontrolle in Österreich ließ er die Polizisten wissen, dass er so viel verdiene, dass er "ihr Leben kaufen" könne.  

"Die Fans sind sauer, weil sie mich lieben", begründete Arnautovic jüngst bei "DAZN" sein schwieriges Standing in Österreich. Ein begabter Fußballer ist er allemal, sein aufbrausender Charakter bereitete ihm aber auch bei der EURO 2020 schon Probleme. Beim zweiten Gruppenspiel gegen die Niederlande (0:2) saß Arnautovic gesperrt auf der Tribüne, er hatte nach seinem Tor beim Auftaktsieg gegen Nordmazedonien einen Gegenspieler beleidigt. Ein "Bad Boy" eben.

Foda stellt Arnautovic Einsatz-Garantie aus

Trotz oder gerade wegen seiner Art ist Arnautovic vor dem Gruppen-Endspiel der Österreicher am Montag (18 Uhr, live im Ersten) gegen die Ukraine gefragt wie selten. Sein Trainer Franco Foda, der den Stürmer im ersten Gruppenspiel zunächst auf die Bank gesetzt hatte, stellte ihm bereits eine Einsatz-Garantie aus. "Er wird spielen", sagte er am Sonntag kurz und knapp und verdeutlichte damit: Sobald es zur Sache geht, sind Typen wie Arnautovic unersetzlich. "Rette uns! Marko, du musst es richten", titelte dazu die "Kronenzeitung".

Die Ausgangslage in der Gruppe C und die Regelung, dass auch die vier besten Gruppendritten in die K.o.-Phase einziehen, geben zwar her, dass wohl schon ein Remis fürs Weiterkommen reichen könnte. Mit Arnautovic im Sturm, dem genauen Gegenteil eines Verwaltungsangestellten, wird Österreich aber kaum auf Abwarten spielen. Die ÖFB-Auswahl will mit einem Sieg am aktuellen Tabellen-Zweiten aus der Ukraine vorbeiziehen und direkt ins Achtelfinale einziehen. Sollen doch andere den Umweg gehen.

Nach vielen Diskussionen und Streitereien um die richtige Position von David Alaba, der von Foda zur Verwunderung vieler Experten und Fans als eine Art Libero eingesetzt wird und damit nur beschränkten Einfluss auf das Offensivspiel hat, soll Arnautovic die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. "Solche Ausnahmespieler haben extrem viel Präsenz. Das Augenmerk liegt auf ihnen, das macht es für alle anderen ein bisschen leichter", sagte der Hoffenheimer Christoph Baumgartner.

Das Team steht hinter Arnautovic

Das Vertrauen im Team in Arnautovic ist riesig, wie gleich mehrere Aussagen belegen. "Er ist ein absolutes Mentalitätsviech", schwärmte Baumgartner. "Selbst wenn er drei Spieler um sich hat. Dann hält er einen mit der Hand weg, dem anderen stellt er den A.... rein und den dritten macht er mit den Füßen weg." Martin Hinteregger von Eintracht Frankfurt gab an, froh zu sein, nicht gegen Arnautovic spielen zu müssen. "Ich würde mich als Gegenspieler anscheißen." Und Aleksandar Dragovic von Bayer Leverkusen meinte: "Er kann alles, was wichtig für uns ist."

Die Aufgabe von Arnautovic ist damit klar: Er soll gemäß seinem Naturell Angst und Schrecken in der ukrainischen Defensive verbreiten und dafür sorgen, dass Österreich im Turnier bleibt. Zeit für Arnautovic, seinen markigen Worten aus der Vergangenheit Taten folgen zu lassen.