Fußball | Premier League Tuchel und Rüdiger bei Chelsea - gegenseitig zum Glück getrieben

Stand: 24.01.2022 11:16 Uhr

Seit einem Jahr ist Thomas Tuchel Trainer des FC Chelsea und hat in dieser Zeit viel bewegt. Auch Antonio Rüdiger hat enorm von ihm profitiert, aber auch viel zurückgegeben.

Die Meisterschaft in der Premier League ist für den FC Chelsea kaum noch zu gewinnen. Zwar gewannen die "Blues" am Sonntag (23.01.2022) mit 2:0 gegen Tottenham Hotspur, aber nach nur zwei Siegen aus den vergangenen acht Spielen hat Chelsea zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Manchester City, bei schon einem Spiel mehr. Auch Thomas Tuchel dürfte es also in dieser Saison nicht schaffen, Chelsea zum ersten Meistertitel seit 2016/17 zu führen. Und doch ist sein erstes Jahr in London für den Verein ein voller Erfolg.

Erst Europas Champions, dann bester Trainer der Welt

Am Mittwoch (26.01.2022) feiert Tuchel sein erstes Jubiläum. Als er 2021 übernahm, war Chelsea Neunter, hatte sieben Punkte Rückstand auf die Top 4 und war weit weg vom eigenen Anspruch, ein Spitzenteam zu sein. Der ehemalige Trainer von Mainz 05, Borussia Dortmund und Paris St. Germain packte aber die Wende, gewann mit Chelsea die Champions League und führte sie auch im nationalen Wettbewerb auf Platz vier, der zur Teilnahme berechtigt hätte, wenn der Sieg nicht gelungen wäre.

Auch in der aktuellen Saison steht Chelsea unter Tuchel gut da, gehört zur Spitzengruppe in der Premier League und bewältigte seine Aufgaben in den Pokalwettbewerben bisher problemlos. Die persönliche Folge dieses Aufstiegs: Tuchel wurde nun zum Welttrainer des Jahres gekürt.

Als Tuchel kam, wollte Rüdiger gar nicht mehr da sein

Doch der Coach ist nicht der einzige Deutsche, der bei Chelsea den Umschwung bewirkt hat. Ein Landsmann, der eigentlich nur noch weg wollte, als Tuchel vor einem Jahr kam, profitierte enorm von ihm: Antonio Rüdiger.

Nur vier von 20 Spielen hatte der Nationalspieler vor dem Trainerwechsel bei Chelsea vor zwölf Monaten gemacht. Unter Tuchel gilt: Ist Rüdiger fit, spielt er - und das besser als je zuvor. "Man muss eine Karriere in Kapiteln sehen. Dieses Kapitel macht mir Spaß. Bis jetzt ist es der beste Teil meiner Karriere", sagte der Verteidiger vor kurzem bei "Sky Sports".

Und Rüdiger weiß, wem er das zu verdanken hat: "Tuchel hat mir neues Leben eingehaucht. Ich würde nicht sagen, dass er gesagt hat: ‚Du musst der größte Redner in der Umkleidekabine sein.‘ Ich bin nicht so", sagte der 28-Jährige dem "Guardian". "Ich zeige gerne alles auf dem Spielfeld. Er hat mir gesagt, was er erwartet – mein natürliches Spiel: aggressiv zu sein, ein Anführer zu sein."

"Er ist absoluter Führungsspieler"

Genau der ist er unter Tuchel geworden. "Toni hat sich außergewöhnlich etabliert seit dem ersten Tag, an dem wir angekommen sind. Er ist absoluter Führungsspieler und spielt auf einem unglaublich hohen Niveau", sagte sein Trainer. Im Halbfinale des League Cups gegen die Tottenham Hotspur hatte Rüdiger als Torschütze sogar entscheidenden Anteil am Einzug ins Endspiel.

Dabei hatte Rüdiger zuvor noch darauf gepocht, vor dem Ende des Wintertransferfensters vor einem Jahr den Verein verlassen zu dürfen, um sich für die Europameisterschaft im Sommer woanders anbieten zu können. Das gelang ihm dank Tuchel aber dann doch bei Chelsea, mittlerweile ist er nicht nur im Klub, sondern auch in der deutschen Nationalmannschaft gesetzt.

Endet die Zusammenarbeit bald?

Jetzt steht für Rüdiger aber eine Zukunftsentscheidung an, die er selbst treffen kann. Sein Vertrag läuft Ende Juni aus - und die Interessenten stehen Schlange. Bisher hat Chelsea erfolglos versucht, den ehemaligen Stuttgarter zur Unterschrift zu bewegen. Es heißt, Rüdiger habe ein erstes Angebot mit einem Jahresgehalt von fast neun Millionen Euro abgelehnt, nun wolle Chelsea nachbessern.

Es ist auch der große Wunsch von Tuchel, weiter mit dem Spieler zusammenarbeiten, den er in die Weltklasse geführt hat. Das Verhältnis zwischen dem Trainer und Rüdiger dürfte also durchaus etwas sein, auf das der Klub setzen wird.

Und auch Tuchel glaubt daran, dass er und die Verantwortlichen des Vereins ihr Ziel erreichen. "Wir sind zuversichtlich. Wir haben einige Dinge zu bieten. Er ist im Chelsea-Trikot und im Chelsea-Umfeld der Spieler, der er ist. Ich glaube, das weiß er", sagte Tuchel.