Premier League | Titel-Showdown Man City gegen Liverpool - Rivalität über den Fußball hinaus

Stand: 20.05.2022 10:50 Uhr

Lange verband Manchester City und den FC Liverpool der gemeinsame Erzfeind Manchester United. Mittlerweile sind City und Liverpool selbst erbitterte Rivalen. Das liegt nicht nur am Kampf um die englische Fußball-Meisterschaft.

Von Hendrik Buchheister (Manchester)

Manchester City und der FC Liverpool machen am Sonntag im Fernduell die englische Meisterschaft untereinander aus. Bevor es darum geht, spricht Steven Craven über Eintracht Frankfurt. Es habe ihn beeindruckt, sagt er, wie die Fans des Bundesligisten die Europa League zum Wettbewerb ihrer Träume gemacht haben, und wie viel ihnen der Sieg im Finale gegen die Rangers offensichtlich bedeutet.

Man-City-Fan: "Wäre genauso gewesen, bevor wir reich geworden sind"

"Für uns wäre es genau so gewesen, bevor wir reich geworden sind", sagt Craven. Seit seiner Kindheit ist der 48-Jährige Fan von Manchester City. Wie Frankfurt stand auch sein Verein lange für Mittelmaß auf und Chaos neben dem Platz.

2008 übernahm Scheich Mansour den Klub aus dem rauen Osten Manchesters und pumpte ihn mit seinen Millionen zur Fußball-Großmacht auf. “Lange war unser größter Traum, irgendwann vielleicht mal ins Ligapokal-Finale zu kommen. Und jetzt spielen wir in jedem Jahr zwei, drei Mal in Wembley”, sagt Craven.

FC Liverpool besiegt Man City im FA-Cup

Zuletzt war das vor etwas mehr als einem Monat der Fall, im Halbfinale des FA-Cups gegen Liverpool. Jürgen Klopps Mannschaft gewann 3:2 und sicherte sich den traditionsreichen Pokal gerade durch einen Sieg im Elfmeterschießen im Finale gegen den FC Chelsea.

Den Ligapokal hat Liverpool ebenfalls gewonnen. Im Endspiel der Champions League wartet kommende Woche Samstag Real Madrid.

Vorher kann Liverpool in der Premier League die zweite Meisterschaft der Klopp-Ära einfahren, und zwar dann, wenn die Mannschaft ihr Heimspiel gegen die Wolverhampton Wanderersgewinnt und Manchester City Punkte gegen Aston Villa lässt.

Gewinnt City, würde Pep Guardiolas Mannschaft den vierten Titel in fünf Jahren feiern – und einen süßen Sieg über den neuen Erzrivalen.

Früher gemeinsam gegen Manchester United

Lange hatten Manchester City und Liverpool eine Gemeinsamkeit, nämlich die Abneigung gegen Manchester United. Doch seit dem Weggang von Sir Alex Ferguson 2013 hat United sportlich an Bedeutung verloren.

Dafür hat sich eine neue Rivalität etabliert, zwischen City und Liverpool. Die Missgunst mag nicht so groß sein, wie sie zwischen Liverpool und United immer noch ist oder um die Jahrtausendwende zwischen United und dem FC Arsenal war. Trotzdem verwendet City-Fan Steven Craven das Wort "Hass", wenn er über Liverpool spricht.

Man City vs. Liverpool - nur vordergründig eine sportliche Rivalität

Vordergründig hat das schlechte Klima sportliche Gründe. Guardiola und Klopp haben zwei der besten Mannschaften geformt, die der Weltfußball je gesehen hat. Seit vier Jahren machen Manchester City und Liverpool, etwas zugespitzt, den Titel in der Premier League unter sich aus.

Der Zweikampf zwischen "Reds" und "Skyblues" treibt beide Vereine seit Jahren zu Höchstleistungen. Das führt automatisch zu Spannungen. 

Städte im Nordwesten - historische Abneigung

Das Verhältnis von Guardiola und Klopp ist geprägt von Hochachtung und Herzlichkeit, doch für die Vereine gilt das nicht, und das hat auch Gründe, die über das Sportliche hinausgehen. Manchester und Liverpool, die Metropolen des englischen Nordwestens, verbindet eine Jahrhunderte alte Rivalität.

"Mancs" und "Scousers", wie sich die Bewohner der Städte nennen, kommen nicht gut miteinander aus. Mit den Fans beider Vereine ist es ähnlich. Der City-Anhang ist genervt davon, dass sich Liverpool als Bewahrer des Guten im Fußball inszeniert, dessen Erfolge mehr zählen.

Im City-Lager glaubt man, als neureiches Mitglied der Fußball-Elite nicht ernst genommen zu werden vom alten Establishment, zu dem Liverpool zählt. Guardiola stellte kürzlich sogar die seltsame These auf, dass ganz England dem FC Liverpool die Meisterschaft wünschen würde.

Allerdings bedeutet das nicht, dass Liverpool der Liebling der englischen Massen ist. Wie der FC Bayern in Deutschland polarisiert der einstige Rekordmeister Liverpool das Publikum in England.

Premier-League-Finale: Neues Kapitel der Rivalität

Beim Premier-League-Finale am Sonntag wird das nächste Kapitel der neuen Rivalität geschrieben. Tabellenführer City ist im Spiel gegen Aston Villa klarer Favorit auf den Sieg, der zur Meisterschaft reichen würde.

Trotzdem ist City-Fan Steven Craven nervös. Er erinnert an die Zeit vor Scheich Mansour, als für den Klub nach seinen Worten oft schiefging, was schiefgehen konnte. "Das ist immer noch in unserer DNA", sagt er. Wie auch immer das Fernduell um die Meisterschaft ausgeht – das Verhältnis zwischen Manchester City und Liverpool wird sich am Sonntag wohl nicht verbessern.

Hinweis: Einen Spielbericht sehen Sie in unserer "Sportschau am Sonntag" um 19.15 Uhr.