Thomas Tuchel, Trainer von Paris Saint-Germain, steigt bei seiner Ankunft in Dortmund aus dem Bus aus

Klimawandel Englische Klubs klagen über fehlende Privatjets

Stand: 27.08.2022 22:46 Uhr

Fußballklubs fliegen gerne zu Auswärtsspielen, um Erholungsphasen so lang wie möglich zu gestalten. In England übersteigt die Nachfrage nach Privatjets derzeit aber das Angebot - und zum Klimaschutz trägt das Reiseverhalten der Klubs wenig bei.

"Alles, was schief gehen kann, ist schief gelaufen", sagte Chelseas Trainer Thomas Tuchel in der vergangenen Woche dem britischen Sender BBC nach dem Spiel seiner Mannschaft bei Leeds United"Es hat gestern angefangen. Wir hatten kein Flugzeug, um herzukommen, also sind wir mit dem Bus gefahren. Die Spieler konnten fliegen, aber für das Trainerteam war es eine lange Busfahrt." Die Misere habe sich im Spiel fortgesetzt, sagte Tuchel. Chelsea verlor in Leeds mit 0:3.

Großbritannien: Interesse an privaten Charterflügen gestiegen

Das Portal "Bloomberg" berichtete am Donnerstag, dass in Großbritannien ein gestiegenes Interesse an privat gecharterten Flugzeugen bestehe. Viele Unternehmen seien in der Pandemie auf dieses Reisemittel umgestiegen, aber bislang nicht zum alten Reiseverhalten zurückgekehrt.

Bei den Fußballklubs ist der Bedarf vor allem an größeren Flugzeugen da, um neben den Spielern auch das Trainerteam zu befördern. Bei Chelsea konnten so zu Tuchels Leidwesen nur die Spieler fliegen. Laut "Bloomberg" orderte Leeds United für ein Spiel in Southampton (2:2) drei kleinere Flugzeuge und plane dies auch für ein weiteres Spiel. Auch die Reisepläne von Newcastle United zum 0:0 bei Brighton & Hove Albion hätten dem Bericht zufolge zumindest "verändert werden müssen".

Öffentlich äußerte sich außer Tuchel kein Akteur aus dem englischen Fußball zum Thema.

Fußball und Klima: Bald noch mehr Spiele im Europapokal

Erholung spielt in der Belastungssteuerung im Sport eine entscheidende Rolle, nur für kürzere Strecken wird im Fußball der Bus genutzt. Ansonsten ist das Flugzeug beliebt, um die Reisezeiten kurz zu halten. Der Zeitdruck für Teams und Trainer zwischen all den Terminen in Liga, Pokal und Europapokal ist groß. Und er wird im europäischen Fußball noch größer, wenn die UEFA ab 2024 die drei europäischen Wettbewerbe reformiert.

In der Champions League soll es dann 64 zusätzliche Spiele geben, in der Europa League kommen 48 Partien dazu und in der Europa Conference League zwölf Spiele. Die zusammengerechnet 124 weiteren Spiele bedeuten mehr Reisestrapazen - aber auch mehr CO2-Ausstoß, gerade für einen regelmäßigen Europapokalteilnehmer wie den FC Chelsea, den zudem viele Fans und Journalisten als Reisende begleiten. Die UEFA hat sich zum Ziel gesetzt, 2040 CO2-neutral zu sein. Nachhaltiges Reisen ist dabei das größte Thema.

Tuchel nach Sanktionen: Zur Not im Siebensitzer zum Spiel

Thomas Tuchel hatte Mitte März noch anders über Reisen zu Fußballspielen gesprochen. Als angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Sanktionen gegen Chelseas damaligen russischen Besitzer Roman Abramowitsch verhängt wurden, sollte der Klub nur noch begrenzt Reisekosten anhäufen dürfen. In der Champions League stellte sich vor dem Spiel in Frankreich beim OSC Lille die Frage, ob Chelsea überhaupt hinfliegen kann.

Damals sagte Tuchel: "Wenn wir kein Flugzeug haben, fahren wir mit dem Zug. Wenn wir keinen Zug haben, fahren wir mit dem Bus. Wenn wir keinen Bus haben, fahre ich einen Siebensitzer. Merken Sie sich meine Worte."