Mehr Frauen in Führungsgremien Kraus: "Natürlich kann eine Frau DFB-Präsidentin sein"

Stand: 25.08.2021 13:05 Uhr

Katja Kraus ist eine Frau klarer Worte. Die ehemalige Nationaltorhüterin und HSV-Funktionärin kämpft für mehr Frauen in Führungsgremien - auch und gerade beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

"Ich wünsche mir mehr Diversität. Dass sich die Gesellschaft so abbildet, wie sie ist", sagte Kraus im Podcast "Feel Hamburg" von NDR 90,3. Der Fußball hinke den rasanten Entwicklungen hinterher: "Es wird überall sonst zumindest verstanden, dass gemischte Führungsteams bessere Ergebnisse erzielen", so die 50-Jährige. Die Wahl von Donata Hopfen zur Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga (DFL) habe immerhin eine große Signalwirkung: "Eine Frau kann diese Liga managen - und natürlich kann auch eine Frau DFB-Präsidentin sein."

Kraus: Strukturelle Veränderungen beim DFB notwendig

Die ehemalige Nationalspielerin erneuerte ihre Kritik an der Entwicklung beim mitgliederstärksten Sportverband Deutschlands: "Der DFB ist in einer wirklichen Glaubwürdigkeitskrise. Die Antwort kann nicht immer sein: 'Ich mach weiter wie bisher.' Das ist nicht zielführend."

"Ich finde am Gravierendsten, dass die Menschen, die in den vergangenen Jahren Probleme verursacht haben, immer noch glauben, sie können auch Teil der Lösung sein."
— Katja Kraus

Es sei wichtig, dass beim DFB-Bundestag im März 2022 eine "kulturelle und strukturelle Debatte" geführt werde. An deren Ende "fundamentale Veränderungen" stehen sollten. Trotz aller Widerstände: "Natürlich sind die Beharrungskräfte riesig. Die Einzelinteressen sind groß, dementsprechend ist die Veränderungsbereitschaft relativ gering", so Kraus.

DFB-Präsidentin? Kann sich Kraus "nicht vorstellen"

Doch wer kann die in dem Positionspapier der Frauen-Initiative "Fußball kann mehr" geforderten Reformen umsetzen? Zumindest für das Amt der DFB-Präsidentin sieht sich Kraus selbst aktuell nicht als mögliche Kandidatin. "Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen", sagte die dreifache Mutter und verweist auf den Faktor Zeit in ihrer familiären Situation. "Aber ich glaube an eine Teamlösung und würde gerne ein Team unterstützen, das den DFB wieder zu einem gesellschaftlichen Impulsgeber macht." Es brauche neue Konzepte und Strategien, auch um für Jugendliche attraktiv zu bleiben.

"Der Fußball hat eine solche Kraft, die wird im Moment nicht genutzt. Das muss man dringend wieder verändern."
— Katja Kraus

Frauen positionieren sich gegen den DFB

Mit ihrer Kritik steht Kraus nicht alleine da. Auch die ehemalige Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb hatte sich zuletzt mit deutlichen Worten vom DFB verabschiedet. Auch sie monierte, dass der Verband seiner gesellschaftlichen Rolle nicht gerecht werde und eine Zukunftsvision fehle. Neben der Hannoveranerin und Kraus zählt auch die Fernsehmoderatorin Gaby Papenburg zu den Unterzeichnerinnen des Papiers "Fußball kann mehr". Die 61-Jährige könnte die geforderten Veränderungen in führender Position umsetzen: Am Sonnabend tritt die Walsroderin gegen Amtsinhaber Bernd Schultz an und könnte in Berlin zur ersten Präsidentin eines Fußball-Landesverbandes gewählt werden.

Dieses Thema im Programm:
Sportplatz | 29.08.2021 | 18:00 Uhr