Fußball Frauen im Männerfußball - Wird sich der DFB bewegen?

Stand: 27.09.2021 17:28 Uhr

Die Anzahl der Mädchen- und Frauenmannschaften im Fußball nimmt ab. Die Lösung könnten gemischte Teams von Männern und Frauen sein, doch das verbietet der DFB nach der B-Jugend - noch.

Lea Meier vom niedersächsischen SV Betheln-Eddinghausen spielt Fußball. Soweit nichts Besonderes, wäre da nicht der Fakt, dass sie als einziges Mädchen in einer Jungsmannschaft spielt. "Die Jungs kennen mich seit klein auf. Das ist meine kleine Familie."

Was für Meier ganz normal ist, ist ab einem gewissen Alter allerdings laut Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht mehr erlaubt. Nur im Bereich der B-Junioren und jünger sind gemischte Staffeln zugelassen, danach werden die Mannschaften nach Geschlecht aufgeteilt. Für Meier, mit ihren 17 Jahren, bedeutet das jetzt: Entweder sie sucht sich eine Frauenmannschaft, oder sie muss ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen.

Deutschlandweit immer weniger Frauenmannschaften

Das Problem: Die Anzahl an Frauenmannschaften geht deutschlandweit seit Jahren zurück. Insbesondere in ländlicheren Regionen melden immer mehr Vereine Teams ab - aufgrund von Mangel an Spielerinnen.

Auch Meier hat diese Erfahrungen bereits gemacht. Eine Alternative für viele Spielerinnen wären gemischte Teams, um überhaupt regelmäßig auf dem Fußballplatz stehen zu können.

Prominente Beispiele zeigen: Es klappt gut

Dass das gemeinsame Trainieren von Männern und Frauen erfolgsversprechend sein kann, zeigt das Beispiel Lena Oberdorf. Die deutsche Nationalspielerin und Leistungsträgerin beim VfL Wolfsburg spielte bis vor drei Jahren bei ihrem Heimatverein TSG Sprockhövel bei den Jungs. "Ich bin ein Vertreter davon, Mädchen so lange wie möglich bei Jungs spielen zu lassen", sagte die 19-jährige Oberdorf dem ZDF, "ich kann das allen Mädchen nur empfehlen".

"Ich bin auch jemand, der selber mit den Jungs gerne kickt. Das macht immer großen Spaß."
— Almuth Schult, Torhüterin Vfl Wolfsburg

Auch ihre Mannschaftskollegin beim VfL Wolfsburg, Almuth Schult, spielte bis zur B-Jugend in gemischten Teams. "Man kann nicht sagen, das ist richtig oder falsch - es gibt sicher auch Spielerinnen, die man schützen muss", sagte Schult im NDR Interview. Denn körperliche Unterschiede könnten Verletzungen hervorrufen und die Motivation aufseiten der Männer gegen eine Frau zu spielen damit unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

In den Niederlanden geht's bereits

Der niederländische Fußballverband KNVB ist dem deutschen Fußball in Sachen Mixed-Teams schon einen Schritt voraus: Seit dieser Saison dürfen Frauen und Männer im Amateurfußball gemeinsam in einer Mannschaft spielen. Die Regelung gilt bis hinauf zur drittklassigen Tweede Divise.

Die 19-jährige Ellen Fokkema war die erste Frau, die in einer Herrenmannschaft der Vierten Amateurliga mitspielen durfte. Seit ihrem fünften Lebensjahr kickt sie gemeinsam mit Jungs. Warum sie nun nicht mit ihren Freunden in die erste Mannschaft wechseln sollte, erschloss sich Fokkema nicht. Sie beantragte mehrmals eine Ausnahmegenehmigung - beim dritten Mal stimmte der Verband zu. Ein Vorbild für den deutschen Fußball?

Auch beim DFB wird nach Lösungen gesucht

Silke Raml, Vorsitzende vom DFB-Ausschuss Frauen- und Mädchenfußball, weiß um die Thematik: "Es gibt Initiativen auf DFB-Ebene, das auch in Deutschland zuzulassen - es wird mit Sicherheit ein Aufschrei kommen, wenn das beschlossen wird."

Ginge es nach Raml, dann sollten es die Spielerinnen und Vereine selbst bestimmen dürfen, ob sie von solch einer Regel Gebrauch machen möchten. Natürlich sei das ein Eingriff in den Herrenspielbetrieb, aber sie sei zuversichtlich, bis zum Start der kommenden Saison eine Lösung zu finden.

Für Lena Meier vom SV Betheln-Eddinghausen heißt es daher erst einmal noch: Abwarten. Solange spielt sie mit einer Sondergenehmigung vom Niedersächsischen Fußballverband. Im kommenden Jahr läuft diese an ihrem 18. Geburtstag aus - wie es dann für sie weitergeht: ungewiss.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 26.09.2021 | 22:35 Uhr