Englands Trainer Gareth Soutgate ist nach der Niederlage gegen Italien enttäuscht
analyse

Nations League Englands Formkurve zeigt steil nach unten

Stand: 26.09.2022 10:11 Uhr

Schwierige Zeiten im englischen Fußball: Der Trainer steht schwer in der Kritik, der Vize-Europameister steigt in der Nations League als Tabellenletzter ab - eine Bestandsaufnahme.

Von Raffael Reisdorf und Christian Hornung

Bei der Europameisterschaft 2021 spielten sich die "Three Lions" in die Herzen ihrer Nation. Auf dem Weg ins Finale im heimischen Wembley bezwang das Team Kroatien, Tschechien, Deutschland, die Ukraine und Dänemark. Im Finale gegen Italien sollte der erste Titel seit 1966 her.

Gareth Southgate, Jack Grealish und Bukayo Saka nach der Final-Niederlage bei der Euro 2020

Der Rest ist bekannt: Die Engländer verloren dramatisch im Elfmeterschießen, Italien krönte sich zum Europameister. Für die Engländer die pure Ernüchterung - und der Kater wirkt offenbar bis heute noch nach.

Abwärtstrend im WM-Jahr

Im laufenden Jahr zeigt die Formkurve der englischen Nationalmannschaft steil nach unten. Auf die 0:1-Auftaktniederlage in der Nations League in Ungarn folgte ein Remis gegen Deutschland. Beim Wiedersehen gegen Italien sprang nur eine Nullnummer heraus.

Der Tiefpunkt folgte am vierten Spieltag. Als Gastgeber kam das englische Team gegen Ungarn komplett unter die Räder. Es setzte eine deftige 0:4-Klatsche, die höchste Heimpleite der Engländer in ihrer Geschichte. Im Rückspiel in Italien am Freitagabend wurde es auch nicht besser: Totale Harmlosigkeit im Abschluss führte zu einer 0:1-Niederlage.

Harry Kane sitzt im Spiel gegen Ungarn frustriert auf dem Boden

Nur ein Tor in fünf Spielen

2022 sind die Engländer damit ohne Pflichtspielsieg, der Abstieg in die Liga B der Nations League ist besiegelt - das Duell am Montag gegen Deutschland (26.09.2022, Live-Ticker bei sportschau.de) ist rein sportlich betrachtet bedeutungslos.

Besonderes Steigerungspotenzial hat dabei die Offensive: Nach fünf Spielen hat England nur ein einziges Tor vorzuweisen. Eine Stammformation ist noch nicht erkennbar.

Viel Kritik an Southgate

Die Kritik an Trainer Gareth Southgate wird dementsprechend lauter, auch an der Auswahl seines Personals. Der Coach verzichtete beim Kader für die beiden Partien auf einige bewährte Stars. So ließ der 52-Jährige etwa den Ex-Dortmunder Jadon Sancho, aber auch dessen Teamkollege Marcus Rashford außen vor. Eine Entscheidung, die bei vielen Fans und Experten auf harsche Kritik stößt.

Denn die Form der beiden spricht eigentlich gegen ihre Nichtbeachtung: In den ersten acht Pflichtspielen erzielte Sancho drei Tore, auch Rashford war in sechs Premier-League-Partien dreimal erfolgreich und legte zwei weitere Treffer auf. Das Duo hat damit einen großen Anteil am Aufwärtstrend von Manchester United.

Härtetest als Chance

Southgates Analysen wirken dazu wenig tiefgründig, um Wege aus der Krise erahnen zu können. "Wenn man einen schwierigen Lauf hat, ist man noch entschlossener. Wir sind uns darüber im Klaren, warum diese Dinge passiert sind und was geschehen muss, um diese Dinge zu korrigieren", sagte Southgate vor der Italien-Niederlage.

Danach hörte er sich so ähnlich an: "Wir haben einen schlechten Lauf an Ergebnissen und wieder nicht das Ergebnis geholt, das wir brauchten und wollten. Aber es ist an uns, das wieder zurechtzurücken." An wem auch sonst?

Die Partie gegen die Deutschen ist zwar für die Gruppentabelle zweitrangig, für die Stimmung im Land mit Blick auf die WM aber umso wichtiger geworden. Southgate versucht sich als Gesundbeter, doch so richtig überzeugend klingt er dabei nicht: "Es gab viele positive Signale von uns als Mannschaft, es war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen daran glauben, was uns stark gemacht und uns bei den vergangenen Turnieren auch Erfolg gebracht hat."

Aber wo genau dieser Glaube so auf die Schnelle herkommen soll, das hat Southgate bisher noch nicht verraten.