Fußball I Nations League DFB-Elf - alte Probleme und positive Erkenntnisse

Stand: 05.06.2022 08:59 Uhr

Die deutsche Nationalmannschaft überzeugt in Italien nur eine gute Viertelstunde. Dennoch gibt es positive Erkenntnisse für Bundestrainer Hansi Flick und vor allem Alternativen, die in den kommenden Spielen ausprobiert werden sollten.

Zwei große Einsatzwagen wurden quer auf die Straße gestellt. Polizisten sperrten den Ring ums Stadion ab. Italienische und deutsche Fans sollten nach dem Abpfiff für "ten minutes"getrennt bleiben. Als es zehn Minuten später immer noch "ten minutes" waren, wurde die kleine Schar deutscher Fans ein bisschen grummelig. "Come on, it‘s a friendly match“, rief jemand im schwarz-weißen Trikot einem Polizisten zu. Der Mann lag richtig, denn er meinte die freundliche Atmosphäre zwischen den beiden Fangruppen, die überhaupt keinen Grund für so viel Polizei und Straßensperren gegeben hatte.

Ein "friendly match" im Sinn von Freundschaftsspiel war es hingegen nicht, denn in der Nations League geht es um einen Pokal, um den Abstieg, um Siegprämien. Für Nationen wie Deutschland geht es im Juni 2022 allerdings in erster Linie darum, sich bestmöglich für die Weltmeisterschaft zu präparieren.

"Powerfußball" nur eine gute Viertelstunde

"Absoluten Powerfußball“, so Leon Goretzka in der Vorbereitung auf die Partie, habe die deutsche Mannschaft spielen wollen, mit "hoher Intensität" und "hohem Pressing“. Das gelang ihr auch. Allerdings nur für eine gute Viertelstunde, und daher fiel das Fazit von Bundestrainer Hansi entsprechend ernüchtert aus: "Wir haben nach 15, 20 Minuten den Faden verloren und uns den Schneid abkaufen lassen. Wir haben zu viele Fehler gemacht, um in den Rhythmus zu kommen. Es hat Intensität gefehlt, es hat die Abstimmung gefehlt, auch in der Defensive.“

Es ist inzwischen ein schlechtes Zeichen, wenn "La Ola"durch ein Stadion schwappt. Die Welle stand mal für Begeisterung. Als sie am Samstag (04.06.2022) Anfang der zweiten Halbzeit die Runde durch das "Stadio Renato Dall´Ara"machte, stand sie für eben jenen müden Kick mit vielen Fehlern auf beiden Seiten.

Außenverteidiger mit wenig Schwung

Die Probleme, die sich aufseiten der deutschen Mannschaft zeigten, sind seit langem bekannt. Da sind die Außenverteidiger, dieses Mal waren es Thilo Kehrer links und Benjamin Henrichs auf der anderen Seite, die wenig Schwung nach vorne bringen und in der Defensive Mängel zeigen. Über den Mittelstürmer wird auch seit Jahren diskutiert. Timo Werner blieb auch in Bologna den Beweis schuldig, dass er in dieser Rolle als "Neuner" die Qualität hat, die ihm Flick und auch dessen Vorgänger Joachim Löw stets bescheinigten und bescheinigen.

Ein paar verlässliche Größen

"Nullkommanull“, so der aktuelle Bundestrainer, sorge er sich wegen der Leistungen von Werner, der zumindest noch deutlich bemühter wirkte als Leroy Sané, auf dessen schlampige Ballverluste und Pässe sich die Frage auch bezogen hatte. "Wir werden wieder in die Spur kommen. Mir ist da überhaupt nicht bange. Wir werden auch wieder Tore machen. Mehr Tore", sagte Flick.

Ihm blieben nach dem 1:1 gegen eine neu aufgestellte italienische Mannschaft viele Erkenntnisse, auch positive: Antonio Rüdiger ist der Abwehrchef, Niklas Süle eine verlässliche Größe an seiner Seite, Joshua Kimmich der Stratege im Mittelfeld, der das deutsche Spiel lenkt.

Um diese Achse, zu der auch Torwart Manuel Neuer gehört, muss eine Mannschaft gebildet werden, die deutlich länger als in Bologna den von Flick gewünschten Fußball spielt. Im Juni bleiben noch drei Spiele, in denen das Personal, aber vermutlich nicht die Grundformation und Ausrichtung geändert werden dürften.

"Wir haben einfach mehr Qualität"

David Raum, der in Italien eingewechselt wurde, bietet sich als dynamischer Außenverteidiger an, genau wie in der Offensive Kai Havertz, der ebenfalls beim Anpfiff auf der Bank gesessen hatte.

Zweimal "ten minutes" Powerfußball sind zu wenig für diesen auf vielen Positionen so gut ausgestatteten Kader. Das sah auch Flick ein, die Leistung gegen Italien sei "nicht unser Anspruch" gewesen: "Wir haben einfach mehr Qualität.“