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Fußball I Nations League DFB-Elf gegen England - wieder nur nah dran

Stand: 08.06.2022 10:18 Uhr

Der Bundestrainer und die Spieler sind sehr zufrieden mit der Leistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen England. Es reicht aber nur zu einem Remis, und das lag nicht an dem eklatanten Unterschied bei den Torhütern.

Jordan Pickford sei ein großartiger Torhüter, der das im Spiel auch bewiesen habe, sagte jemand. Und bei dem Treffer, den er gegen Deutschland am Dienstagabend in der Nations League kassiert habe, sei der Mann aus England "ohne Chance" gewesen.

Manuel Neuer, sagte ein anderer, sei "absolute Weltklasse" und "der beste Torhüter der Welt". Diese Lobeshymne stammte von Hansi Flick, der als deutscher Bundestrainer sicherlich befangen ist. Aber seine Meinung dürften nicht erst seit dem 1:1 gegen England auch viele Fußballfans teilen, die anderen Mannschaften als Deutschland die Daumen drücken.

Nette Worte für Englands Keeper

Die netten Worte über den englischen Nationaltorhüter fand einer der beiden Stadionsprecher in der Münchner Arena. Sie waren eher der Höflichkeit eines Gastgebers geschuldet, denn zumindest die Ansicht, dass Pickford beim Treffer von Jonas Hofmann "ohne Chance" gewesen sei, war abenteuerlich, auch wenn der Schuss des Gladbachers ganz leicht abgefälscht worden war.

Neuer hielt alles - bis auf einen Elfmeter von Harry Kane. Er spielte dazu wieder die Rolle des elften Feldspielers, zeigte sich gelassen gegen Pressing-Aktionen und brachte die Pässe selbst mit seinem schwächeren linken Fuß recht sicher zum Mitspieler. Pickford hingegen spielte viele seiner erzwungenen weiten Pässe ins Seitenaus, auf den Kopf oder in den Fuß eines Deutschen.

Viele Vorteile bei den Deutschen

Der Unterschied zwischen den beiden Torhütern war auffällig. Dass der bessere bei der besseren Mannschaft im Tor stand, diese aber trotzdem nur zu einem Unentschieden kam, wirft die Frage auf: Warum kam die Eliteauswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schon wieder nur zu einem 1:1?

Die Vergleiche in anderen Mannschaftsteilen fielen ebenfalls zugunsten der Deutschen aus. Antonio Rüdiger und der ansonsten gegen England eher mäßige Nico Schlotterbeck spielten aus der Innenverteidigung heraus scharfe und weite Pässe zur Eröffnung, der kantige Harry Maguire hingegen meistens quer.

Das Mittelfeld des viermaligen Weltmeisters war dynamischer und kreativer. Vor allem in der ersten Hälfte überzeugte Jamal Musiala, der sich dank doppelter Staatsbürgerschaft auch für die englische Nationalmannschaft hätte entscheiden können.

Flick begeistert von seinem Team

"Wir haben genauso Fußball gespielt, wie wir uns das vorstellen. Die Art und Weise war einfach toll", sagte Flick. Das war ein bisschen überzogen, aber im Vergleich zur Leistung beim 1:1 in Italien drei Tage zuvor war es tatsächlich eine beachtliche Steigerung.

Dennoch blieb nur ein Punkt in einem der "Freundschaftsspiele, die in einem Turniermodus verpackt sind", wie Thomas Müller die Nations League beschrieb. Zwölf Spiele bestritt die deutsche Nationalmannschaft nun insgesamt in dem noch jungen Wettbewerb. Davon gewann sie nur zwei, zu Hause und auswärts gegen die Ukraine.

Hinweis auf mangelnde Qualität im DFB-Team

Es könnte also nicht nur eine Frage der Präzision und Konsequenz "im letzten Drittel" sein, die Flick erneut bemängelte. Die geringe Siegquote in den Spielen gegen starke Gegner könnte auch auf mangelnde Qualität hindeuten. Schließlich verliefen auch die beiden vergangenen großen Turniere enttäuschend.

"Konstanz und ein Ergebnis gehören dazu, um wirklich eine Spitzenmannschaft zu sein", sagte Thomas Müller, und mit "Ergebnis" war ein Sieg gemeint. Nur nah dran zu sein, mag in der gering geschätzten Nations League noch reichen. Bei der WM in Katar wird es zu wenig sein.