Tribüneneinsturz in Nijmegen Bochumer Forscher warnt: Das kann auch bei uns passieren

Stand: 18.10.2021 16:43 Uhr

Nach dem Einsturz einer Tribüne im niederländischen Nijmegen warnt ein deutscher Forscher vor ähnlichen Unglücken in deutschen Stadien.

Von Dani Müllenborn

Hüpfende Fußballfans, die eine Stadiontribüne zum Einsturz bringen. Ein Szenario, das auch in Deutschland möglich ist. "Das kann in drei Jahren passieren, in zehn Jahren, vielleicht auch schon am nächsten Samstag", warnen Michael Kasperski und sein Ingenieurs-Team von der Ruhr-Uni in Bochum. Und das nicht erst seit gestern. Seit den 90er Jahren beschäftigen sich die Forscher mit gefährlichen Schwingungen auf Zuschauertribünen.

Enorme Kräfte wirken

Die Bochumer Bauingenieure haben Probanden auf speziellen Waagen zu Musik hüpfen lassen und festgestellt, dass ein hüpfender Zuschauer die Tribüne dreieinhalb bis viereinhalb Mal so viel belastet, als wenn er einfach nur steht.

Die so entstehenden Kräfte würden die Statik belasten. Erst recht, wenn die Tribüne durch rhythmisches Springen und Hüpfen zu schwingen beginnt. Eine schwingende Tribüne berge zudem eine weitere Gefahr: Sie könne Angst auslösen und zu einer Massenpanik führen, so die Forscher.

Entwurfsmakel in deutschen Stadien

Das Team um Michael Kasperski befürchtet, dass viele Stadien in Deutschland aus Kostengründen nicht für derartige Belastungen geplant und gebaut wurden. Gemeint sind nicht nur Dritt- oder Viertliga-Stadien. Selbst bei Bundesliga-Stadien sprechen sie von Entwurfsmakeln und raten den Stadion-Betreibern, ihre Arenen zu testen und gegebenenfalls bei der Statik nachzubessern.

So, wie es zum Beispiel Borussia Dortmund bereits gemacht hat. Der Klub hat die legendäre Südtribüne, mit 35.000 Plätzen die größte Stehplatztribüne Europas, bereits nachträglich stabilisieren lassen.

Und auch beim Drittligisten FC Magdeburg, wo die Fans des FCM gerne hüpfend feiern, wurden die Tribünen nachträglich verstärkt, nachdem Mängel festgestellt worden waren.

Glimpflicher Ausgang in Nijmegen

In den Niederlanden war am Wochenende eine Tribüne unter der Last hüpfender Fans eingestürzt. Ein unter der Tribüne stehender Container bremste den Sturz aber ab, und verhinderte womöglich Schlimmeres. Fans von Vitesse Arnheim hatten den 1:0-Sieg ihrer Mannschaft in Nijmegen hüpfend und springend gefeiert.