Spieler des FC Zürich

Ex-Klub von Andre Breitenreiter FC Zürich - wenn der Meister plötzlich Schlusslicht ist

Stand: 21.10.2022 12:38 Uhr

Als Tabellen-Letzter der Super League steckt der Schweizer Meister FC Zürich tief in der Krise. Das Drama begann mit dem Abschied von André Breitenreiter. Nun ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Coach.

Nach zwölf Spieltagen noch kein Sieg und mit nur sechs Punkten Tabellen-Letzter, erst sieben Tore geschossen und schon 20 kassiert: Die Saisonausbeute des Schweizer Meisters FC Zürich in der Super League ist desaströs.

Den schlechtesten Start eines Schweizer Fußball-Meisters in der heimischen Liga hat das Team schon nach dem vierten Spieltag perfekt gemacht. In der Qualifikation zur Champions League ist der FCZ im Sommer gescheitert, in der Europa League gingen alle vier bisherigen Partien verloren. Dabei setzte es satte 14 Gegentore. Im Pokal hat sich Zürich beim Zweitligisten FC Lausanne blamiert und ist ausgeschieden. Für einen Meister ist das eine Bilanz des Schreckens.

Drama beginnt nach Breitenreiter-Weggang

Unter dem neuen Trainer Bo Henriksen geht es jetzt wieder ein wenig bergauf, wenn auch langsam. Der 47-jährige Däne ist seit knapp zwei Wochen im Amt, zuvor hatte er den FC Midtjylland trainiert. Henriksen startete mit einer krachenden 0:5-Pleite bei der PSV Eindhoven in der Europa League, holte in der heimischen Liga aber zuletzt zwei torlose Unentschieden gegen die Topklubs aus Bern und Basel - immerhin.

Was ist passiert am Letzigrund? Das Drama begann schon im Sommer. Denn da verließ Erfolgstrainer André Breitenreiter, unter dem das Team völlig überraschend die Meisterschaft geholt hatte, den Klub in Richtung TSG Hoffenheim.

Foda scheitert krachend

In Franco Foda glaubten die Macher um Präsident Ancillo Canepa einen adäquaten Nachfolger gefunden zu haben. Der 56-Jährige war zuvor schließlich österreichischer Nationaltrainer. Doch er scheiterte krachend und musste nach nur zweieinhalb Monaten gehen.

Zwischen Foda und den Spielern soll es von Beginn an nicht geklappt haben. Wegen der großen Belastung und der vielen Spiele setzte der Coach auf Rotation, eine feste Startelf gab es nicht.

Zuviel Druck, zu hohe Belastung

Foda wollte zudem ein Team, das flexibel alle Defensivketten und Spielsysteme beherrscht, da wurde auch mitten im Spiel einfach mal alles komplett umgestellt. Oft führt so etwas ja auch zum Erfolg, doch die Spieler des FCZ waren damit eher überfordert. Zudem hat Foda seine Spieler immer wieder öffentlich kritisiert, sie nach Fehlern ausgewechselt und somit an den Pranger gestellt.

Dabei lastete auf dem Team ohnehin schon der Erfolgsdruck der Meisterschaft. Die Vielzahl an Spielen mit Champions-League-Qualifikation und Europa League war es zudem nicht gewohnt.

Und einen solch fordernden Trainer wohl auch nicht. Die gute Beziehung zwischen der Mannschaft und Breitenreiter war einer der Hauptgründe für den überraschenden Erfolg im vergangenen Jahr.

Nicht wiederzuerkennen

Die Spielfreude und den begeisternden Fußball aus der Meistersaison brachte das Team nie auf den Platz. Die einst so sattelfeste Abwehr präsentierte sich oftmals vogelwild, die Offensive blieb ohne Durchschlagskraft.

In Stürmer Wilfried Gnonto (Leeds United) und  Topscorer Assan Ceesay (US Lecce) hatten zwei Stammkräfte den Klub verlassen, gleichwertig ersetzt wurden sie nicht.

Das Verpassen der Champions League verbesserte die finanzielle Situation wahrlich nicht, wohl deshalb erfolgte auch die Trennung von Foda recht spät. Denn der hatte einen Vertrag bis 2024 unterschrieben.

Hoffnungen ruhen auf Henriksen

Die Hoffnungen ruhen jetzt auf Henriksen. Der Däne soll vor allem erst Mal Ruhe reinbringen. Auf dem Platz klappte das in der Liga zuletzt gut. Mit einem 3-4-2-1-System gab es zweimal kein Gegentor.

Und in der Kabine menschelt es jetzt wohl auch wieder mehr. Gegenüber der "Neue Züricher Zeitung" bezeichnet Henriksen sich als "Menschenfreund". "Ich nehme alle Verantwortung auf mich", sagte er.

Stadtduell gegen Grasshopper Club

Beim FC Zürich sehnen sich jetzt alle nach dem ersten Sieg. Am Sonntag (23.10.2022) erwartet der FCZ den Grasshopper Club zum Stadtduell. Ein Erfolg ist bitter nötig. Der Abstand auf den Vorletzten Winterthur beträgt schon sechs Punkte.