Fußball | Schottland Schottischer Klub verpflichtet Vergewaltiger - Sturm der Entrüstung

Stand: 02.02.2022 12:20 Uhr

Der schottische Zweitligist Raith Rovers verpflichtet einen Vergewaltiger und erntet auf der Stelle einen Sturm der Entrüstung. Die bekannte Schriftstellerin Val McDermid kündigt ihr Trikotsponsoring, die Kapitänin des Frauenteams tritt zurück, Fans sind aufgebracht.

"Bitte entfernt meinen Namen von der Liste mit den Sponsoren des Klubs", bat Val McDermid den Klub, an dem ihr Herz hängt, und den sie finanziell seit Jahren unterstützt. Ihre Internetadresse prangt auf dem Trikot des Klubs. Damit ist es aber nun vorbei. Sie werde sogar ihre Dauerkarte zerreißen, schrieb die im Vereinigten Königreich bekannte Bestsellerautorin (01.02.2022) bei Twitter.

Einen Tag zuvor hatten die Rovers bekannt gegeben, dass sie David Goodwillie verpflichten, einen 32 Jahre alten Fußballprofi, der zu Beginn seiner Karriere in der Saison 2007/08 schonmal an die Rovers ausgeliehen war.

Sturm der Entrüstung

Gleich nach der Bekanntgabe des Transfers erntete der Tabellenvierte der schottischen 2. Liga einen Sturm der Entrüstung. Goodwillie war 2017 als Vergewaltiger einer Frau bestraft worden. Er musste dem Opfer mehr als 100.000 Euro zahlen.

Goodwillie bestritt die Tat. Er gab an, dass er und ein befreundeter Fußballprofi einvernehmlichen Sex mit der Frau gehabt hätten. Die britische Justiz sah zu wenig Beweise, um Goodwillie vor einem Strafgericht anzuklagen.

Das Opfer brachte den Fall Jahre nach der Tat jedoch vor die "Criminal Injuries Compensation Authority", nach deutschem Rechtsverständnis als ziviles Gericht zu bezeichnen. Der Richter dort folgte der Darstellung der Frau, dass sie am Abend der Tat zu betrunken gewesen sei, um über einvernehmlichen Sex entscheiden zu können und sie daher vergewaltigt worden sei. Goodwillie musste zahlen und gilt seitdem als Vergewaltiger, wie auch die BBC berichtete.

Trotzdem verdiente er weiter mit dem Fußballspielen Geld, bis vor ein paar Tagen beim Clyde FC.

Mitteilung des Klubs macht alles noch schlimmer

Die Raith Rovers sahen sich aufgrund der immensen Ablehnung des Transfers zu einer Rechtfertigung gezwungen, die einen erneuten Sturm der Entrüstung auslöste. Dass der Wechsel aus rein sportlichen Gründen gesehen werden müsse, wiesen viele Fans und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klubs in sozialen Netzwerken als zynisch zurück. Sie forderten den Klub auf, den Transfer rückgängig zu machen.

Auch die schottische Premierminsterin Nicola Sturgeon meldete sich zu Wort und begrüßte die Entscheidungen von Val McDermid und Tyler Rattray, die als Spielführerin der Raith Rovers Women zurücktrat. Zehn Jahre habe sie für den Klub gespielt, so Rattray.

Der Fall zeige, dass "unsere Gesellschaft noch einen langen Weg vor sich hat, um zu einer Null-Toleranz-Linie bei sexueller Gewalt zu kommen", schrieb die Premierministerin.

McDermid und Rattray unterstützen eine Onlinepetition, in der die Raith Rovers aufgefordert werden, den Vertrag mit David Goodwillie zu kündigen. In den ersten 20 Stunden unterschrieben knapp 3.000 Menschen die Petition. Der Klub äußerte sich am Mittwoch (02.02.2022) noch nicht wieder.