Frankreichs schillernder Strippenzieher Bernard Tapie gestorben - "Große Lücke in den Marseiller Herzen"

Bernard Tapie, langjähriger Eigentümer von Olympique Marseille und einstiger Adidas-Besitzer, ist im Alter von 78 Jahren verstorben.

Wie seine Familie der Zeitung "La Provence" am Sonntag (03.10.2021) bestätigte, starb Tapie im Alter von 78 Jahren an einer Krebs-Erkrankung.

Olympique: "Eine große Lücke in den Marseiller Herzen"

Olympique schrieb auf Twitter, Tapie hinterlasse eine große Lücke in den Herzen der Marseiller und werde für immer Teil der Klublegende sein. Auch außerhalb der Sportwelt war er in Frankreich eine Bekanntheit. Präsident Emmanuel Macron lobte dessen "Ehrgeiz, Energie und Enthusiasmus", damit habe er "Generationen von Franzosen inspiriert".

Triumphe mit OM, Beckenbauer und Völler

Tapie war in vielen Bereichen aktiv, unter andrem als Motorsportler. Nach großen Erfolgen als Chef des Radsportteams La Vie Claire übernahm Tapie 1985 Olympique Marseille und führte den Traditionsklub aus einer jahrelangen Krise in eine Hochphase. Mit ihm als Präsident gewann OM vier Meisterschaften (1989-1992), 1993 als bis heute einziger Verein Frankreichs auch die Champions League.

Tapie hatte Franz Beckenbauer 1990 nach dem WM-Triumph als Trainer nach Marseille geholt, der "Kaiser" wechselte wenig später auf den Posten des Technischen Direktors. Auch Rudi Völler spielte von 1992 bis 1994 für "OM" und stemmte mit dem Team den Königspokal.

Schillernde Figur Tapie: OM-Präsident, Minister, Künstler

Das Leben von Tapie, am 26. Januar 1943 in Paris in einfachen Verhältnissen geboren, beschränkte sich aber nicht auf den Sport. Während der Präsidentschaft seines Freundes François Mitterrand wurde Tapie Minister für Städteangelegenheiten, er war Politiker in der französischen Nationalversammlung und Abgeordneter im EU-Parlament. Später versuchte er sich als Schauspieler, Musiker, Moderator und Schriftsteller.

Er war in Frankreich eine schillernde, umstittene Figur, die auch Negativschlagzeilen machte. Nach dem Gewinn des fünften Ligatitels mit OM in Folge kam 1993 heraus, dass Funktionäre vor dem Spiel gegen Valenciennes Schmiergelder gezahlt hatten. Der Titel wurde aberkannt, der Klub 1994 in die 2. Liga strafversetzt. Ende der 1990er Jahre folgte eine Haftstrafe unter anderem wegen Bestechung und Unterschlagung.

Als ehemaliger "Adidas"-Besitzer vor Gericht

In Deutschland war der gelernte Ingenieur vor allem als ehemaliger Besitzer von Adidas bekannt. 1990 übernahm er die Aktienmehrheit an dem Sportartikel-Unternehmen, einige Jahre später gab er sie wieder ab. Der Verkauf beschaftigte jahrelang die Gerichte. Erst im Juli 2019 wurde er in der "Adidas-Affäre" vom Vorwurf des Betrugs und der Hinterziehung öffentlicher Gelder freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte Berufung eingelegt, die Fortsetzung des Verfahrens war aber schon im vergangenen Jahr wegen des schlechten Gesundheitszustandes des Managers verschoben worden.