Brasiliens Frauennationalmannschaft im Testspiel gegen Schweden

Frauenfußball weltweit Fußball-Turniere der Frauen: Mehr als nur Titel

Stand: 01.07.2022 20:54 Uhr

Noch wenige Tage, dann beginnt die Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England (6.-31. Juli). Doch auch jenseits Europas finden im Juli zukunftsweisende kontinentale Turniere statt.

Von Katarina Schubert

Wenn die Fußballerinnen beim Afrika-Cup in Marokko, bei der Copa América Femenina in Kolumbien oder bei den CONCACAF W Championships in Mexiko den Platz betreten, spielen sie um mehr als Prestige und Titel.

Bei allen Turnieren geht es auch um die Zukunft des Frauenfußballs auf dem ganzen Kontinent, wo dieser oftmals ein Schattendasein im Vergleich zu den Männern fristet. Es geht um Weltmeisterschafts- und Olympia-Startplätze, es geht um mediale Aufmerksamkeit und finanzielle Absicherung.

Rekord-Teilnehmerzahl beim Afrika-Cup der Frauen

Der Afrika-Cup der Frauen feierte seine Premiere bereits 1991, seit 1998 wird er im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen. Vom 2. bis 23. Juli findet er erstmals in Marokko statt. Zwölf Teams nehmen teil - so viele wie nie zuvor. Ihr Debüt geben Botswana, Burundi, Togo und Burkina Faso, die im Eröffnungsspiel direkt auf die Gastgeberinnen treffen.

Neben dem kontinentalen Titel geht es um die WM 2023: Die Halbfinalistinnen qualifizieren sich direkt für das Turnier in Neuseeland und Australien.

Seriensiegerinnen aus Nigeria mächtig unter Druck

Rekordsieger beim Afrika-Cup der Frauen ist Nigeria, bei bislang 13 Ausgaben sicherten sich die "Super Falcons" elf Mal den Titel. Doch andere Nationen holen auf. Nigerias größte Konkurrenz kommt aus Südafrika, wo der nationale Verband in den vergangenen Jahren zahlreiche Reformen zugunsten des Frauenfußballs einführte.

Die nigerianische Frauennationalmannschaft beim Afrika-Cup

Die nigerianische Frauennationalmannschaft beim Afrika-Cup

Mit seinen Bemühungen scheint Südafrika nicht allein dazustehen. Erst im vergangenen Jahr veranstaltete der afrikanische Fußballverband CAF erstmals eine Champions League für Frauen. An der Qualifikation für den Afrika-Cup nahmen überdies 44 Nationalteams teil - ein Rekord.

Trotzdem können die meisten Spielerinnen können nicht von ihrem Sport leben, professionelle Ligen sind eine Rarität und es fehlt an Investitionen in den Nachwuchs sowie professionelle Trainings- und Spielbedingungen. Die besten Afrikanerinnen zieht es daher nach Europa oder in die USA.

Brasilien dominiert den Copa América Femenina

Ähnliches gilt für die besten südamerikanischen Spielerinnen. Für die Copa América Femenina kehren sie jedoch in ihre Heimat zurück. Dieses Jahr findet das Turnier, an dem alle zehn Landesverbände Südamerikas teilnehmen, vom 8. bis 30. Juli in Kolumbien statt.

Die drei besten Teams qualifizieren sich direkt für die WM 2023, zudem erhält der Sieger einen Platz im kommenden olympischen Fußball-Turnier. Dieser wird wohl an Brasilien gehen, denn die Seleção dominiert den südamerikanischen Frauenfußball. Bis auf eine Ausnahme gewann sie alle Ausgaben der Copa América Femenina seit deren Einführung 1991.

Kaum professionelle Ligen in Südamerika

Fußball kommt in Südamerika fast einer Religion gleich, dennoch müssen auch dort die Spielerinnen um Anerkennung und professionelle Bedingungen kämpfen. Lediglich in Brasilien und Kolumbien gibt es professionelle Frauen-Ligen, die argentinische Liga gilt als semi-professionell. Zwar verdienen die Spielerinnen dort ein Mindestgehalt, dieses gleicht aber gerade mal dem der Männer in der vierten Liga.

Es gibt aber auch in Südamerika Bemühungen, den Frauenfußball zu fördern. Die Copa América Femenina wird ab sofort im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen, der Kontinentalverband CONMEBOL schreibt seit 2019 außerdem vor, dass alle Männer-Klubs ein Frauenteam haben müssen. Ansonsten wird ihnen die Teilnahme am traditionsreichen Vereins-Wettbewerb Copa Libertadores verweigert. Das verfehlt nicht seine Wirkung: Seitdem steigen die Investitionen in den Frauenfußball merklich an.

Weltmeisterinnen vs. Olympiasiegerinnen in Mexiko

Auch bei der CONCACAF W Championship in Mexiko (4.-18. Juli), den kontinentalen Titelkämpfen Mittel- und Nordamerikas, geht es neben dem Titel um zwei heißbegehrte WM-Startplätze. Wie in den vergangenen Jahren machen wohl die amtierenden Weltmeisterinnen aus den USA und die Olympiasiegerinnen aus Kanada den Titel unter sich aus.

Einzig den Gastgeberinnen ist es zuzutrauen, die Phalanx aus dem Norden zu durchbrechen. Das liegt vor allem an der mexikanischen Liga MX Femenil, die sich zum Ziel gesetzt hat, den heimischen Nachwuchs zu fördern und die besten Spielerinnen im Land zu halten. So durften bis zum vergangenen Jahr nur Fußballerinnen mit einem mexikanischen Pass teilnehmen, mittlerweile sind pro Team zwei ausländische Spielerinnen erlaubt.

Die Taktik scheint aufzugehen: Erst im vergangenen Jahr gelang dem Nationalteam Mexikos ein Überraschungssieg gegen Kanada.