Fußball | Ligue 1 Krawalle erschüttern Frankreichs Ligue 1

Stand: 01.10.2021 08:00 Uhr

Der französische Fußball schreibt nahezu wöchentlich negative Schlagzeilen durch Ausschreitungen. Die Gründe sind mysteriös. Nun steht ein brisantes Derby in der Ligue 1 an.

Die Association Sportive de Saint-Étienne wird vermutlich den ohnehin nur inoffiziellen Titel des Rekordmeisters bald verlieren. Schon nach dieser Saison ist damit zu rechnen, dass Paris St. Germain mit dann zehn Titeln gleichziehen wird. Zwölf Monate später wird der aus Katar gesteuerte Klub wahrscheinlich zum elften Mal die französische Fußballmeisterschaft gewinnen.

Dass die AS St. Etienne in absehbarer Zeit nochmal Meister wird, ist nahezu ausgeschlossen. Aktuell belegt der Klub mit nur drei Punkten aus acht Spielen den letzten Tabellenplatz in der Ligue 1. Das "Derby Rhône-Alpes" oder einfach "Le Derby" am Sonntag (03.10.2021) gegen Olympique Lyon wird daher noch ein bisschen wichtiger.

Frankreich blickt aber nicht nur aus sportlichen Gründen gebannt auf "Le Derby". Platzstürme, Flaschenwürfe, ein Angriff auf einen Mannschaftsbus, Auseinandersetzungen unter Fans und zwischen Fans und Polizei gab es in den vergangenen Wochen in der Ligue 1. Die Liga, in der nun auch Lionel Messi spielt, erzeugte andere Schlagzeilen als es viele dachten.

Verletzte Polizisten in Marseille

Am Donnerstag (30.09.2021) wurden beim Spiel der Europa League zwischen Olympique Marseille und Galatasaray Istanbul nach Angaben eines Polizeisprechers drei seiner Kollegen verletzt. Insgesamt 550 Polizisten seien zum Einsatz gekommen.

Die Partie musste für acht Minuten unterbrochen werden, nachdem Rauchbomben und Feuerwerkskörper gezündet worden waren. Es kam auch zu Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen beider Vereine.

"Wir sind alle von der Explosion der Gewalt überrascht. Das hat niemand erwartet", sagt David Fioux, der für die renommierte französische Sportzeitung "L'Equipe" arbeitet. Selbst Soziologen, die sich mit dem Phänomen beschäftigten, hätten keine schlüssige Erklärung.

"Vielleicht ist es der Frust nach Corona"

Weder einen Beschluss noch eine Ankündigung vonseiten des Fußballs oder der Politik habe es in den vergangenen Wochen gegeben, mit der die Eskalation zu erklären sei. "Vielleicht ist es der Frust, der sich jetzt nach Corona entlädt", mutmaßt Fioux.

Erstaunlich sei, so der Journalist, dass es auch in Stadien zu Vorfällen gekommen sei, in denen das nicht vermutet worden wäre, etwa in Angers.

Zu lasche Strafen?

Dass es wiederholt zu Ausschreitungen kam, führt Fioux auf die wenig abschreckende Wirkung von Strafen zurück: "Die Fans haben gesehen, dass es möglich ist, den Platz fast ohne Folgen zu stürmen."

So milde, wie es sich anhört, waren die Strafen allerdings nicht. OGC Nizza, das bislang eine so starke Saison spielt, erhielt zwei Punkte Abzug, wobei ein Punkt auf Bewährung ausgesetzt wurde. Zudem wurden "Geisterspiele" verhängt. Bei der Partie zwischen Nizza und Olympique Marseille war die Situation eskaliert, nachdem Marseilles Spieler Dimitri Payet Flaschen zurück auf die Tribünen geworfen hatte, mit denen er und seine Kollegen attackiert worden waren.

Lange Sperre für einen Fitnesstrainer

Ein Fitnesstrainer von Marseille, der in das anschließende Handgemenge verwickelt war und einen Fan von Nizza schlug, wurde bis zum Ende der Saison gesperrt.

Dennoch, so Fioux, seien die Strafen zu lasch. Er verweist zudem auf die Schwierigkeiten der Behörden, Täter zu identifizieren. Weder von der Liga noch aus der Politik seien bislang konstruktive Vorschläge gekommen, wie das Problem der Ausschreitungen in den Griff zu bekommen sei. "Es kann überall wieder passieren", so Fioux.

Sorgen vor "Le Derby"

Sorgenvoll blickt Frankreich daher auf den Spieltag am Wochenende und vor allem auf "Le Derby". Dabei dürfen die Fans von Olympique Lyon gar nicht anreisen und erst nicht ins Stadion. "Olympique Lyon bedankt sich im voraus bei seinen Anhängern, dass sie diese Entscheidung der Behörden respektieren", teilte der Klub mit. Die Präfektur Loire erließ ein entsprechendes Dekret samt Reiseverbot für die Gästefans.

Das Verbot hat mit der aktuellen Situation nur bedingt zu tun. Es wurde in den vergangenen Jahren schon häufiger ausgesprochen, nachdem es immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen war.