Fußball | La Liga Wieder wie eine Mauer: Ter Stegen rettet seinen guten Ruf

Stand: 03.01.2022 19:56 Uhr

Mit einer Monsterparade rettete Marc-André ter Stegen Barcelonas Sieg in Mallorca. Nach Wochen voller ungewöhnlicher Fehler wies der deutsche Torhüter nach, warum er dennoch ein Ausnahmekönner ist.

Wie schnell der Wind sich drehen kann, erlebt Marc-André ter Stegen gerade am eigenen Leib. Eigentlich galt der deutsche Torhüter in Diensten des FC Barcelona zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung eher als Auslaufmodell denn als Vision für die Zukunft. Zu viele schwerwiegende Fehler waren dem 29-Jährigen in den vergangenen Wochen unterlaufen.

Auch aufgrund der wankelmütigen Darbietungen ter Stegens rutschte der finanziell äußerst schwer angeschlagene Traditionsklub aus Katalonien (über 1,3 Milliarden Euro Schulden) in der laufenden Saison in der Tabelle ab und verlor den Nimbus als Titelaspirant in der spanischen Liga.

Die Wiederauferstehung

Nun aber, gegen RCD Mallorca, verhinderte ter Stegen in der Nachspielzeit mit einem prächtigen Reflex einen Gegentreffer. Mallorcas Jaume Costa versuchte sich an einer Direktannahme aus fünf Metern Entfernung, ter Stegen riss den Arm hoch und der Ball prallte ab wie an einer Mauer. Sieg gerettet, ter Stegen gefeiert - erstmals seit längerer Zeit.

"Die Wiederauferstehung von ter Stegen", titelte das Madrider Fachblatt "Marca" am Montag (03.01.2022). Die Zeitung "El Mundo" und andere Medien sprachen von einer "Wunderparade" und vom rechten "Wunderarm" des Keepers.

Untypische Abspielfehler

Noch vor kurzem allerdings sorgte der deutsche Nationaltorhüter für ganz andere Eindrücke und Schlagzeilen. Seit seiner Knie-Operation im vergangenen Sommer hatte ter Stegen lange nicht zu seiner Form gefunden und einige Fehler aneinandergereiht.

Sogar der ein oder andere Abspielfehler mit dem Fuß unterlief ihm, obwohl seine Zuspiele eigentlich so sicher sind wie die seines Konkurrenten im deutschen Tor, Manuel Neuer. Eine besondere Eigenschaft, über die die beiden deutschen Torhüter verfügen und die sie aus der Gruppe der weltweit besten Torhüter noch ein Stück herausheben.

Spott für ter Stegen

Besonders übel nahm ihm die spanische Öffentlichkeit indes das Spiel gegen den FC Bayern in der Champions League (0:3) Anfang Dezember. Der "Mundo Deportivo" sprach von einem "grotesken Gegentor" und meinte damit das 2:0 von Leroy Sané, als der Barca-Torhüter beim Weitschuss des Münchner Angreifers alles andere als gut aussah.

"Ter Stegen ist schon lange nur noch ein Schatten seiner besten Version", urteilte etwa die spanische Zeitung "Sport". Die "Marca" zog ein noch unerbittlicheres Fazit: "Er hat mit dem Wunderkeeper der letzten Jahre nichts zu tun. In diesem Jahr würde er nicht einmal ein Taxi stoppen."

Spekulationen über ein Barca-Aus

Nicht zuletzt aufgrund der schwächeren Leistungen ter Stegens wurde in Spanien dann auch darüber spekuliert, dass der FC Barcelona seinen Torhüter gerne loswerden und damit auch rund 18 Millionen Euro netto jährlich an Gehalt einsparen würde. Denn Geld können die Katalanen gerade jetzt besonders gut gebrauchen. Auch wenn natürlich im Fall einer Trennung eine Abfindung fällig würde. Der Vertrag des Deutschen läuft noch bis Sommer 2025.

Wie groß der interne Stellenwert ist, das zeigte Innenverteidiger Eric García, der ter Stegen nach dem Spiel in Mallorca extra hervorhob: "Spektakuläre Parade. Marc hat gezeigt, was für ein Supertorwart er ist. Wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können, wenn es drauf ankommt."

Und Xavi Hernandez brachte die Situation des Deutschen auf den Punkt: "Marc hat uns gerettet, dieser Sieg ist immens wichtig", sagte der Barca-Trainer. "Er hatte zuletzt eine Vertrauenskrise", diese sei nun aber überwunden.

Es kann also rasend schnell gehen im Tagesgeschäft Profifußball. Der gute Ruf von Marc-André ter Stegen ist erst einmal wieder gerettet und hergestellt.