Fußball | La Liga Umbruch in Perfektion - FC Barcelona zurück in der Erfolgsspur

Stand: 02.03.2022 23:31 Uhr

Die erste Saisonhälfte des FC Barcelona war geprägt von Krisen und Rückschlägen. Doch nach mehreren Personalentscheidungen sind die Katalanen wieder in Topform und könnten eine große Zukunft vor sich haben.

Noch am 13. Dezember waren die Sorgenfalten riesig beim FC Barcelona. Nach dem Ausscheiden aus der Champions League bekam der spanische Topklub die SSC Neapel für die Europa-League-Playoffs zugelost, es drohte der GAU, da auch in der Liga die Spitze ganz weit weg war. Und dann war da noch das Milliarden-Minus, das dazu führte, dass Lionel Messi den Verein nach vielen glorreichen Jahren Richtung Paris verlassen musste.

Neuer Trainer sorgt für neuen Geist

Keine drei Monate später herrscht bei Barça wieder beste Laune. In der vergangenen Woche hat das Team die Schreckensvorstellung abgewendet und dank eines 4:2-Erfolgs in Neapel das Ticket für das Achtelfinale in der Europa League gelöst. Und in der Liga haben sich die Katalanen wieder auf einen Champions-League-Platz vorgearbeitet. Die Folge von 21 Punkten aus den vergangenen neun (ungeschlagenen) Spielen.

Der Kopf der Wende ist Xavi Hernández. Der einstige Mittelfeldregisseur und Kapitän in den 2000er- und 2010er-Jahren, als Barça das Nonplusultra in Fußball-Europa war, hat den Trainerjob Anfang November übernommen, und schon einen Monat später trug seine Arbeit Früchte.

Xavi hat die Mannschaft nicht nur fußballerisch wieder auf Vordermann gebracht, sondern vor allem in Sachen Einstellung. Die Spieler leben wieder für Barça, ihr Coach hat ihnen das Gefühl zurückgebracht, für einen der größten Vereine der Welt zu spielen, nicht für einen Krisenklub auf dem absteigenden Ast.

De Jong lernt von Xavi

Der Wandel spiegelt sich am besten in Frenkie de Jong wider. Der niederländische Nationalspieler wurde bereits als megateurer Fehleinkauf - Barça überwies 2019 für ihn 86 Millionen Euro an Ajax Amsterdam - abgestempelt, blüht unter Xavi aber auf. De Jong sei ein "außergewöhnlicher Spieler", der sehr viel von sich selbst fordere und doch bescheiden sei. "Er ist ein Fußballer, der sehr wichtig für die Mannschaft sein muss. Er versteht die Spielweise, die wir vorgeben", sagte BarcelonasTrainer.

De Jong ist ein Teil des Mannschaftsteils, der zu Xavis aktiven Zeiten schon das Herzstück des Barça-Spiels war und es nun wieder ist. Sergio Busquets als erfahrener Abräumer sowie der junge de Jong (24) und die noch jüngeren Pedri (19) und Gavi (17) bilden ein Mittelfeld, das Dominanz und Esprit gleichermaßen ausstrahlt. Vor allem die beiden ganz jungen spanischen Hochtalentierten sollen für eine famose Barça-Zukunft sorgen.

Fantastisch, kein Limit - Xavi schwärmt von Barças Teenagern

"Er ist überragend. Was er macht, wie er sich dreht, das Tempo - es ist fantastisch. Er spielt auf höchstem Niveau, spektakulär. Es gibt kein größeres Talent auf der Welt als ihn. Er macht den Unterschied, im Spiel, im Strafraum, er holt die Bälle", sagte Xavi zuletzt über Pedri. "Es ist ein Wunder, ihn zu haben. Er kommt für eine halbe Stunde rein und ist überragend. Er ist kein normaler Spieler. Es gibt nur sehr wenige wie ihn."

Und über Gavi sagte der 42-Jährige: "Für einen Trainer hat er keinen Preis. Mit seinem Alter überrascht er. Er ist 17, nicht mal volljährig. Ich bin froh, ihn zu haben. Er hat seine Persönlichkeit und soll so weitermachen. Er hat kein Limit. Gavi zu haben, ist fantastisch – wie er mit 17 Jahren mithält, seine Persönlichkeit, die Chancen, für die er sorgt - er ist die Zukunft unseres Klubs."

Spektakuläre Fußballer-Generation

Doch Pedri und Gavi sind da nicht die einzigen. Nico Gonzalez, Alex Balde, Ronald Araujo und Ez Abde sind weitere Spieler, die laut Xavi eine große Zukunft vor sich haben. "Diese Generation an Fußballern ist spektakulär. Es ist sehr schwer, solche Spieler in dem Alter zu finden. Sie sind sehr jung, machen aber den Unterschied aus. Das sagt viel über sie aus. Es ist mit ihnen wunderbar, ich bin sehr glücklich, auf sie setzen zu können", so der Barça-Trainer.

Um zu wachsen, brauchen Talente aber ein funktionierendes Umfeld. Dass das in Barcelona mittlerweile vorherrscht, hat auch mit einer Reihe von Transfers im Winter zu tun, die nahezu allesamt geglückt sind. Barcelona holte Ferran Torres von Manchester City, Pierre-Emerick Aubameyang vom FC Arsenal und Adama Traoré von den Wolverhampton Wanderers. Zuvor setzte sich Xavi für die Verpflichtung der vereinslosen Klublegende Dani Alves ein. Sie haben alle tragende Rollen im Umschwung übernommen.

Positive Entwicklung sogar bei Dembélé

Und selbst ein anderes heikles Thema könnte nun in eine schöne Geschichte umgewandelt werden. Ousmane Dembélé sollte den Klub im Winter verlassen, da er sich zuvor geweigert hatte, seinen Vertrag zu verlängern. Ein Abnehmer fand sich jedoch nicht und so drohte dem Franzosen eine Rückrunde auf der Tribüne sowie ein kostenloser Abgang im Sommer. Doch nun avanciert er immer mehr zum Leistungsträger, war in den vergangenen beiden Spielen an vier Toren beteiligt.

"Dembélé verwandelte Pfiffe in Applaus", sagte Xavi über seinen Spieler, der auch bei den Fans schon in Ungnade gefallen war. Und so hat der FC Barcelona nun die Hoffnung, dass es doch noch zu einer Vertragsverlängerung kommt. "Dembélé kennt unser Angebot. Wir hoffen, dass er am Saisonende darüber noch mal nachdenkt", sagte Klubpräsident Joan Laporta.

Am kommenden Wochenende wird Dembélé wieder im Fokus stehen. Am Sonntag (06.03.2202) ist Barça beim FC Elche zu Gast. Nach dem Umbruch in Perfektion will das Xavi-Team da den nächsten Schritt zu alter Stärke machen und in der Erfolgsspur bleiben.